zum Hauptinhalt

Abschlussparty "Saubere Sache": "Die Stadt gehört uns allen"

Hunderte Freiwillige haben an diesem Wochenende mitgeholfen, unsere Stadt ein wenig schöner zu machen. Zum Abschluss der Aktion "Saubere Sache" lud der Tagesspiegel zur Party im Verlagsgebäude am Askanischen Platz.

Was treibt Menschen an, die sich stunden- oder jahrelang für eine Sache einsetzen, für die sie kein Geld, ja manchmal noch nicht einmal ausreichende Anerkennung bekommen? Zur „Dankes-Party“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und des Tagesspiegels am Samstagabend sind rund 300 Menschen gekommen, die auf diese Frage jeweils eine ganz persönliche Antwort geben können: Viele sind Freiwillige der „Saubere Sache“-Aktionstage und haben am Freitag und Sonnabend in 180 verschiedenen Aktionen in der ganzen Stadt geputzt, Blumen gepflanzt, gestrichen, gefegt, ausgemistet und aufgeräumt. Andere sind langjährige Ehrenamtliche, die sich seit Jahren einer Sache widmen.

Bei Bier und Kartoffelsalat erzählen sie, warum sie sich das alles antun. Dieter Telge zum Beispiel: „Ich mache das nicht, um gelobt zu werden“, sagt er, „sondern, weil ich davon überzeugt bin.“ Seit 1976 ist er in der Aidshilfe-Bewegung aktiv. Als das Thema Aids in den 70ern immer präsenter wurde, dachte er sich: „Wer macht das sonst, wenn nicht ich?“ Auch Georg Härpfner, Vorstandsmitglied der Berliner Schwulenberatung, wollte nach seiner Pensionierung etwas moralisch sinnvolles mit der neu gewonnenen Zeit anfangen.

Ursula Prestin ist seit 8 Jahren Streitschlichterin an Schulen für den Verein „Senior Partner in School“ – weil sie Kinder liebt, weil es Freude bereitet, und „weil es allen so viel bringt“. Und Rentnerin Frances sagt: „Es nützt doch nichts, wenn man meckert aber nichts tut.“ Deswegen hat sie am Samstag zum zweiten Mal beim Aktionstag „Saubere Sache“ mitgemacht. In diesem Jahr wollte ihr Enkel nicht mehr mitkommen. Sie ist trotzdem zur Aktion „Friedenau räumt auf“ gegangen – allein: „Ich kam zu spät, aber ein Herr hat mir noch seine Zange und seine Handschuhe gegeben“, sagt sie. Es habe Spaß gemacht, etwas bewirken zu können.

Ob Müll auf der Straße, Aidshilfe oder Schreitschlichtung – all diese Engagierten haben irgendwann begonnen, Verantwortung für Probleme zu übernehmen, an denen sie selbst keine Schuld tragen. Vor allem die Lust am Verändern scheint viele dabei anzutreiben.

Zum Dank gab es an diesem Abend im Tagesspiegel-Verlagshaus am Askanischen Platz Bockwurst, Buletten, Bier und Kartoffelsalat. Der Tagesspiegel-Chor schmettert den Engagierten ein zuckersüßes „Somewhere over the Rainbow“ entgegen. Der Konferenzraum nebenan verwandelt sich derweil in eine 50er-Jahre-Küche, in der sieben betagte Hausfrauen Männermord-Pläne schmieden („Ich werde Fliegenpilz verwenden“) - es ist nur Theater, zum Glück, "Eine Frau wird erst schön in der Küche!" heißt das Stück der Theatergruppe "Spätzünder".

Lang wird der Abend nicht, denn viele fallen nach der Plackerei der Aktionstage früh und müde, und die meisten wohl auch glücklich ins Bett. Die Aktionstage, sagt Lorenz Maroldt, Chefredakteur des Tagesspiegels, haben gezeigt: „Die Stadt gehört nicht dem Lautesten, dem Frechsten, auch nicht dem Herrn Wowereit – sie gehört uns allen.“ Und die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Barbara John bringt in ihrer kurzen Rede auf den Punkt, was für Menschen da gerade vor ihr an den Biertischen stehen: „Die Engagierten packen den Dreck nicht mit dem Maul an, sondern mit der Hand“. Und es gibt es ja auch noch Handschuhe. Mit denen packt sich der Dreck auch nächstes Jahr wieder leichter an.

Zur Startseite