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Unter den Linden am Brandenburger Tor gibt es erste Anzeichen für den anstehenden Staatsbesuch des türkischen Staatsoberhauptes Recep Tayyip Erdogan.

© Kai-Uwe Heinrich

Zum Erdogan-Besuch: So wohnt sich's in der Sperrzone

Lothar Heinke erinnert sich zum Besuch von Erdogan an frühere Staatsbesuche, wenn es ebenfalls hieß: Ausweis raus, Fenster zu.

Die Polizei rennt ziemlich aufgeregt hin und her. In der Behrenstraße, also an der Hinterseite vom Hotel Adlon, werden alle Laternen schön blank geputzt. Auch im Untergrund rumort es: Polizisten beobachten die orangefarbene Truppe der BSR, wie sie jeden Gullydeckel anhebt, um ein langes Rohr wie einen Elefantenrüssel in die Unterwelt zu dirigieren. Was das soll, wissen nur die Beteiligten. Anschließend wird der Deckel versiegelt, und heute treten dazu dann auch die rot-weißen Gitter in Aktion: Es wird abgesperrt, die Bewohner rings um den Pariser Platz sind gut beraten, ihre Ausweise bei sich zu tragen. Dann sind Polizisten treue Begleiter, um den Bürger vor seiner Haustür abzuliefern.

Der Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan macht’s möglich. Zuletzt war das bei Barack Obama so und bei George W. Bush. Die Scharfschützen auf dem Dach der Herberge der Majestäten beobachteten jedes Mäuslein, das sich der Sperrzone näherte. Den Finger am Abzug, die Sturmmaske vorm Gesicht.

Ach du liebe Zeit, denkt der eingesperrte Bürger, wenn er aus der Zeitung erfährt, dass er bitte nicht ans Fenster treten soll, lüften schon gar nicht. Dabei hat er eigentlich öfter ganz gern seinen Körper in die türkische Riviera getaucht. Und viel früher musste er beim Staatsbesuch seinen Hammer oder Zirkel fallen lassen, um, versehen mit einem Wink-Element oder einem Willkommensplakat, an den Straßenrand zu eilen und brav in die Hände zu klatschen, wenn der Promi vorüberfuhr. So ändert sich vieles in dieser Welt, mit Sicherheit.

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