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Den vegetarischen Halloumi hat hier noch niemand probiert.

© Julia Prosinger

Berliner Imbisse im Test: Der Köftemann vom Kotti

Köfte gegen Kummer, Köfte gegen Kater: Seit 1993 trifft sich das Feiervolk aus Kreuzberg nach einer durchzechten Nacht bei „Konak Grill/Izmir Köftecisi“.

Von Julia Prosinger

Wer jemals eine Kreuzberger Nacht zum Kreuzberger Morgen hat werden lassen, der kann jetzt sofort aufhören zu lesen. Er kennt das alles.

Vielleicht weiß er nicht unbedingt, dass der Ort seiner betrunkenen Routine „Konak Grill/Izmir Köftecisi“ heißt, weil es seit 1993 genügt, am Ende einer zu langen Nacht „Köftemann am Kotti“ zu rufen und alle anderen, die wichtig sind für diesen Ausklang, in die kleine Bude strömen.

Sicher weiß er jedoch, dass er sich jetzt rechts platziert, Köfte im Brot bestellt und bezahlt (4 Euro). Mit einem Ayran gegen die Schärfe dazu. Den vegetarischen Halloumi hat hier noch niemand probiert! Man könnte Kazandibi ordern, den süßen Milchbrei mit Hühnerbrust, aber der ist normalerweise ausverkauft. Einzige Alternative in diesem Laden: Köfte im Brot XXL (5,50 Euro).

Die Glocke bimmelt, der Nächsthungrige wird von seinen Qualen erlöst

Der Ausgefeierte weiß auch, dass er nun Geduld braucht, eine halbe Stunde oder mehr. Den Zettel mit der Wartenummer verliert er nicht. Er erschrickt nicht, wenn die Glocke bimmelt und den Nächsthungrigen von seinen Qualen erlöst. Er wundert sich nicht, dass die Polizei auf der Straßenseite gegenüber schon wieder ein paar Männer abklopft, und dass einer von ihnen „Fotze“ schreit. Er glaubt keine Sekunde, dass der Köter, der ohne zu schauen die Straße überquert, angefahren würde. Das Nasenbluten seines Nebenmannes fällt ihm gar nicht auf, den „Motz“-Verkäufer im Rollstuhl übersieht er, er rät nur dem spanischen Mädchen auf der Bierbank vor der Bude, dass es auf seine Handtasche aufpassen soll. Kotti eben.

Knusprig getoastet. Köfte im Brot bestellen, vier Euro bezahlen.
Knusprig getoastet. Köfte im Brot bestellen, vier Euro bezahlen.

© Julia Prosinger

Dann bimmelt es erneut, die Nummer leuchtet neonrot vom Tresen. Wie im Schlaf – er schläft ja auch schon fast – tritt er links heran, betrachtet selig die unförmigen Rinderhackwürste, die auf Konaks Grill braten, sieht, wie der Fachmann hinter der Theke ein knusprig getoastetes Brötchen in die Hand nimmt, nickt zu Knoblauch-Kräutersauce (mit Dill!), nickt erneut zur scharfen Chilipaste, nickt zu roten Zwiebeln, Rucolaschnipseln und Tomaten, bedauert kurz, dass sie immer nur eine Stange Rettich auf das triefende Fleisch legen, bevor sie Sumac aus einer silbernen Dose darauf rieseln lassen, und greift dann gierig nach dem Köfte gegen Kummer, dem Köfte gegen Kater. Dem Glück.

Adresse  Reichenberger Str. 10

Kontakt 6159 66, konakgrill.de

Geöffnet  10.30-2.30 Uhr, Fr-Sa bis 4.00

Interessanter Nachbar  Kremanski, Adalbertstr. 26, für den Kaffee danach

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