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Auf dem TXL-Gelände soll neben einem Industrie- und Forschungspark auch das größte Holzbauviertel der Welt entstehen.

© Tino Schöning/dpa

Zukunft des TXL-Geländes: Berliner Landschaftsarchitekten zeigen ihre Pläne für die Nachnutzung

Eine „Schwammstadt“ mit 5.000 Wohnungen soll auf dem Ex-Flughafengelände entstehen. Landschaftsarchitekten planen bereits, wie sie aussehen könnte.

Während die ersten Aufträge für den Umbau des ehemaligen Flughafens Berlin-Tegel in die „Urban Tech Republic“ ausgeschrieben werden, planen Landschaftsarchitekten die grüne Zukunft des riesigen Geländes für die nächsten 100 Jahre.

Das ist der Zeitraum, in dem die Planer der grünen Zukunft im Norden Berlins denken müssen, erklärte Landschaftsarchitekt Jürgen Weidinger vom gleichnamigen Berliner Büro am Montagabend bei einer virtuellen Sitzung des Baukollegiums Berlin.

In dieser Beratungsrunde, unter der Leitung von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher tagte sie jetzt zum 83. Mal, tauschen internationale Fachleute ihre Ansichten zu herausragenden stadtplanerischen Projekten aus.

Und herausragend in wohl jeder Beziehung ist die gestalterische Aufgabe für das Gelände des ehemaligen Flughafens, soweit das nicht für Gewerbe und die Beuth-Hochschule genutzt wird. Und die 5000 Wohnungen des künftigen Schumacher-Quartiers im Osten des Flughafengeländes werden in die gärtnerische und landschaftsplanerische Gestaltung einbezogen.

Da das Wohngebiet eine sogenannte „Schwammstadt“ werden soll, in der anfallende Regenmengen vor Ort genutzt und nicht etwa in die Kanalisation abgeleitet werden, plant das Büro von Jürgen Weidinger, das den entsprechenden Wettbewerb gewonnen hatte, große begrünte Becken, die Stadtlandschaft vorsichtig strukturieren sollen. Kenner des Berliner Nordens werden sich dabei an Frohnau erinnert fühlen, wo ja auch künstlich angelegte Teiche das Regenwasser auffangen sollen.

Ein Vorhaben für die nächsten 100 Jahre

Bei Jürgen Weidinger sind das allerdings eher nur um 45 Centimeter vertiefte und begrünte Becken und Mulden, die als Schwamm dienen sollen. Denn, das weiß der Berliner Architekt genau: „In Berlin ist es meistens trocken, dann regnet es, dann steht alles unter Wasser“.

Ihr besonderes Augenmerk richten die Landschaftsplaner auf das 200 Hektor große Gelände nord-westlich der nördlichen Startbahn. Diese soll in ihren ganzen 60 Meter Breite erhalten bleiben, und könnte teilweise als Skateranlage genutzt werden. Hier verliefe wohl auch einer der geplanten, sechs Meter breiten, Fahrradschnellwege, die das ganze Gelände durchziehen werden.

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Die sogenannte „Tegeler Heide“ im Norden soll bis zum Tegeler Forst der Freizeitgestaltung dienen. Weidingers Team plant die Anpflanzung von Kiefern und Laubbäumen, auf den Simulationen sind auch Birken zu erkennen.

Ob das denn ausreicht, fragte Regine Keller nach, Professorin für Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität München. Sie meint, die Heide brauche deutlich mehr Bäume, damit sich die Landschaft im Sommer nicht so aufheizt. Aber sie weitet dann auch gleich den Rahmen: „Ein solcher Ort ist nie fertig“.

Die Tegeler Heide wird, anders als das Tempelhof-Gelände, keine Brache bleiben

Zuerst werden allerdings Sträucher der Strukturierung der Landschaft dienen müssen, denn dieses Vorhaben ist tatsächlich eines für die nächsten 100 Jahre – erst dann wird sich, was heute nur eine Vision ist, in der Realität so darbieten.

Um die Dimension der Aufgabe, aber auch der Chancen deutlich zu machen, bemüht Weidinger einen Vergleich: Die Ost-West-Ausdehnung des zu überplanenden Geländes ist größer als das Tempelhofer Feld, und: „Ich hatte noch nie ein Projekt, auf dem es so wenig Bäume gibt“. Was aber auch bedeutet: Die Tegeler Heide wird, anders als das Tempelhof-Gelände, keine Brache bleiben.

Eindringlich forderte Jürgen Weidinger die dauerhafte politische Verantwortung für das, was auf dem TXL-Gelände geschehen wird, ein. „Wenn man nichts macht, ist der Park in fünf Jahren kaputt“; war sein Appell.

Der wiederum forderte den zugeschalteten Leiter des Reinickendorfer Grünflächenamtes, Rüdiger Zech, heraus – man hoffe auf kompetente Teams, die die Pflege übernehmen können, sagte er. Was aber auch bedeutet: In Reinickendorf sind diese Kräfte nicht vorhanden.

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