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Beste Freundinnen: Die Autorinnen Deborah Feldman (links) und Linda Rachel Sabiers.

© Kai Müller

Beste Freundinnen: Deborah & Linda

Deborah Feldman wuchs in einer streng jüdischen Gemeinde auf, floh und schrieb einen Bestseller darüber. Jetzt verfilmt Netflix die Geschichte. Linda Rachel Sabiers über Zufälle, Nazis und ihre Freundschaft zu Feldman.

Wenn Deborah Feldman einem Gespräch aufmerksam zuhört, kräuselt sich ihre Nase. Die Brille wackelt unter der Wellenbewegung. Und Deborah, die weiterhin Augenkontakt hält, rückt sie in einer Gegenbewegung zurecht. Wenn sie kocht und backt, probiert sie nichts mit dem Finger, die Zutaten fallen in Schüsseln und Töpfe, als wüssten sie selbst, wie viel von ihnen hineingehört. Und Deborahs Stimme, deren natürlicher Klang eher tief als hoch ist, wird ganz hell, wenn ihr etwas peinlich ist. Ich kann diese Dinge erzählen, weil wir uns nahestehen. Denn um Deborah auszuhalten, muss ich nah dran sein, da mir mit jedem Zentimeter Entfernung das eigentliche Ausmaß meiner Freundin bewusst wird.

Doch dies ist kein Porträt einer Bestsellerautorin, die vor fünf Jahren aus Brooklyn nach Berlin kam und heute hier lebt, als hätte sie zuvor nichts anderes gemacht. Als hätte sie reines Englisch nicht erst als junge Frau erlernt, als hätte sie nicht erstmals mit Anfang zwanzig Speck probiert und De La Soul gehört. Ich möchte hier von der Freundschaft zweier Frauen aus zwei Welten erzählen, die der Zufall einander vorstellte.

Bücher & Glaube

Es war im Frühsommer 2015, ich war mit einer Freundin auf der berühmten Reise über San Francisco, Santa Barbara und Big Sur nach Los Angeles, mit vielen Zwischenstopps in Städtchen wie Ventura, die nach Klimaanlage, Benzin und Meersalz rochen. In einen dieser Vintage-Shops, dessen Boden mit fleckigem Teppichboden ausgelegt war, kehrten wir während der Mittagshitze ein, um uns bei 18 Grad vom Angebot berieseln zu lassen.

Regale, Ständer und Tische voller Jeans, Vinylplatten und pastellfarbenen T-Shirts reihten sich aneinander, am hinteren Ende befand sich ein Raum mit Büchern. Meine Freundin war bereits eine halbe Stunde in der Umkleidekabine verschwunden. So lehnte ich mich an ein Regal, das mit nationalen und internationalen Autobiografien: drei Bücher für zwei Dollar. Vom Warten und vom Collegepop gelangweilt, mit einem mittlerweile wässrigen Eiskaffee in der Hand und Gänsehaut auf den Unterarmen, zog ich ein Buch heraus, das sich genau auf meiner Augenhöhe befand: Unorthodox, Deborah Feldman.

Halbwegs interessiert las ich den Klappentext und wählte zwei weitere Bücher aus, um vom Angebot zu profitieren. Am gleichen Abend in einem Haus in den Bergen über Los Angeles begann ich zu lesen. Und würde zwei Tage nicht mehr aufhören. Denn die Geschichte der jungen Jüdin aus der ultraorthodoxen Gemeinde der Satmarer in Williamsburg, Brooklyn, die nichts mit mir gemeinsam hatte, außer den jüdischen Glauben und das braune Haar, berührte mich.

Begleitend las ich über die Satmarer Juden, da auch mein Wissen über jüdische Ultraorthodoxie nicht ausreichte, um mir das Ausmaß an Einschränkung vorzustellen, das Deborah als Kind und junge Frau umgab. Sie wuchs bei ihren Großeltern auf, die beide die Schoa überlebt hatten und, gemeinsam mit einigen tausend weiteren Anhängern, ein Leben in Demut und mit der Vorstellung bestritten, dass nur die strikte Einhaltung aller 613 Gebote und Verbote des Judentums einen weiteren Holocaust verhindern könne.

Dies beinhaltete unter anderem lange Röcke und dicke Strümpfe im Sommer, die strengste Interpretation der jüdischen Speisegesetze, keine weltliche Musik, kein Kino, keine Literatur. Nichts. Dafür ein Leben für Gott und die Familie. Arrangierte Ehen, eine, die auch Deborah als Neunzehnjährige eingehen musste, und Kinder, eins nach dem anderen, bis zur Menopause. Das Buch endete mit Deborahs Flucht aus der Unfreiheit in ein selbstbestimmtes Leben und ließ mich mit einem unerträglichen Cliffhanger zurück.

Die Deborah, die ich mir in den USA vorstellte, war eine Frau zwischen den Welten. Eine Metapher, die ich, die mit einem Bein fest in der jüdischen Tradition steht und trotzdem versucht, sich von den Regeln einer Minderheitenkultur zu lösen, heute noch besser verstehe als vor vier Jahren.

Longdrinks & Sarkasmus

An Tag eins meiner Rückkehr schrieb ich ihr eine Nachricht auf Facebook: Lob, Zuspruch, ein kurzes Danke und Tschüss. Sie würde sicher viele dieser Nachrichten erhalten, dachte ich mir, und kam immer noch nicht auf die Idee zu googeln, wo sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt lebte. So war es Deborah, die mich in ihrer Antwort aufklärte und fragte, ob wir nicht bald einen Kaffee trinken sollten. Sie lebe seit einem Jahr in Berlin. Ich Idiot.

Aus einem Kaffee wurden mehrere Longdrinks in einer Bar in Kreuzberg, und aus der Intention, mehr über ihre Geschichte und die Arbeit als erfolgreiche Autorin zu erfahren, wurde nichts. Wir redeten über alles, außer über ihr Buch. Und stellten nach kurzer Zeit fest, wie viel uns verband, trotz unterschiedlicher Erziehung. Ich suchte in ihren Aussagen vergebens nach Zeichen von Prüderie und Orthodoxie und fand Sarkasmus, Offenheit und Empathie. Deborah ist witzig, oft sogar ganz unbewusst, und so wahnsinnig ungefiltert. In ihrem heute tadellosen Deutsch, das von vielen Vokabeln durchzogen ist, die unsereins aus hoher Literatur kennt, spricht sie aus, was sie denkt.

Kürzlich, bei einer gemeinsamen Podiumsdiskussion, stellte sie mich dem Publikum vor und fügte lächelnd hinzu, dass ich etwas nervös sei. Mir war das peinlich, weil ich dachte, nicht nervös zu sein, sondern besorgt um den Ablauf war. Aber sie hatte recht: Ich war auch nervös, und nichts anderes betonte sie. Charakterzüge, die bei mir, mit meiner damals nicht erkannten Sehnsucht nach einer jüdischen Freundin, die ideell und moralisch mit mir eine Wellenlänge teilte, offene Türen einrannten.

In der gleichen Nacht lag ich angetrunken in meinem Bett und konnte nicht glauben, dass ich eben noch mit der Frau aus dem Buch Gin&Tonic getrunken hatte. Mit geschlossenen Augen versuchte ich mir vorzustellen, wie hoch ein Turm mit ihren in der ganzen Welt über eine Million Mal verkauften Büchern in die Höhe ragen würde.

Konnte man als ambitionierte, jedoch sich noch entwickelnde Autorin mit einer so erfolgreichen Schriftstellerin befreundet sein? Deborah machte mir schnell klar, dass diese Frage keine Daseinsberechtigung hat und interessierte sich dabei so sehr für meine Sicht auf die Welt, dass ich bei jedem Treffen vergaß, sie zu fragen, was sie mit dem einen Satz auf Seite soundso in „Unorthodox“ meinte.

Köln & Williamsburg

Deborah hat keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie in Williamsburg, meine lebt in Köln. Berlin wurde zu unserer Insel, auf der wir die gegenseitige Herkunft neugierig entdecken – noch heute. Unsere jüdische Herkunft spielt natürlich eine große Rolle – eine, die wir für uns definieren.

Für Deborah ist Jüdischsein eine Emotion, die einerseits mit Halt, aber auch mit Erinnerung und Schmerz verbunden ist. Für mich war und ist der Spagat zwischen praktizierter Tradition und der Rebellion gegen institutionalisierte Religion ein großes Thema. Ich bin durch und durch jüdisch, zelebriere mit meiner Familie die hohen Feiertage und möchte gleichzeitig die Freiheiten einer modernen, aufgeklärten Frau genießen. Ohne Speisegesetze, ohne hunderte Ge- und Verbote.

Kurz nach unserem Kennenlernen wurde mir erstmals Deborahs Sicht auf die Welt bewusst, mit der sie Antisemiten wie mit einer Wärmebildkamera in der Menge identifiziert. Obwohl wir uns heute gleichermaßen frei und ungezwungen durch Berlin bewegen, bemerkt Deborah Judenhass, bevor er sich durch Bemerkungen und Anfeindungen zu erkennen gibt. Europa, die Welt, sind durchzogen von judenfeindlichen Ressentiments.

Das weiß ich, das weiß Deborah. Doch während ich dies als jahrtausendealte Tatsache betrachte, die  mich nicht lethargisch, aber zuweilen gleichgültig reagieren lässt, bäumt sich Deborahs alte Seele in ihrem jungen Körper auf und will kämpfen.

Feldman und Sabiers in Berlin-Charlottenburg.
Feldman und Sabiers in Berlin-Charlottenburg.

© Kai Müller

Ich habe in meinen 34 Lebensjahren vielleicht drei sehr unangenehme und etwa zehn irritierende antisemitische Erfahrungen gemacht. Deborah hingegen traf bereits in ihren ersten drei Berliner Jahren einen Neonazi im Spaßbad in Brandenburg. Nicht irgendeinen Neonazi, sondern einen, der sich das Eingangstor von Auschwitz auf den Steiß tätowieren ließ. „Jedem das Seine“, stand in altdeutscher Schrift nur wenige Zentimeter über seinem Arsch und in Deborahs Sichtweite. Ein hässlicher Vorfall, der es in die Medien und vor Gericht schaffte.

Als sie mir davon erzählte, dachte ich bloß: Das kann sich niemand ausdenken. Eine Ex-Satmarerin, die einen Großteil ihres bisherigen Lebens mit dem Nazi, dem Judenhasser, als omnipräsentem Feindbild verbrachte, trifft den ultimativen Menschenfeind zwischen Kindern, Pommes und Chlorgeruch. Nachdem sie mir einige Wochen später von einem Chiropraktiker erzählte, der sie, als sie bewegungsunfähig auf seinem Tisch lag, nonchalant in seine Welt der antisemitischen Klischees entführte, konnte ich nur noch antworten: „Deborah, du ziehst das magnetisch an.“ Sie fand es nicht lustig. Natürlich glaubte ich ihr, dass es auch praktizierende Antisemiten gäbe. Mir waren sie allerdings innerhalb der zehn Jahre, die ich in Berlin-Charlottenburg lebte, nicht begegnet.

Wir sind sehr unterschiedlich geprägt durch unsere Familien und Erfahrungen. So sehr, als würden wir in entgegengesetzte Richtungen auseinanderdriften, um uns am jeweiligen anderen Ende wieder zu treffen. Und genau das macht uns aus. Obwohl uns die Außenwelt für Frauen derselben Religionszugehörigkeit halten mag, empfinden wir uns gleichwertig anders. Auch heute noch möchte ich ganze Abende damit verbringen, sie nach ihrem Leben als Satmarer Jüdin auszufragen und kann mir kaum vorstellen, wie sie nach der Hochzeit ihren Kopf rasierte, um absolut reinen Raum für eine Perücke zu schaffen. Orthodoxe jüdische Frauen zeigen ihr Haar nicht, dabei hat Deborah wundervolles, dichtes braunes Haar, das gesehen werden sollte.

Sie findet es spannend, dass ich mit einem nichtjüdischen Vater aufwuchs. Mischehen gab und gibt es bei den Satmarern nicht. Wenn wir über jüdisches Leben in der Diaspora sprechen, unterstrich sie bereits einige Male meine besondere Perspektive als „Halbjüdin“. Was in einer matriarchalisch bestimmten Religion wie dem Judentum natürlich völliger Quatsch ist. Erst kürzlich verbot ich ihr, mich Halbjüdin zu nennen. Erst verstand sie meine Irritation nicht, es dauerte, bis sie mein Austarieren zwischen Jüdisch und Deutsch verinnerlichte.

Ich bezeichne mich durchaus selbstironisch als „Rosinenjüdin“, die sich die sympathischen, traditionellen und mit meinem weltlichen Lebensstil zu vereinbarenden Aspekte des Judentums rauspickt und vollen Herzens zelebriert. Dieses Gefühl von kultureller Zugehörigkeit erdet mich und gibt mir Halt. Doch dort, wo ich Halt in lang gelebter Tradition suche, möchte Deborah, so scheint es mir, fliegen. Selbst mit gutem Zureden lässt sie sich nicht überreden, mich in meine Kreuzberber Synagoge zu begleiten. Denn das, was ich als offenes Haus mit offenen Menschen empfinde, ist bereits für sie eine Mauer, ein Dach und eine Regel zu viel.

Vor zwei Jahren lud ich sie für Rosch Haschana, dem jüdischen Neujahr, zu meiner Familie ein. Deborah freute sich und schlug vor, den Gottesdienst im kleinen Kreis in der Küche abzuhalten. Inklusive aller Gebete und dem rituellen Blasen eines Widderhorns, dessen Töne das neue Jahr begleiten sollten. Meine Mutter bestand darauf, dass aus ihrer Küche keine Synagoge würde und Deborah jederzeit bei uns essen, aber nicht in ein Widderhorn blasen dürfe. Als Deborah jedoch kurze Zeit später auf Lesetour in Köln stoppte, brachte meine Mutter ihr warmes Essen ans Lesepult.

Tupac & Biggie

Die religiösen Grauzonen, die ich mir mit meinem weltoffenen Elternhaus erlauben kann, sind für Deborah schwarz und weiß. Sie wählt weiß, weiß wie der Schnee einer perfekten weißen Weihnacht, und hat am Heiligabend einen geschmückten Baum im Wohnzimmer stehen. Da wir beide Weihnachten lieben, feiern wir zusammen mit Gans und Kraut.

Einmal beschrieb ich dieses religiöse Dilemma mit der Metapher einer Fehde zwischen East-Coast und West-Coast-Rappern. Tupac, Biggie, du weißt schon. Wusste sie nicht. Und dann fiel mir wieder ein, dass meine Freundin Deborah, diese coole Braut, die ersten 19 Jahre ihres Lebens nicht mit MTV und Maxi-CDs verbracht hatte. Sie schlich sich in Büchereien, um Weltliteratur lesen zu können, während ich mit meinem ersten Freund auf der Kölner Domplatte knutschte.

All das Moderne, das in meinem Zuhause mit jüdischer Tradition harmonisch koexistierte, kannte Deborah nur aus der Ferne. In ihrem Buch beschreibt sie die Distanz von Weltlichem und Göttlichem mit dem Blick auf das niemals schlafende Manhattan, den sie ab und an von ihrem sittsamen Leben in Williamsburg erhaschte. Während Deborah vor Stärke strotzt und energisch auf ihr Recht pocht, fange ich vor Wut gerne an zu weinen und ziehe mich zurück. Während ich ihren Rat suche, gibt sie diesen gerne. Diese Dynamik hat sich zwischen uns so verselbstständigt, dass ich sie regelrecht dazu nötigen muss, sich bei mir zu melden, wenn sie nicht mehr weiter weiß. „I always had to make on my own“, antwortet sie dann, worauf ich nichts Gutes zu entgegnen habe.

Was soll ich ihr über die Tipps und Tricks der emanzipierten Frau beibringen? Während ich mit Anfang 20 selbst meine Persönlichkeit suchte, war Deborah mit ihrem damals zweijährigen Sohn völlig auf sich gestellt und suchte eine neue Heimat. Für sie bedeutete die Abkehr aus ihrer Gemeinschaft eine Flucht nach vorne, die gleichermaßen in einem Nimmerwiedersehen mit ihrer Familie endete. Aus Deborah Feldman wurde eine Persona non grata, die heute in Berlin, nicht mehr in Brooklyn lebt.

So redet sie, in ganz intimen Momenten und auch nie zu lange, über das Alleinsein. Wenn sie das tut, dann möchte ich mit aller Kraft ihre Leere füllen, obwohl sie einen wunderbaren Sohn und wunderbare Freunde hat. Doch ihre Form von Entwurzelung hinterließ Spuren auf ihrer Seele, die eine neue, selbst gewählte Familie nie oder nur ganz langsam mit neuen Eindrücken und Emotionen überzeichnen kann.

Wir alle tragen unser emotionales Gepäck mit uns herum wie einen Wanderrucksack, Deborahs Gepäck aber ist Sperrgut. Dinge, auf die man am Flughafen erst lange warten und dann zu Hause mühsam auspacken muss. Schon oft habe ich zynisch angemerkt, dass sie sich anfühle wie ein Besen, wenn ich sie fest und innig umarme. Dann lacht Deborah laut und versucht, sich wie warme Knete zu verhalten.

Kreidefelsen & Tiefsee

In den erst wenigen, aber sehr intensiven Jahren unserer Frauenfreundschaft saßen wir einmal morgens um fünf nackt am Fuße eines Kreidefelsens auf Rügen. Ich begleitete Deborah damals auf die Insel mit den vielen AfDPlakaten. Es war im Wahlsommer, Politik lag in der Luft und Sanddorn wuchs an jeder Ecke. Deborah stand für einen Dokumentarfilm vor der Kamera, ich spielte in einigen Szenen mit und erlebte sie erstmals über mehrere Tage ganz, ganz nah.

Wir feierten ihren 30. Geburtstag auf dieser wahrlich deutschen Insel und tranken viel Wein. Als sie mein Geburtstagsgeschenk unter ihrem Kopfkissen entdeckte, sagte sie, dass sie noch nie so ein richtiges Geburtstagsgeschenk erhalten habe. Und ich stand vor dieser Frau, die zu meiner sehr engen Freundin wurde, und wollte sie am liebsten mit einer Wagenladung Geschenke überhäufen. Deborah ist meine „Ride or Die“-Freundin. Ganz oder gar nicht, Gefühl und Hingabe bis zum Exzess. In jede Richtung.

Bevor ich vor zwei Jahren meinen heutigen Verlobten kennenlernte, war ich einige Jahre Single und unglücklich. Sie feuerte mich in dem Gedanken an, es auch alleine schaffen zu können: „We’ll just raise your baby together“, sagte sie und ich zweifelte keine Sekunde an ihrer Aufrichtigkeit. Wenn, dann mit Deborah.

Wir besuchen gegenseitig unsere Lesungen, leiden und freuen uns mit den Niederlagen und Erfolgen der anderen. Wir sind einander Anker in der literarischen Tiefsee, die Deborah bereits einmal überquert hat und ich mit vorsichtigen Schritten erkunde.

Über dieser Erzählung kreist das Pathos wie die fetten Möwen über dem Dunkin’-Donuts-Parkpatz in Ventura. Doch ich denke oft daran, dass es jedes andere Buch hätte sein können. Auster, Roth oder Tartt. Aber es war Feldman. Dann wird mir bewusst, wie fragil dieser Zufall war, der mich an eben dieser Stelle, an eben diesem Tag, in eben diesem Second-Hand-Shop stehen ließ. Ohne diese vielen Zufälle gäbe es Deborah weiterhin in ihrer und mich in meiner Welt – aber es gäbe nicht uns. Gemeinsam zwischen zwei Welten.

Deborah Feldman.
Deborah Feldman.

© PR

Deborah Feldman, geboren 1986 in New York, wuchs in einer chassidischen Gemeinde auf. Sie heiratete mit 17, wurde mit 19 Mutter und löste sich 2009 von ihrem streng religiösen Umfeld. 2012 veröffentlichte sie den autobiografischen Bestseller "Unorthodox“, der aktuell von "Deutschland 83“-Autorin Anna Winger als Netflix-Serie adaptiert wird. Seit 2014 lebt Feldman in Berlin.

 

Linda Rachel Sabiers.
Linda Rachel Sabiers.

© Noa Erni

Linda R. Sabiers, geboren 1984 in Köln, wuchs als Tochter eines Deutschen und einer Israelin auf und studierte Kommunikation und Marketing. Sabiers Erzählungen und Alltagsbeobachtungen wurden in mehreren Anthologien veröffentlicht. Nach Stationen in den USA und Tel Aviv lebt Sabiers seit 2009 in Berlin.

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