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Bislang halten in Velten nur Regionalzüge. Auf dem Foto von Juni 2018 steht die triste Fußgängerbrücke noch.

© Jörn Hasselmann

Zweites Gleis bis Hennigsdorf: Mit der S-Bahn nach Velten

15 Jahre wurde diskutiert. Nun soll die S-Bahn von Hennigsdorf nach Velten verlängert werden. Kosten: 115 Millionen Euro.

Die S-Bahn soll von Hennigsdorf nach Velten verlängert werden, dafür erhält die Strecke bis Hennigsdorf das zweite Gleis zurück, das die Sowjets nach Ende des Zweites Weltkrieges demontiert hatten. Die Kosten werden auf 115 Millionen Euro geschätzt. Das teilte die Arbeitsgruppe „i2030“ bei einer Veranstaltung des Verkehrsverbundes VBB in Velten mit. Wie berichtet, planen die Länder Berlin und Brandenburg mit dem VBB und der Bahn den milliardenteuren Ausbau von sieben Eisenbahnstrecken und der S-Bahn ins Umland, das Investitionsprogramm nennt sich „i2030“.

[Update zur S-Bahn nach Velten im Januar 2020: Was bisher geschafft wurde, wie die nächsten Schritte sind. Hier die Meldung im Reinickendorf-Newsletter. Unsere Tagesspiegel-Newsletter für jeden Berliner Bezirk - konkret, persönlich, kompakt und kostenlos - gibt es hier: leute.tagesspiegel.de]
Der Korridor Berlin-Tegel-Hennigsdorf-Velten ist eine dieser Strecken. Zwei Aspekte gibt es: Der Ausbau der S-Bahn nach Velten und die Beschleunigung der Regionalzüge und deren direkte Führung nach Berlin. Bislang ist seit dem Mauerfall kaum etwas passiert auf dieser Verbindung nach Norden: 1998 war die S-Bahn um eine Station von Heiligensee nach Hennigsdorf verlängert worden. Auf dem einen Gleis nördlich von Hennigsdorf fährt stündlich der „Prignitz-Express“ als RE6 von Berlin nach Neuruppin.
Das Land Brandenburg hatte noch 2013 die S-Bahn nach Velten als „nicht erforderlich“ eingestuft. Das Umdenken kam mit „i2030“ vor zwei Jahren. Damals hatte der Fahrgastverband Igeb „fehlende Entscheidungsfreude und knapp zwei Dekaden des Stillstands“ kritisiert. Künftig sollen sich Regionalzug und S-Bahn die beiden Gleise zwischen Velten und Hennigsdorf im Mischverkehr teilen – auf dieser Länge ist das einmalig in der Region. Sonst werden nur einzelne Bahnsteiggleise "gemischt" befahren, zum Beispiel in Karow.

24 Prozent mehr Fahrgäste erwartet der VBB

Bis 2030 soll die Nachfrage auf dieser Trasse um 24 Prozent steigen, hatte der VBB errechnet, die eingleisige Strecke ist jetzt schon ausgelastet. Wie berichtet, soll der RE6 halbstündlich nach Neuruppin fahren, über den möglichen Takt auf der S-Bahn gab es keine Angaben. Zwischen Hennigsdorf und Velten sind zwei Haltepunkte geplant: Hennigsdorf-Nord und Hohenschöpping. Der Haltepunkt "Nord" soll nicht mehr an der Kreuzung mit dem Außenring liegen, sondern etwas weiter südlich in Höhe der Fußgängerunterführung.

Termine für einen Baubeginn gibt es nicht

Termine, wie es weitergeht, wurden bei der Veranstaltung nicht genannt, kritisierte Veltens Bürgermeisterin Ines Hübner: „Wir erwarten, dass dieses Verfahren jetzt zügig begonnen wird.“ Sie habe die Landesregierung um einen verbindlichen Zeitplan gebeten, teilte Hübner auf der Internetseite des Rathauses mit. Seit etwa 15 Jahren wird über die Verlängerung der S-Bahn diskutiert, seitdem sind die Gemeinden an der Strecke deutlich gewachsen. 2010 hatte das Rathaus die Kosten für die S-Bahn auf 14 Millionen Euro geschätzt – allerdings nur mit einem Gleis, was unsinnig ist. Unklar ist, wie stark der Bahnhof Velten umgebaut werden muss, der derzeit mit Millionenaufwand saniert wird. Neu ist die S-Bahn nicht in Velten, seit März 1927 war die "Ofenstadt" mit elektrischen Zügen aus der Berliner Innenstadt zu erreichen. Bereits im Juli 1946 fuhren die ersten S-Bahnen nach dem zweiten Weltkrieg.

In "Hennigsdorf-Nord" konnte man zu DDR-Zeiten vom Außenring (hinten) nach Velten umsteigen. Der neue Bahnhof soll südlicher liegen.
In "Hennigsdorf-Nord" konnte man zu DDR-Zeiten vom Außenring (hinten) nach Velten umsteigen. Der neue Bahnhof soll südlicher liegen.

© Jörn Hasselmann

Vor Jahren hatte eine Umfrage der „Märkischen Allgemeinen“ die Station zum „hässlichsten Bahnhof der Mark“ gekürt, verfallende Bahnsteige wurden von einer rostigen Blechbrücke überspannt. Mittlerweile gibt es für Fahrgäste eine neue gläserne Brücke, nur die Fahrstühle fehlen noch. Das ehemalige Empfangsgebäude ist chic saniert, beherbergt jetzt eine Bäckerei. Die Stadt ist durch viel Industrie relativ wohlhabend. Die direkte Führung der RE6 von Hennigsdorf nach Berlin wurde auf der Veranstaltung in Velten nicht thematisiert. Es gibt bislang keine Schätzung zu Kosten und Zeithorizont. Derzeit fährt der Prignitz-Express ab Hennigsdorf einen weiten Bogen um die Hauptstadt herum, um über Falkensee und Spandau Berlin zu erreichen. Unsinnig und umweltschädlich ist auch, dass der Dieseltriebwagen diesen Umweg unter einer Oberleitung fährt. Die alte Trasse von Hennigsdorf über Tegel in die Stadt wurde für Regionalzüge nicht wieder aufgebaut. Derzeit benötigt der RE6 von Hennigsdorf nach Gesundbrunnen 40 Minuten, die S-Bahn auf direktem Weg trotz zahlreicher Stopps nur 25 Minuten. Der RE6 würde etwa 15 Minuten brauchen.

Der VBB will mit „i2030“ auch die S-Bahn im Süden von Blankenfelde nach Rangsdorf verlängern.

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