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"Berlin bleibt bunt": Das wünschen sich die Gegendemonstranten bei "AfD wegbassen", organisiert von der Berliner Clubszene.

© Britta Pedersen/dpa

AfD-Demo und Gegenproteste in Berlin: Friede, Freude, Islamisierungsängste

Zehntausende sind am Sonntag in Berlin für und gegen die AfD auf die Straße gegangen. Trotz einzelner Zwischenfälle verliefen die Proteste weitgehend friedlich.

Und dann wummert das Bass wieder durch Berlin. Wie damals bei der Loveparade. Nur nicht ganz so laut, aber doch bunt, mit viel Glitzer und auch auf der Spree mit Booten und Flößen. Die Demonstranten sind sich ihrerseits durchaus der Tradition bewusst, in der sie stehen: „Friede, Freude, Eierkuchen“, kann man auf einem ihrer Banner lesen – das Motto der ersten Loveparade 1989.

Insgesamt mehr als 25.000 Menschen haben sich laut Polizei - mehr als 70.000 laut Veranstaltern - am Sonntag an den dreizehn angemeldeten Protesten gegen die Demonstration der AfD beteiligt. Die Partei hatte zu einem Aufzug unter dem Motto „Zukunft für Deutschland“ aufgerufen, der vom Hauptbahnhof durch das Regierungsviertel zum Brandenburger Tor zog. Bei der Abschlusskundgebung waren es am Nachmittag in der Spitze rund 5000 Teilnehmer, wie die Polizei erklärte.

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Die war mit einem Aufgebot von mehr als 2000 Beamten aus mehreren Bundesländern im Einsatz. Am Rande kam es zu mehreren Zusammenstößen mit Gegendemonstranten, auch gab es Attacken auf AfD-Sympathisanten. Vor dem Friedrichstadtpalast brannte ein mit Pyrotechnik gefüllter Müllcontainer. An der Luisenstraße wurde von einer S-Bahnbrücke Teer auf Teilnehmer des AfD-Aufzugs gekippt. Ansonsten blieb der Protest weitgehend friedlich, größere Randale blieben aus, wie die Polizei selbst betonte.

Allerdings gab es bereits im Vorfeld der Demonstration mehrere Attacken von Linksradikalen auf Büros der AfD und anderer rechtskonservativer Organisationen – sogar auf Privatwohnungen von AfD-Politikern. Auf einschlägigen Internetseiten der linken Szene und von der Polizei sind mehrere Angriffe dokumentiert worden.

Die AfD-Demo: Gegen den Islam, Özil und Merkel

Bei der AfD-Demonstration warnten die Redner vor der Islamisierung Deutschlands. Beatrix von Storch, Bundesvorstandsmitglied aus Berlin, sagte bei der Auftaktkundgebung auf dem Washingtonplatz: „Die Herrschaft dieses Islam in Deutschland ist nichts anderes als die Herrschaft des Bösen.“

Von Storch äußerte sich auch über den Fußball-Nationalspieler Mesut Özil, der jüngst für einen gemeinsamen Auftritt mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Abbitte leisten musste. Özil sei „trotz seines deutschen Passes kein Deutscher“, sagte von Storch, auch weil der Fußballer die Nationalhymne nicht singen wolle.

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Dazwischen immer wieder Rufe von den Demo-Teilnehmern wie „Merkel muss weg“ und „Widerstand“. Parteichef Alexander Gauland sprach vom Multikulti-Wahnsinn: Deutschland sei das Land „unserer Väter und Mütter und wir wollen es behalten, wie es war. Die Konsensparteien wollen unser Land verändern.“ Der Berliner Landesparteichef Georg Pazderski erklärte: „Die Integration in Berlin und Deutschland ist gescheitert.“

Für die AfD war diese Demonstration im Herzen der Bundeshauptstadt, mitten durch das Regierungsviertel, in Sichtweite des Kanzleramtes und vorbei am Reichstag von zentraler Bedeutung: Schon seit Monaten wurde für den Marsch nach Berlin mobilisiert – aus den fernen Regionen, wo es Übergriffe von Flüchtlingen gab. Im südbrandenburgischen Cottbus etwa. Von dort war Christoph Berndt von der Initiative „Zukunft Heimat“ angereist und trat bei der AfD als Redner auf.

Von Dresden mit Pegida über Cottbus, wo real, aber auch geschürt Zorn über die Flüchtlingspolitik herrscht, gepaart mit einem großen rechtsextremen Bodensatz, sollte die angebliche Wut nach Berlin, ins Zentrum der Macht getragen werden. Geklappt hat das nur bedingt: Andere Initiativen aus anderen Regionen blieben fern. Wie etwa die rechtspopulistische Initiative „Kandel ist überall“. Die hatte sich gegründet, nachdem ein mutmaßlich aus Afghanistan stammende Flüchtling Ende 2017 im südpfälzischen Kandel die 15-jährige Mia – wohl aus Eifersucht – getötet hat. Doch Vertreter aus Kandel haben bereits im Vorfeld der AfD-Demonstration wie auch andere Initiativen abgesagt – aus „internen Schwierigkeiten“, wie es hieß.

Die Erwartungen an den Protesttag hatte die AfD letztlich bereits vor der Demonstration heruntergeschraubt. Angemeldet hatte sie bei der Polizei rund 10.000 Teilnehmer. In der vergangenen Woche gab sie dann als Parole aus: „2500 ist das Mindeste, 5000 wäre ein großer Erfolg.“

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Doch nicht mal dieser Minimalerfolg sollte sich Sonntag einstellen. Die verschiedenen Gegenkundgebungen schlugen die AfD-Veranstaltung in ihrer Besuchergröße deutlich. Zur zentralen Kundgebung vor dem Reichstagsgebäude hatte das Berliner Bündnis gegen Rechts und die Initiative Aufstehen gegen Rassismus aufgerufen. Eine „Glänzende Demonstration“ von Künstlern lief vom Weinbergspark über Unter den Linden zum Pariser Platz am Brandenburger Tor.

"AfD wegbassen" und Floßdemo

Ein von der Berliner Clubszene organisierter Umzug mit rund 30 Musikwagen zog an der Siegessäule auf die Straße des 17. Juni. „AfD wegbassen“ lautete das Motto der Karawane, die sich teilweise entlang der Strecke der einstigen Berliner Loveparade bewegte. Auch am Potsdamer Platz und in der Nähe des Hauptbahnhofs trafen sich Techno-Fans, um ihren Protest mit Musik lautstark zu äußern. Die Organisatoren sprachen von 10.000 Teilnehmern allein an der Straße des 17. Juni. Rund 20 Boote und Flöße waren auf der Spree unter lauter Elektromusik von Berlin-Friedrichshain in Richtung Hauptbahnhof gefahren.

Musik gab es bei der AfD auch noch: Am Ende der Kundgebung, nach 15 Uhr, sangen die Demonstrierenden die deutsche Nationalhymne. Unter dunklen Regenwolken, ein Fahnenmeer. Schwarz, rot, gold.

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Als die AfD-Anhänger abgezogen waren, tanzten die Gegendemonstranten auf der Straße des 17. Juni zu lauter Musik bis in den Abend einfach weiter. Dazwischen immer wieder Reden: Darüber, dass es so viele Menschen bei den Protesten gegen Hass waren. Weil der Lebensentwurf der AfD eben nicht passe - zum bunten Berlin.

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