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Wegen verzögerter Impfstofflieferungen muss im Impfzentrum Tempelhof kurzfristig der Betrieb eingestellt werden.

© Patrick Pleul/dpa

Zu wenige Dosen bei Hausärzten und Lieferprobleme: Berlins Impfkampagne läuft schleppend – zwei Impfzentren kurzzeitig geschlossen

Um die Impfkampagne zu beschleunigen, sollen ab dieser Woche auch Hausärzte gegen Covid-19 impfen. Doch es gibt Startprobleme.

Von Louise Otterbein

Durchwachsene Impfbilanz am ersten Tag nach den Osterfeiertagen in Berlin: Während seit Dienstag auch in Hausarztpraxen geimpft werden kann, mussten am Mittag die Impfzentren an der Messe Berlin und der Arena Berlin ab 14 Uhr einen kurzzeitigen Impfstopp verhängen, da eine Nachlieferung des Biontech-Vakzins ausgeblieben war.

Wie die Gesundheitsverwaltung mitteilte, habe sich ein Impfstofftransport nach Berlin „wegen mutmaßlich technischer Schwierigkeiten“ verzögert. Am späten Nachmittag teilte die Gesundheitsverwaltung dann mit, dass die ausgebliebene Lieferung in Berlin eingetroffen sei, sie umfasse 81.000 Dosen. Die Termine von Dienstag wurden auf die folgenden Tage verschoben.
Die Nachfrage nach Impfungen ist groß, auch mit dem Vakzin AnstraZeneca. Nachdem der Impfstoff in Verdacht geraten war, bei jüngeren Menschen die Bildung von Hirnvenenthrombosen zu befördern, ist AstraZeneca in der Regel derzeit nur noch für Menschen ab 60 Jahren zugelassen.

Ein Ladenhüter ist es deshalb nicht: Im Impfzentrum Tempelhof werden aufgrund der hohen Nachfrage nach Impfungen für 60- bis 70-Jährige mit AstraZeneca die zur Verfügung stehenden Impftermine bis zum 18. April verlängert. Für Terminbuchungen ist die Impfhotline unter 030 9028 2200 zu erreichen, eine Einladung ist nicht nötig.
Die Impfkampagne beschleunigen soll auch das Impfen in Hausarztpraxen. Nachdem im Rahmen eines Modellversuchs 100 Praxen bereits seit Anfang März gegen Covid-19 impfen konnten, sollte dies ab Dienstag allen Berliner Hausärzten ermöglicht werden.

Doch noch am Vormittag herrscht in vielen Praxen Ungewissheit, wie der Tagesspiegel erfuhr. Weder sei bekannt, wann, noch wie viel Impfstoff geliefert werden soll. In der Praxis Robert A. Holzer an der Schillerpromenade in Neukölln etwa wusste laut Auskunft einer Arzthelferin noch niemand, wie viele Impfdosen in den nächsten Tagen zur Verfügung ständen – erwartet würden 20 bis 30.

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Der Andrang auf die Impftermine in der Praxis sei groß, seit vergangener Woche würden die Telefone dauerhaft klingeln. Doch mit dem Impfen wollen sie erst in der kommenden Woche beginnen, die Unsicherheit über die Impfstoffmengen sei noch zu groß, um Termine vergeben zu können. Auch in anderen Berliner Praxen liefen die Telefone heiß, einige hatten Termine wegen der Unsicherheit bereits wieder zurückgezogen, andere sie auf gut Glück ab Donnerstag vergeben.

Der Vorsitzende des Hausärzteverbands Berlin, Wolfgang Kreischer, kritisierte die langsame Ausgabe des Impfstoffs und die mangelnde Information der betroffenen Praxen am Dienstag: „Es ist nur Chaos, ein Komplettversagen der Politik“, sagt Kreischer. Die Politik habe nichts gelernt aus den Pandemiewellen, und die Hausärzte müssten das nun ausbaden.

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