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Gutes Duo: Die Schauspielerin Iris Berben und Edin Hasanovic, Moderator des Abends

© Gregor Fischer/dpa

Deutscher Filmpreis 2018: Goldene Verleihung, goldene Lola

Am Freitagabend wurde im Palais am Funkturm der Deutsche Filmpreis vergeben. „3 Tage in Quiberon“ räumte dabei ab.

Also das hat es ja nun wirklich noch nie gegeben, nicht beim Berlinale-Bären, nicht beim Oscar und auch nicht bei den Lolas: Eine Dankesrede aus dem Kreißsaal, oder doch fast. Robert Gwisdek, der Reporter in „3 Tage in Quiberon“, soeben für die beste männliche Nebenrolle ausgezeichnet, hatte gewissermaßen die Türklinke schon in der Hand, musste gleich wieder hinein, um der werdenden Mutter beizustehen, das Töchterchen habe sich schon als „dramatische Persönlichkeit“ gezeigt. Der Saal fieberte mit, ganz besonders aber der werdende Opa Michael Gwisdek.
Was für eine Gala, diese Verleihung des 68. Deutschen Filmpreises im Palais am Funkturm. Über ausbleibenden Filmnachwuchs muss man sich jedenfalls keinen Sorgen machen, die werdende Vater- oder Mutterschaft war geradezu ein roter Faden, der sich an verschiedenen Beteiligten entlang durch den Abend wand. Und sei es nur, dass Birgit Minichmayr, noch ganz benommen für die gewonnene Lola als beste Nebendarstellerin in „3 Tage in Quiberon“, ihren zwei Töchterchen in Wien aus der Ferne zurief, sich zu gedulden, morgen gebe es ja wieder Milch.

Mit ernsten Worten hatte der Freitagabend begonnen, Iris Berben, Präsidentin der den Preis ausrichtenden Deutschen Filmakademie, gab sich kämpferisch gegen Rechtspopulismus, Homophobie, Frauenverachtung und anderes mehr. Kulturstaatsministerin Monika Grütters sagte das, was sie als Kulturstaatsministerin bei solchen Gelegenheiten eben zu sagen hat, und es drohte ein langer Abend zu werden. Aber dann das: Ein Wirbelwind fegte über die Bühne, oder genaugenommen gleich zwei: Iris Berben eben und der neue Moderator Edin Hasanovic, gerade mal 26 Jahre alt.

Soeben noch war er in alten Filmszenen an der Seite von Loriot, Harald Juhnke, Manfred Krug und anderen deutschen Stars gezeigt worden, nun wirbelte er – „Yes, I’m happy“ – mit der Iris und weiteren Tanz-Girlies zu einem Pop-Potpourri über die Bühne, das die 1900 Gäste im Saal begeistert mitklatschten und es gleich schon Standing Ovations gab. Es geht also doch, solch eine Filmpreis-Gala spritzig, humorvoll, durch und durch unterhaltend zu gestalten. Was freilich dazu führte, dass man bei mancher Laudatio, mancher Dankesrede nur darauf wartete, dass das Unterhaltungsprogramm endlich weiterginge. Nicht freilich bei der Preisrede von Charly Hübner auf die drei Aspirantinnen der Lola für die beste Hauptrolle: So wie er kleine Szenen schilderte, die ihn besonders beeindruckt hatten, war es fast schade, dass man jetzt nicht auf der Stelle diese gepriesenen Filme sehen konnte.

Edin Hasanovic ist ein echtes Moderationstalent

Und wundervoll erfrischend auch die Begeisterung, das Jubilieren, die Freudentränen von Marie Bäumer, als sie ihre Lola in den Händen hielt und Charly Hübner, in „3 Tage in Quiberon“ der Fotograf, gleich um den Hals fiel.
Ach, es war ein Abend mit sehr wenigen kleinen Tief- und vielen Höhepunkten, und selbst Schnitzer konnte Edin Hasanovic rasch ausbügeln.

So, als er bei einer allzu langen Dankesrede des Tongestalters Martin Steyer wie angekündigt spaßig dazwischen ging, der Preisträger tatsächlich sofort das Feld räumte, er aber gleich hinterherspurtete – „Stop, stop“ –, die Danksagung weiterging und alles wieder gut war. Ein echtes Moderationstalent, um flotte Sprüche nie verlegen, selbstironisch, und vor allem überaus unterhaltsam, was man wirklich nicht von allen Lola-Galas der vergangenen Jahre sagen konnte. Berührend auch die Preisrede von Fatih Akin auf Ehrenpreisträger Hark Bohm („Mein Leuchtturm für alles“), für den es dann die zweiten Standing Ovations des Abends gab. Die meisten Lolas hat dann tatsächlich der Favorit „3 Tage in Quiberon“ abgeräumt: Sieben von zehn Möglichen. Und eigentlich fehlte nur eines, um diesen schönen Abend perfekt zu machen: die Nachricht aus dem fernen Kreißsaal, dass eine neue Lola glücklich geboren wurde. Die ließ sich aber Zeit.

Das sind die Gewinner:

Beste Spielfilme: Lola in Gold für „3 Tage in Quiberon“, Silber-Lola für „Aus dem Nichts“, Bronze-Lola für „Western“ Beste weibliche Hauptrolle: Marie Bäumer in „3 Tage in Quiberon“ Beste weibliche Nebenrolle: Birgit Minichmayr in „3 Tage in Quiberon“ Beste männliche Hauptrolle: Franz Rogowski für „In den Gängen“ Beste männliche Nebenrolle: Robert Gwisdek für „3 Tage in Quiberon“ Bester Dokumentarfilm: Andres Veiel für „Beuys“ Bestes Drehbuch: Fatih Akin und Hark Bohm für „Aus dem Nichts“ Beste Regie: Emily Atef für „3 Tage in Quiberon“ Beste Kamera: Thomas W. Kiennast für „3 Tage in Quiberon“ Bester Schnitt: Stephan Krumbiegel, Olaf Voigtländer für „Beuys“ Beste Filmmusik: Christoph M. Kaiser, Julian Maas für „3 Tage in Quiberon“ Bestes Maskenbild: Morag Ross, Massimo Gattabrusi für „Manifesto“ Beste Tongestaltung: Martin Steyer und Kollegen für „Der Hauptmann“ Ehren-Lola: Regisseur und Drehbuchautor Hark Bohm Besucherstärkster Film: „Fack ju Göhte 3“

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