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Direkte Verbindung: Der erste Flug der neuen Linie von Singapur nach Tegel bei der Landung am Mittwoch.

© Andreas Gora / Imago

Zwischen TXL und BER: Berlins Flugverkehr wächst – aber langsamer

Flughafenchef Lütke Daldrup hofft auf neue Langstrecken. Erster Erfolg ist die Direktverbindung von der Spree nach Singapur. Doch das Wachstum hat Grenzen.

Berlins Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup rechnet nach den bisherigen Rekordwerten künftig nur noch mit einem abgeschwächten Passagierzuwachs. Wachstum lasse sich künftig nur mit neuen Langstrecken generieren, um die man sich verstärkt bemüht. Ein erster Erfolg ist die neue Verbindung von Tegel nach Singapur, die am Mittwoch vom Billigflieger Scoot eröffnet wurde.

Die Tochter von Singapore Airlines fliegt viermal wöchentlich zu Kampfpreisen zwischen den beiden Metropolen. Bis zum Monatsende ist der einfache Flug nach Singapur in der Economyklasse ab 175 Euro und in der ScootBiz genannten Premium Economy ab 520 Euro zu haben. Es gibt auch eine Vielzahl von Umsteigeverbindungen, das Ticket von Berlin nach Sydney gibt es ab 265 bzw. 800 Euro. Zum Einsatz kommt mit der Boeing 787 eines der modernsten Flugzeuge am Markt, das 329 Plätze bietet.

„Just one Stop to Berlin“

Visit Berlin hat deshalb eine Kampagne im asiatisch-pazifischen Raum gestartet. So wirbt man in Australien mit dem Slogan „Just one Stop to Berlin“, sagt Geschäftsführer Burkhard Kieker. Mit dem Erstflug aus Singapur kamen bereits auch Besucher aus Australien, Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Taiwan und Thailand, rund die Hälfte davon im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. „Für die Generation der Millenials ist Berlin die aufregendste Stadt der Welt“, so Scoot-Vizechef Vinod Kannan. Entsprechend locker geht es an Bord zu, auf dem Erstflug nach Berlin baten die Flugbegleiter die Reisenden zu einer Tanzparty über den Wolken.

Die Verbindung ist „etwas das wir brauchen“ so der Regierende Bürgermeister Michael Müller. Er hofft, dass sie auch ein Signal für andere Fluggesellschaften gibt. „Wir wissen, uns fehlen Langstrecken, erst recht seit dem Rückschlag mit Air Berlin.“ Die Airlines seien gut beraten, schon jetzt zu kommen, damit sie bei der BER-Eröffnung die Nase vorn haben, betonte der Brandenburger Staatssekretär und Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft, Rainer Bretschneider.

Kein Wachstum ohne den BER

Die Nachfrage zeigt das Berlin ein „relevanter Markt für Langstrecken“ ist, betont Engelbert Lütke Daldrup. „Wir haben den Ehrgeiz, beginnend in Tegel, ein Angebot zu schaffen, das attraktiv ist und direkte Verbindungen gewährleistet.“ Besonders interessant sind der asiatische und der nordamerikanische Markt, nur jeder fünfte Asien-Passagier kann bisher nonstop fliegen.

Allerdings sieht der Flughafenchef in Tegel kaum noch Wachstumsmöglichkeiten. Der Airport könne nicht mehr bewältigen als die derzeit knapp 22 Millionen Jahrespassagiere, sagte er am Dienstag vor Mitgliedern des Luftfahrt-Presse-Clubs (LPC). „Wir können erst wieder am BER wachsen.“

Doch auch dort sieht er für die nächsten Jahre nur noch Steigerungsraten von jeweils rund drei Prozent. Denn Berlin hat das Marktpotential der Billigflieger bereits frühzeitig ausgeschöpft. Die haben hier bereits einen Marktanteil von zwei Dritteln. So werde der BER nach dem Bau des Terminals 2 im Oktober 2020 mit einer ausreichenden Kapazität von rund 41 Millionen Passagieren an den Start gehen.

Eröffnungsfeier ohne „Prunk und Pomp“

Die in Tegel tätigen Airlines sollen in zwei Gruppen im Abstand von 10 bis 14 Tagen umziehen. Eine Eröffnungsfeier „mit viel Prunk und Pomp“, wie sie noch 2012 geplant war, gibt es nicht.

Ab 2020 soll die Leistung des Hauptterminals durch „professionellere Prozesse“ und den Einbau von zwei weiteren Gepäckbändern gesteigert werden. Gleichzeitig ist der Bau des Terminal 3 geplant. Dass - wenn Tegel tatsächlich geschlossen wird - nur noch zwei Start- und Landebahnen zur Verfügung stehen, beunruhigt Lütge Daldrup nicht. Die seien auf bis zu 55 Millionen Passagiere ausgelegt. „Nach den vorliegenden Verkehrsprognosen verfügen wir bis 2040 über eine ausreichende Verkehrsinfrastruktur.“ Ereignisse, die die Sperrung einer Bahn erfordern, dürfen bei dieser Rechnung allerdings nicht eintreten.

Das Lärmschutzbudget am BER von gut 700 Millionen Euro ist zur Hälfte abgearbeitet, so Lütke-Daldrup. Er forderte die Betroffenen zum Handeln auf. Die bisher noch geringe Nachfrage nach Bauzuschüssen zeige, dass sich viele Anlieger bisher nicht so richtig mit dem Thema beschäftigt hätten. An diejenigen, die stattdessen eine Geldentschädigung wählen, appellierte der Flughafenchef, diese Mittel auch wirklich für den Lärmschutz ihrer Häuser zu verwenden.

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