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Immer herzlich: Rolf Eden als gealterter Charmeur.

© promo

Zum 90. Geburtstag von Rolf Eden: Reich, oberflächlich, glücklich

Rolf Eden feiert am heutigen Donnerstag seinen 90. Geburtstag. Wie kaum ein anderer verkörperte er das hedonistische Bild West-Berlins in den 50er-Jahren.

Mancher, der sein Leben lang den strahlenden Helden gegeben hat, tut sich besonders schwer mit den Gebrechen des Alters. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass Rolf Eden nur noch ganz selten die Öffentlichkeit sucht, die doch über viele Jahrzehnte seine eigentliche Existenzgrundlage zu sein schien.

Manchmal lässt er sich noch irgendwohin bringen, wo das Glamour-Niveau seinen hohen Ansprüchen genügt, er wirkt dabei hinfällig, zerbrechlich – aber charmant wie immer. Heute feiert Eden seinen 90. Geburtstag, vermutlich mit vielen Kindern, Neffen, anderen Verwandten und der einen oder anderen Ex-Frau, und vielleicht wird auch Brigitte („Brischitt“) dabei sein, die „Liebe meines Lebens“, die 2007 die Hochzeit platzen ließ, weil er immer noch keinen Treueschwur ablegen mochte, die aber doch bei ihm blieb.

Es gab nie Skandale – überraschender Weise

Also, ja, Eden ist nach dem Freitod von Gunter Sachs in Ermangelung irgendeines Nachfolgers „Deutschlands letzter Playboy“ geworden und geblieben. Aber Playboy, wer kann sich darunter noch irgendetwas vorstellen? Fakt ist: Er verkörperte seit den späten 50ern wie kaum ein anderer das lebenshungrige, hedonistische West-Berlin, das es ja auch gab. Juhnke, Marlene, die Knef, Atze Brauner, alle nicht mehr da, die Last blieb so bis heute auf seinen Schultern.

Das wirklich Verblüffende an Edens Berliner Leben besteht vermutlich darin, dass praktisch nie ein böses Wort über ihn zu hören war. Seit der Gründung seines ersten Clubs „Eden Saloon“ 1957 – da war er gerade 27 – bis zum Verkauf des „Big Eden“ 2002 muss er zwangsläufig immer wieder Kontakt zum Drogen- und Rotlichtmilieu gehabt haben, blieb aber anscheinend völlig sauber.

Er hat ein riesiges Immobilienvermögen angehäuft, aber offenbar nahm nie ein Steuerfahnder Anstoß an seinen Geschäften, das war bei Artur Brauner bekanntlich ganz anders. Und dann die Sache mit den Frauen, die zu zählen er irgendwann, sehr jung, aufgegeben hat – da müsste doch mal eine erbost zur Boulevardpresse gelaufen oder zumindest öffentlich Schläge mit dem Gucci-Täschchen ausgeteilt haben? Nichts.

Stinkreich, treulos und verschwenderisch

Gewöhnen wir uns also an den Gedanken, dass da einer stinkreich, treulos, verschwenderisch und erklärtermaßen total oberflächlich sein kann, ohne dass irgendein mürrischer Gott ihm jemals in die Parade fährt. Möglicherweise sind sein Charme, seine Großzügigkeit, sein ganzes von Boshaftigkeit und Neid offenbar freies Wesen straferleichternd in die Waagschale gefallen, oder es gibt eben wirklich so etwas wie ein autonomes, glückliches Leben.

... jung mit Pepitahut, Cabrio und Begleiterin in den 60ern.
... jung mit Pepitahut, Cabrio und Begleiterin in den 60ern.

© privat

Seine jüdische Herkunft hat Rolf Sigmund Sostheim, so der Geburtsname, nie verschwiegen, aber auch nur flapsig thematisiert: Er sei der einzige Jude in Berlin gewesen, „der sich nicht als Opfer fühlte“.

Geboren 1930 in Tempelhof, dann ausgewandert nach Tel Aviv, dort als Soldat einer Spezialeinheit mit 18 in ganz sicher traumatisierende Kämpfe verstrickt: Diese Jugend fiel so spurlos von ihm ab wie die erste kurzlebige Ehe, als er nach Paris zog, dort kellnerte, Klavier spielte und schließlich aus Berlin hörte, dass Rückkehrer mit 6000 Mark rechnen dürfen, bar auf die Hand.

Eröffnung des ersten deutschen Playboy-Clubs

Das war das Startkapital, darauf entstand das Imperium von Nachtclubs, das in der Eröffnung des ersten deutschen Playboy-Clubs gipfelte – diese Sache mit den Frauen in Häschenkostümen, damals für die ausgezehrte Stadt ein Wunder der Weltläufigkeit. Kamen US-Stars in die Stadt, landeten sie mehr oder weniger zwangsläufig in einem von Edens Läden, das Geschäft brummte.

...und in typischer Haltung mit Lebensgefährtin Brigitte.
...und in typischer Haltung mit Lebensgefährtin Brigitte.

© Hannibal Hanschke/dpa

Seine Grundregel ließ schon den Eden-Saloon durch die Decke gehen: „Wo Frauen sind, kommen auch die Männer, und wenn die Stars kommen, kommen alle anderen auch.“ Er gab also weiblichen Gästen in den ersten drei Jahren alles umsonst, und für die Starkontakte verdingte er sich als Schauspieler in Filmklamotten, egal welchen.

Blond mussten sie sein, schön mussten sie sein, das genügte

Ein guter Tag war für ihn, wenn er in allen Boulevardzeitungen an der Seite formschöner junger Frauen zu sehen war. Schnuffi und Cherie und Brischitt wechselten sich ab, denn fürs Lernen der richtigen Namen blieb keine Zeit; blond mussten sie sein, schön mussten sie sein, das genügte.

Sieben Kinder von sieben Frauen kamen zusammen, immer gezeugt nach dem Prinzip, dass Schluss sei, sobald sich erste Schwangerschaftsrundungen zeigen, denn das wäre geschäftsschädigend gewesen. Nie hat er verstanden, dass der Kollege Gunter Sachs, der ihm mutmaßlich Brigitte Bardot weggeschnappt hat, immer gleich heiratete.

Immerhin: Ursula Buchfellner, erstes deutsches Playboy-„Playmate“, zog 1979 mit 18 bei ihm ein, blieb sogar sieben Jahre – und lobt ihn noch heute für sein angenehmes Wesen: „Wer einen Platz in seinem Herzen hat, der verliert ihn nicht mehr.“ Ob es in diesem Herzen dunkle Ecken gibt? Das wird er auch mit 90 kaum noch verraten.

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