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Engelbert Lütke Daldrup will den BER im Herbst eröffnen - der Flugverkehr wird bis dahin wohl nicht den Stand vor Corona erreicht haben.

© Jürgen Heinrich/imago

Zukunft des BER: Berlins Flughafenchef Lütke Daldrup will mehr Eigenkapital

Berlin gibt weitere 40 Millionen Euro für die Flughafengesellschaft frei. Deren Chef ist unzufrieden - und muss mit den Banken über weitere Kredite verhandeln.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Rot-Rot-Grün stellt der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) weitere 40 Millionen Euro zur Verfügung. Das hat der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses am Mittwoch beschlossen. Es handelt sich um den Anteil Berlins an einem lange verabredeten Gesellschafterdarlehen von 108 Millionen Euro, das die FBB neben Bankkrediten und einer Corona-Nothilfe dringend braucht. 

Airport-Chef Engelbert Lütke Daldrup erinnerte die Eigentümer Bund, Berlin und Brandenburg im Ausschuss an ihre Verantwortung für die wirtschaftliche Zukunft des Flughafens BER. Mit einer Eigenkapitalquote von 20 Prozent (etwa eine Milliarde Euro) bei einer hohen Kreditbelastung von 3,92 Milliarden Euro sei die FBB sehr knapp ausgestattet.

"Ein kluger Gesellschafter würde das Unternehmen mit mehr Eigenkapital ausstatten", sagte Lütke Daldrup. Das wurde von Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) und dem Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider (SPD) erst einmal nicht kommentiert.

Zur Zukunft des Fliegens, auch in Berlin, äußerte sich Lütke Daldrup zurückhaltender. Die Entwicklung des Flugverkehrs sei derzeit "nur mit der Glaskugel zu beurteilen". Die Tiefe und Länge der Krise sei nicht einschätzbar. "Wir müssen auf Sicht fahren." 

Hoffnung auf Normalisierung des privaten Reiseverkehrs 

Längerfristig sieht der FBB-Chef aber gute Chancen, dass sich zumindest der private Flugreiseverkehr wieder auf ein normales Niveau einpendele. Und der mache in Berlin 75 bis 80 Prozent des Passagieraufkommens aus. In den vergangenen Tagen habe die Zahl der Passagiere aber noch bei 2,5 Prozent des Flugverkehrs vor Corona gelegen. "Das ist fast nichts."

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Finanziell gab Lütke Daldrup eine vorläufige Übersicht. Zurzeit stünden der Flughafengesellschaft noch 356 Millionen Euro aus alten Bankkrediten und 108 Millionen Euro aus dem nunmehr letzten Gesellschafterdarlehen zur Verfügung. 

Hinzu kämen 300 Millionen Euro zum Ausgleich der Corona-bedingten operativen Verluste. Ob in den nächsten beiden Jahren weitere Finanzhilfen nötig seien, sei erst im Herbst mit dem neuen FBB-Wirtschaftsplan zu beurteilen. 

Kreditverhandlung mit Banken erst im Sommer

Um über die Runden zu kommen, muss die FBB in jedem Fall noch 400 Millionen Euro Kredite am privaten Kapitalmarkt aufnehmen. Das ist lange eingeplant. "Wir haben  aber festgestellt, dass jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt ist, an den Markt heranzutreten", räumte Lütke Daldrup ein. Die Flughafengesellschaft werde dies wieder im Sommer versuchen. "Die Lage ist momentan zu volatil." 

Finanzsenator Kollatz ergänzte, dass wegen der Coronahilfen kein weiteres Beihilfeverfahren bei der EU-Kommission geführt werden müsse. Brüssel lege lediglich Wert darauf, dass am Ende nur die tatsächlich durch die Krise verursachten operativen Verluste mit Staatsgeldern ausgeglichen werden.  

Die Finanzhilfen der Gesellschafter, die die Fertigstellung des Flughafens BER ermöglichten, seien mit der Kommission inzwischen "endbesprochen".  Aus Sicht der Kommission sei dies kein erfreulicher Vorgang gewesen, "aber korrekt".

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