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Das Tempohome auf dem Tempelhofer Feld steht seit dem Sommer leer.

© Thomas Loy

Exklusiv

Zukunft der Tempohomes: Senat baut ein „Zwischenlager“ für Wohncontainer

17 Containerdörfer zur Unterbringung von Flüchtlingen sind seit 2016 entstanden. Die ersten sollen jetzt abgerissen werden.

Die Flüchtlinge sind längst ausgezogen, aber die rund 900 Container des „Tempohome“ auf dem Tempelhofer Feld stehen immer noch am nördlichen Feldrand. Eigentlich müssten sie laut THF-Gesetz spätestens Neujahr verschwunden sein, aber das ist nicht mehr zu schaffen. Zuständig ist die Berliner Immobilienmanagement-Gesellschaft (BIM). Die teilt auf Anfrage mit, die mit dem Rückbau beauftragten Firmen stünden „in den Startlöchern“.

„Wir sind zuversichtlich, dass wir im Januar beginnen können und der Rückbau dann im 1. Quartal 2020 abgeschlossen wird“, erklärt Johanna Steinke, Sprecherin der BIM. Grund für die Verzögerung sei eine fehlende „Baugenehmigung für die Zwischenlagerung“. Der Senat weiß noch nicht, wie die Container künftig genutzt werden können, daher werden sie erstmal auf Halde gepackt. Wo die Container zwischengelagert werden sollen, will die BIM nicht verraten, um Vandalismus vorzubeugen.

Insgesamt hat der Senat für die 17 Tempohomes, die ab 2016 errichtet wurden, rund 5.600 Wohncontainer angeschafft. Noch ist unklar, welche Tempohomes weitergenutzt werden sollen, etwa zur Unterbringung von Obdachlosen oder als temporärer Schulstandort, darüber verhandelt Sozialsenatorin Elke Breitenbach mit den jeweiligen Bezirken. Eigentlich ist die Nutzungsdauer der Tempohomes auf drei Jahre begrenzt, offenbar sieht Breitenbach aber eine rechtliche Handhabe, diese Frist zu verlängern.

Vier Tempohomes sind bereits geschlossen

Von den 17 Tempohomes sind bereits vier geschlossen, erklärte Breitenbachs Verwaltung auf Anfrage – die Anlagen auf dem Tempelhofer Feld, an der Zossener Straße und Dingolfinger Straße in Marzahn-Hellersdorf sowie am Buchholzer Weg in Pankow sollen zurückgebaut werden. Der Standort Siverstorpstraße in Karow werde zum 31. Juli 2020 geschlossen, heißt es.

An der Zossener Straße in Hellersdorf will die städtische Gesobau im Februar mit dem ersten Bauabschnitt für das Projekt „Stadtgut Hellersdorf“ beginnen. Bis 2023 sollen auf dem 7,2 Hektar großen Areal am historischen Stadtgut Hellersdorf rund 1.250 neue Wohnungen entstehen.

Insgesamt rechnet die BIM mit Kosten von 47 Millionen Euro für den Rückbau aller 17 Tempohomes. Deren Aufbau und Einrichtung haben nach einer Aufstellung des BIM mehr als 90 Millionen Euro gekostet.

Container eignen sich nicht als Schulräume

Das erste der 17 Tempohomes wurde 2016 in Altglienicke errichtet. Dort ist die Dreijahresfrist bereits abgelaufen, man prüfe aber eine Nachnutzung als „temporären Schulstandort“, erklärte die Verwaltung im September. Inzwischen ist die Erkenntnis gereift, dass zumindest die Wohncontainer für eine schulische Nutzung ungeeignet sind. Die Raumhöhe ist mit 2,36 Meter zu niedrig. Außerdem gibt es für temporäre Schulbauten keine Ausnahmegenehmigung von der Energieeinsparverordnung.

An der Gerlinger Straße am südlichen Rand von Neukölln müssen die Container ebenfalls im Laufe des nächsten Jahres abgeräumt werden, um die Baufläche für neue Wohnungen freizumachen. Das Terrain gehört zum Projekt „Buckower Felder“.

Containerdörfer werden in Berlin bereits seit Ende 2014 als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt. Die erste Siedlung entstand im Köpenicker Allendeviertel und feierte - nach einer Verlängerung der Betriebserlaubnis - in diesem Jahr ihr fünfjähriges Bestehen. Geschlossen wird sie erst, wenn in der Nähe eine reguläre Unterkunft für Flüchtlinge fertiggestellt ist.

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