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Statt Holzkohle kann man auch Alternativen aus Kokosnussschalen, Maiskolben oder Traubenkerne verwenden

© Getty Images

Besser Grillen: Kohle! Kohle! Kohle! Aber welche?

Holzkohle kann illegal gerodetes Tropenholz enthalten, aber es gibt sinnvolle Alternativen

Von Kai Röger

Grillen ist eine Wissenschaft für sich. Welches Grillgut, mariniert oder nicht, auf Alufolie (besser nicht!) oder mit indirekter Hitze, im Kugelgrill oder auf der Grillplatte ...? Es gibt unzählige Erfahrungswerte, Grillstile und BBQ-Expertentricks, die alle irgendwie zum Ziel führen, aber eigentlich ist Grillen Instinktsache. Nur in einer Hinsicht sollte man sich nicht auf sein Bauchgefühl verlassen: bei der Wahl der Grillkohle. Welche wie heiß, wie lange und mit wie viel Asche verbrennt, ist zwar ebenso eine Wissenschaft für sich, aber zu wissen, woraus sie gemacht wurde und woher sie stammt, verhindert, dass man zum Mittäter eines groß angelegten ökologischen Verbrechens wird.

BESSER AUF DAS FSC-SIEGEL ACHTEN

Fast die Hälfte der jüngst von der „Stiftung Warentest“ geprüften Holzkohle und Briketts bestand ganz oder zu Teilen aus Rohstoffen illegal gerodeter Regenwälder. Das ist möglich durch eine Gesetzeslücke. Denn zwar ist die Einfuhr von Tropenholz bei uns verboten, aber eben nicht die Einfuhr von Kohle, die aus solchem Holz gewonnen werden kann. Im Fachhandel kann man sich beraten lassen, auch einige Bio-Läden führen unbedenkliche Kohle auf Buchenholzbasis. Hilfreich ist das „FSC-Siegel“, das für die Rohstoffproduktion aus ökologisch verträglicher Waldwirtschaft verliehen wird. Empfehlenswert ist zum Beispiel die aus biologisch zertifiziertem Restholz hergestellte Kohle der Augsburger Firma „Nero“ (bestellbar über nero-grillen.de) und – ohne Bio-Zertifikat – „Profagus“ (in vielen Bau- und Supermärkten erhältlich).

NEU AM MARKT: VERKOHLTE MAISSPINDELN

Es gibt aber auch sinnvolle Alternativen zur klassischen Holzkohle: Kohle aus Kokosnussschalen zum Beispiel. Sie brennt lange, mit wenig Asche und Rauch, wird aber nicht ganz so heiß („Cocos Grillketts“ vom Holzkohlewerk Lüneburg etwa, bestellbar nur über amazon). Gleiches gilt für Kohle aus Olivenkernen (sehr gut: „OlioBric“, bei Manufactum erhältlich). Noch ziemlich neu und in vielerlei Hinsicht sinnvoll ist es, den Grill mit abgeernteten Maiskolben zu befeuern, also mit den Spindeln, die nach der Ernte meist auf dem Acker verrotten. Die verbrennen zwar relativ schnell, aber was Nachhaltigkeit betrifft, dürften sie ganz weit vorne liegen. Begrenzt man die Luftzufuhr, halten sie länger die Hitze. Die Berliner Firma „Maister BBQ“ bietet von Mais-Grillanzündern über Grill-Kolben bis zum dazu passenden Grill alles fürs Grillen mit Mais. Neu ist die brenndaueroptimierte Maiskohle aus verkohlten Spindeln, die sogar mit herkömmlicher Holzkohle mithalten kann (in einigen Supermärkten und über maister-bbq.de).

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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