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Herr seiner Hütte. Manfred Prasser vor seinem selbstentworfenen Eigenheim: ein Holzhaus im Ort Zehlendorf bei Oranienburg. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2012.

© Uwe Steinert

Zum Tod des Architekten Manfred Prasser: Der nimmermüde Berliner Palastbauer

Manfred Prasser hat viele Spuren hinterlassen. Er war maßgeblich am Bau des Palastes der Republik, des Friedrichstadtpalastes sowie am Wiederaufbau des Gendarmenmarktes beteiligt.

Kaum ein Architekt hat seine Spuren in Beton und Stein so intensiv im jüngsten Berliner Stadtbild hinterlassen wie Manfred Prasser: Zimmermann, Polier, Bauleiter, Statiker, Architekt und mehrfacher Träger des Nationalpreises der DDR. „Mit seinem Großen Saal im Palast der Republik hatte er eine einmalige architektonische Kostbarkeit – eine Symbiose aus Technik, Farbe und Licht – geschaffen“, sagt ein Freund und Mitstreiter über den einfallsreichen, wissbegierigen, nimmermüden Baumeister aus dem sächsischen Kuhschnappel, der jetzt im 86. Lebensjahr in seinem Haus in Zehlendorf nahe Oranienburg verstorben ist.

Sein Werk. Der einstige Palast der Republik in Mitte.
Sein Werk. Der einstige Palast der Republik in Mitte.

© Mauritius, Joachim Messerschmidt

Dieses Haus aus Holz, umgeben von Wald und Wiesen, auf denen Rehe grasten, war ein bisschen die Mini-Variante vom Palast der Republik, nur, dass es hier nicht nur die großen Fenster, sondern auch ein kleines Schwimmbad gab – und unzählige Modellzeichnungen seines Hauptwerks, das schnöde und eigentlich recht sinnlos zu Gunsten des Schlossneubaus abgerissen wurde. Der Architekt trauerte natürlich seinem „Kind“, dieser sechseckigen so variabel wie genialen Konstruktion, lange nach („die Deutschen lassen ihren Hass immer an Steinen aus“), aber er hatte nichts gegen das Schloss, weil dabei die jungen Baumenschen von heute lernen konnten, wie einst die alten Meister oder die Bildhauer und Stuckateure gearbeitet haben.

Sein Wohnzimmer war eine Bauhütte voller Phantasie

Wenn Manfred Prasser mit seinem kräftigen Sächsisch in der Stimme, dem grauen Backenbart und den jungen, funkelnden Augen, seine nächsten Pläne erläuterte, dann war das Wohnzimmer plötzlich eine Bauhütte voller Phantasie: Längst Rentner, schwebten ihm unterirdische Städte neben chinesischen Metropolen vor. Wenn man ihn nur gelassen hätte, bestünde der Potsdamer Platz heute aus hängenden Gärten, und unser neuer Flughafen wäre längst fertig. Manfred Prasser schrieb Briefe an Politiker, die mit dem BER zu tun hatten, schlug vor, was besser und richtiger gemacht werden sollte: „Ich hätte das Ding längst fertig!“ sagte er grollend, die Wut war in ihn gefahren, Stümperei konnte er nicht ausstehen – schließlich funktionierte „sein“ Leipziger Airport bestens.

Er holte Schinkel wieder auf den Gendarmenmarkt

Die Aufträge in Berlin wurden immer größer, und es schien, als wäre das Komplizierteste genau das Richtige für den Kämpfertyp, der sich mit seinem Sächsisch alle Wege frei räumte wie ein Bulldozer und dessen Zeichenkunst mit zarten Linien und Strichen die andere Seite des Feingeistes zeigt.

Und natürlich das Schauspielhaus! Mit dem genialen Baumanager Ehrhardt Gißke erreichte er, dass Schinkel wieder auf den Gendarmenmarkt kam, dazu die beiden Kirchen und das Weltkind in der Mitte: „Außen Schinkel, innen Prasser!“ sagte er, „wir müssen hier etwas Eigenes, Unverwechselbares machen“, motivierte ihn auch fürs Hilton-Hotel, das Grand-Hotel und ganz besonders für den Friedrichstadtpalast. „Ich baue hier keinen billigen Larifari-Schuppen, von dem die Leute sagen: Guckt mal, das ist die kleinkarierte DDR“. Gut gemacht, Prasser. Das bleibt.

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