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Maximilian Lütgens (l.) neben Nigerias Odion Ighalo, dem er ein Geburtstagsständchen sang.

© Maximilian Lütgens

Deutscher Fan bei Fußball-WM 2018: „Und dann saßen wir an einem Tisch mit Davor Suker“

Der Deutsche Maximilian Lütgens flog nach Kaliningrad, um Nigeria spielen zu sehen. Dann wurde es wild. Wegen seines Trikots. Ein Interview.

Maximilian Lütgens, Sie kommen aus Deutschland, wohnen in München und sind Fan von Borussia Dortmund. Wie landet man mit diesem Hintergrund im afrikanischen Fernsehen und im Mannschaftshotel des nigerianischen Nationalteams?

Mein Kumpel Christopher und ich wollten unbedingt zur WM. Wir hörten, dass die Chancen auf Tickets bei Nigeria-Spielen besonders hoch seien, also schlugen wir zu. In Kaliningrad dann, wo Nigeria auf Kroatien traf, lernte Christopher beim Einkaufen einen Nigerianer kennen. Die beiden verstanden sich so gut, dass der ihm sehr günstig zwei der eigentlich vergriffenen Trikots verkaufte. Ab da wurde es verrückt.

Warum?

Es ist anscheinend sehr außergewöhnlich, als Europäer im Nigeria-Trikot rumzulaufen. Denn kaum hatten wir die Trikots übergezogen, sprach uns auf der Straße ein Nigerianer an. Er gab uns Tipps über das Nachtleben in Kaliningrad, wo man gut feiern gehen kann und was man sonst noch in Russland erleben könne. Nach einer halben Stunde fragten wir ihn, warum er sich in Russland eigentlich so gut auskennen würde. Er antwortete: „Das ist einfach: Ich war hier mal Fußballprofi. Bei ZSKA Moskau.“ Es war Chidi Odiah, Ex-Nationalspieler und WM-Teilnehmer 2010!

Und wegen Odiah landeten sie beide auch im nigerianische Fernsehen?

Nein. Wir verabschiedeten uns von ihm, schlenderten weiter, wurden aber sofort wieder angehalten. Zwei Fernseh-Teams und ein Radioreporter hatten uns erspäht und forderten uns zum sofortigen Interview auf. Unterm Strich kam es bei den Journalisten gut an, sowohl ESPN Sport Africa als auch der populärste Sender Nigerias strahlten das Gespräch aus. Nach den Fernsehinterviews mussten wir noch einen Slogan fürs Radio aufnehmen. Und dann sah ich ihn etwa 20 Meter von uns auf der Terrasse stehen: Davor Suker.

Sie haben nicht nur zufällig einen Ex-Nationalspieler Nigerias, sondern auch den WM-Torschützenkönig von 1998 getroffen?

Genau. Wir fragten die Leute vom Fernsehen, ob sie Zugang zu der Terrasse hätten. Sie sagten: „Klar. In dem Hotel schläft auch die nigerianische Mannschaft.“ Also schleusten sie uns freundlicherweise durch die Lobby, direkt auf die Terrasse. Ein paar Minuten später saßen wir an einem Tisch mit Davor Suker.

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Über was quatscht man dann so?

Wir sagten ihm, dass wir eigentlich keine sonderlich guten Erinnerungen an ihn hätten, immerhin hat er 1998 ja Deutschland versenkt. Daraufhin entschuldigte er sich regelrecht bei uns, es sei nun mal sein Job gewesen, es täte ihm allerdings sehr leid für uns. Danach gingen wir, ohne Davor Suker, an die Bar und bestellten vorsichtshalber ein paar Gin Tonic, um nicht als hotelfremde Personen aufzufliegen. Kaum saßen wir dort, marschierte die komplette nigerianische Truppe an uns vorbei zum Mannschaftsbus. Also machten wir uns erstmal mit dem deutschen Trainer Gernot Rohr bekannt, unsere Erfolgswünsche nahm er gerne entgegen.

Nigeria verlor das Spiel. Was machten sie nach der Niederlage in der Stadt?

Wir gingen auf gut Glück noch mal in das Hotel. Und siehe da: Nigerias Stürmer Odion Ighalo feierte Geburtstag. Ein paar andere Spieler waren auch da und forderten uns auf, Ighalo ein Ständchen zu singen. Und so standen wir da und sangen inmitten von WM-Teilnehmern „Happy Birthday“ an einer russischen Hotelbar. Wir verbrachten den Abend mit den Spielern, mit der Familie von Ighalo und mit ein paar Fans.

Klingt nach einer unkomplizierten Truppe.

Am Tag nach dem Spiel konnten wir sogar noch länger mit Leon Balogun von Mainz 05 reden. Der kommt ja aus Berlin und war wirklich offen, wir haben fast 30 Minuten gesprochen. Über den Trainer, über seinen Wechsel nach England, über Kevin-Prince Boateng.

Über Kevin-Prince Boateng?

Den kennt er aus Berlin. Wir haben Balogun gesagt, dass wir Boateng sehr gerne wieder bei Borussia Dortmund hätten. Er hat versprochen, diesen Wunsch an ihn weiterzugeben!

Das Gespräch führte Max Dinkelaker.

Max Dinkelaker

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