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Schweißtreibend: Arbeiter bereiten am Bahnhof Tiergarten Schweißarbeiten für einen Schienenwechsel an der S-Bahn-Strecke vor.

© Britta Pedersen/dpa

Zwischen Alexanderplatz und Bahnhof Zoo: Stadtbahn drei Wochen kürzer gesperrt

Die Sperrung auf Stadtbahn verkürzt sich um drei Wochen. Dafür dauern die Arbeiten an Brücken noch bis 2020.

Die Bahn hat Angst – und die Fahrgäste profitieren zunächst davon: Weil die Planer beim Ersatz der defekten Brückenteile am Hauptbahnhof überraschend ihr Bauverfahren geändert haben, verkürzt sich nach derzeitigem Stand die am 28. August beginnende Sperrung auf der Stadtbahn zwischen Alexanderplatz/Friedrichstraße und Zoo/Charlottenburg um drei Wochen. Statt erst am 23. November sollen die Züge bereits vom 3. November an wieder fahren können. Die Bahn weiß seit mehreren Jahren, dass sie die Teile ersetzen muss – aber erst jetzt, knapp sechs Wochen vor dem geplanten Start der Arbeiten hat sie sich entschlossen, zunächst einen Versuch zu starten. Die Ausschreibung für die vorgesehenen Arbeiten sei deshalb gestoppt worden, teilte die Bahn am Dienstag mit.

Warum es zum Sinneswandel gekommen ist, war nicht zu erfahren. Der Berliner Bahnchef Alexander Kacmarek sagte nur, die Bahn optimiere stets ihre Planungen. Auch für ihre Hauptschlagader, die Stadtbahn. Helge Schreinert vom Bereich Netz sagte, die neue Konstruktion sei von Gutachtern abgenommen, die Bahn wolle aber sicher sein, dass die neue Konstruktion die hohen Belastungen durch den Zugverkehr aushalte. Beim Test werde auch die TU München eingebunden, teilte die Bahn weiter mit.

An den hintereinander angeordneten Brücken des Viadukts am Hauptbahnhof lockern sich an den Übergängen der Bauwerke seit 2007 Schrauben an der so genannten Fahrbahn-Übergangskonstruktion. Diese gleicht das Dehnen der Schienen bei hohen Temperaturen aus und ermöglicht ein sanfteres Überfahren der Fuge zwischen den Brückenabschnitten.

Die Arbeiten werden sich bis 2020 hinziehen

Beim Einbau des 2003 eröffneten Bauwerks habe es Qualitätsmängel gegeben, sagte Schreinert. Reparaturen waren gescheitert; deshalb hatte sich die Bahn zum Austausch der Teile entschlossen, die nach Schreinerts Angaben wegen der Schäden monatlich kontrolliert werden. 24 dieser Konstruktionen gibt es bei der Fern- und Regionalbahn, weitere 14 an den Gleisen der S-Bahn. Jetzt sollten die ersten zwölf bei der Fernbahn erneuert werden, im nächsten Jahr sollte, ebenfalls mit einer mehrmonatigen Sperrung verbunden, die S-Bahn folgen und dann 2017 die restlichen bei der Fernbahn.

Nun will die Bahn sich zunächst auf einen Einbau beschränken, der auch erst im nächsten Jahr geplant ist. Die anschließenden Arbeiten werden sich dann bis 2020 hinziehen, wobei man plane, auf Komplettsperrungen weitgehend zu verzichten, sagte Kaczmarek. Vorausgesetzt, der Test läuft erfolgreich.

Der Plan für die Baustellen.
Der Plan für die Baustellen.

© TSP

Gesperrt wird die stark befahrene Stadtbahn jetzt aber trotzdem. Die Bahn erneuert Schienen und Weichen, repariert Brücken und Schienenschmierapparate, die Zuglärm verringern sollen. Zeitweise dehnt die Bahn den Sperrbereich bis Charlottenburg/Spandau aus (siehe Grafik). Fernzüge werden, wie berichtet, umgeleitet und fahren durch das Tiefgeschoss im Hauptbahnhof. Im Regionalverkehr werden die Odeg-Züge der RE 2 (Cottbus–Wismar) über Jungfernheide und Gesundbrunnen umgeleitet; der RE 1 (Magdeburg–Frankfurt/Oder) endet in Charlottenburg oder Zoo sowie im Ostbahnhof oder am Alexanderplatz. Auch die Fahrten weiterer Regionalbahnen werden unterbrochen. Fahrgäste, immerhin rund 35 000 an Werktagen, müssen dann auf die S-Bahn ausweichen oder sich ganz andere Routen suchen.

2012 stürzte ein Betonbrocken in die belebte Haupthalle

Die Bahn nutzt die Sperrung zudem, um im Bahnhof Friedrichstraße an den Fern- und Regionalbahngleisen 240 Lager, auf denen sich die Platten der Bahnsteige stützen, zu verändern. Weil sie beim Sanieren des Bahnhofs in den 1990er Jahren falsch befestigt worden waren, lockerte sich im Dezember 2012 ein Betonbrocken und stürzte durch die Zwischendecke in die belebte Haupthalle. Nur mit viel Glück war kein Passant getroffen worden.

Anders als bei den ersten Sicherungsarbeiten danach müsse jetzt kein Geschäft im Bahnhof geschlossen werden, sagte Friedemann Keßler, zuständig für die Stationen der Bahn. Parallel werde auch die Haustechnik erneuert.

Weil diese Arbeiten aber nicht verkürzt werden können, dauern sie über die jetzt vorgesehene Sperrung hinaus. Da bis zum Abschluss nicht alle Gleise befahrbar seien, könne der Zugverkehr vom 3. bis zum 24. November noch nicht komplett laufen, sagte Arvid Kämmerer, zuständig für Baufahrpläne. Den Fahrplan habe man noch nicht erstellt.

Eine Langschieneneinheit steht am Bahnhof Tiergarten in Berlin bei einem Schienenwechsel für die S-Bahn auf den Gleisen.
Eine Langschieneneinheit steht am Bahnhof Tiergarten in Berlin bei einem Schienenwechsel für die S-Bahn auf den Gleisen.

© picture alliance / dpa

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