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Judenhass trifft Brandenburg. Die Zahl antisemitischer Vorfälle bleibt hoch. Im Bild die Spuren eines Angriffs im Jahr 2014 auf die Redaktion der "Lausitzer Rundschau" in Spremberg

© Wappler,LAUSITZER RUNDSCHAU

Zunahme antisemitischer Pöbeleien: Mehr judenfeindliche Angriffe in Brandenburg

Die Informationsstelle RIAS meldet für das Pandemiejahr 2020 mehr als 140 antisemitische Vorfälle. Sorge bereiten auch Verschwörungstheorien.

Von Frank Jansen

Judenhass lässt in Brandenburg nicht nach. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) berichtete am Donnerstag von 141 antisemitischen Vorfällen im Jahr 2020. Das sind vier mehr als 2019.

Zugenommen haben vor allem Pöbeleien und weitere Vorkommnisse mit verletzendem Verhalten. Die Zahl stieg um 20 Fälle auf 102. RIAS meldet zudem einen stärkeren Anstieg von Vorfällen mit israelbezogenem Antisemitismus (2020: elf, 2019: ein Fall).

Die Zahl körperlicher Attacken auf Jüdinnen und Juden blieb hingegen mit sechs Fällen konstant. Bei den Bedrohungen gab es einen Rückgang auf 18 (minus elf). Bei gezielter Sachbeschädigung gegen jüdische Einrichtungen sank die Zahl auf 13 Fälle (minus vier).

„Antisemitische Vorfälle bleiben in Brandenburg auf einem hohen Niveau“, sagte der Leiter von RIAS Brandenburg, Peter Schüler. Besondere Sorge bereiteten antisemitische Verschwörungstheorien in Verbindung mit der Coronakrise.

RIAS-Mitarbeiterin Dorina Feldmann betonte, „wir beobachten eine Zunahme von antisemitischen Stereotypen und Symbolen sowie Vergleichen und Verharmlosungen des Nationalsozialismus als Reaktionen auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie“.

Weniger Attacken auf Geflüchtete im ersten Quartal 2021

Unterdessen sind Angriffe auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte in Brandenburg auch in den ersten Monaten dieses Jahres zurückgegangen. Im ersten Quartal 2021 hat die Polizei nach vorläufigen Angaben 25 Straftaten registriert, zehn weniger als im gleichen Zeitraum 2020. Das teilte das Innenministerium in Potsdam auf eine Anfrage der Linke-Landtagsabgeordneten Andrea Johlige mit. Im vergangenen Jahr hatte die Polizei insgesamt 209 Attacken auf Geflüchtete festgestellt, 59 weniger als 2019.

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In den ersten drei Monaten 2021 registrierte die Polizei sechs Körperverletzungsdelikte gegen Geflüchtete. Für das vergangene Jahr weist die Statistik insgesamt 37 vergleichbare Gewalttaten aus. 2019 hatte die Zahl bei 50 gelegen.

Die Delikte im ersten Quartal 2021 waren nach Erkenntnissen der Polizei politisch motiviert. Die Zahlen sind jedoch vorläufig und werden erfahrungsgemäß durch Nachmeldungen steigen. Ein Quartalsvergleich ist zudem schwierig, da es Anfang 2020 noch keine Corona-Kontaktbeschränkungen gab. (mit dpa)

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