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Will keine Titel erben: Jan Ullrich.

© dapd

Was wird aus Armstrongs Titeln?: Jan Ullrich: „Ich habe nicht gewonnen“

Jan Ullrich betont, dass er Armstrongs Titel nicht will. Dabei wird eines erneut deutlich: Die größere Skepsis im Lager der früheren Radsporthelden gilt den Dopingjägern und nicht den möglichen Betrügern in den eigenen Reihen.

Am Wochenende hat es Jan Ullrich noch einmal ganz deutlich gesagt. Der ehemalige deutsche Radstar will nicht von einer möglichen Aberkennung der sieben Tour-de-France-Titel von Lance Armstrong profitieren. Dieser war nach belastenden Aussagen seiner früheren Helfer lebenslang wegen Dopings gesperrt worden. „Ich bin nicht der Typ dafür, viele Jahre danach am Grünen Tisch zu gewinnen“, sagte Ullrich am Wochenende in Sölden im Ötztal. Dort nahm er am Sonntag am Ötztaler Radmarathon teil. Ullrich nähert sich dem Radsport, dem er wegen belastender Doping-Indizien den Rücken kehren musste, inzwischen wieder über Freizeitrennen an. Mit der Debatte um die abzuerkennenden Siege von Armstrong, über die der Radsport-Weltverband UCI noch entscheiden muss, hat ihn der alte Profiradsport aber wieder eingeholt.

Ullrich versucht, dieses Dilemma lieber nicht an sich heranzulassen. „Ich erfreue mich nicht am Leid anderer“, sagt der 38-Jährige, der drei Mal bei der Tour hinter Armstrong Zweiter geworden war. Das Verfahren der US-Dopingagentur Usada, gegen das Armstrong nicht mehr vorgehen will, bewertet Ullrich distanziert: „Lance hat sich nicht mehr gewehrt. Ich weiß aber nicht, ob das alles Hand und Fuß hat.“ Es ist kein neues Muster: Aus dem Lager der früheren Radsporthelden schlägt die größere Skepsis noch immer den Dopingjägern entgegen und nicht möglichen Betrügern in den eigenen Reihen.

Video: Jan Ulrich erbt Armstrongs Tour-Siege

Das zeigt auch eine Äußerung des Spaniers Miguel Indurain, der selbst fünf Mal die Tour gewonnen hatte. Er sagte am Rande der Vuelta-Rundfahrt, beim Verfahren gegen Armstrong sei „Merkwürdiges im Spiel“. Armstrongs Feinde wollten „eine schöne Trophäe erobern und dessen Karriere ein Ende setzen“. Auch Armstrongs Sponsoren üben Solidarität. Trotz der Sperre kündigten etwa der Sportartikelhersteller Nike und der Bierkonzern Anheuser-Busch an, weiter mit ihm zusammenzuarbeiten.

Sehen Sie hier, wer für die Tour-Titel von Lance Armstrong in Frage kommen würde:

Die UCI und die Tour-Organisatoren wollten sich auch am Sonntag nicht zum weiteren Vorgehen äußern. Ullrich jedenfalls möchte die für ihn in Frage kommenden Titel von 2000, 2001 und 2003 nicht zugesprochen bekommen: „Ich habe im Wettkampf nicht gewonnen, darum geht es.“ Ähnlich sieht es Indurain: „Die Geschichte ist längst geschrieben“, sagt der 48-Jährige. Allerdings wäre es nichts Neues im Profiradsport, wenn die Geschichte noch umgeschrieben werden müsste.

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