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Mangelware. Handschuhe, Masken, Brillen und Schutzanzüge sind weltweit nur noch schwer aufzutreiben. Der Senat bemüht sich um Reserven.

© Henning Kaiser/dpa

Zu wenig Schutzkleidung und Personal in Berlin: Es fehlen Masken, Brillen, Kittel – wann Nachschub kommt, ist unklar

In Kliniken und Praxen mangelt es zunehmend an Schutzausrüstung und Personal. Insbesondere niedergelassene Ärzte klagen, dass Praxen bald schließen müssen.

Das Beschaffen dringend nötiger Schutzutensilien – also Masken, Brillen, Anzügen – fordert Bund, Senat, Praxen und Kliniken stärker heraus als noch kürzlich gedacht.

Nur eine Minimallieferung aus einer Bestellung der Bundesregierung sei am Montag in Berlin eingetroffen, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) im Abgeordnetenhaus, während es in der Stadt kaum Reserven gebe. Lieferungen mit Schutzmasken werden inzwischen von Polizisten begleitet.

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Wie berichtet, klagen insbesondere niedergelassene Ärzte, dass bald Praxen schließen müssten, weil Schutzutensilien und Desinfektionsmittel fehlten. Von den vom Bundesgesundheitsministerium angekündigten Schutzmasken seien nun lediglich 8000 eingetroffen, teilte die für die Praxen zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) mit, was eine Maske pro Berliner Praxis bedeute, also deutlich zu wenig.

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„Noch immer herrscht im Lager der KV gähnende Leere“, schreibt die Vereinigung, das Bundesbeschaffungsamt signalisiere auch nicht, wann mit Nachschub zu rechnen sei.

Wann neues Material geliefert wird, ist unklar

Medizinisches Schutzmaterial ist weltweit Mangelware, der Markt seit Wochen leer, weshalb auch der Senat nicht sagen konnte, ab wann mit Lieferungen zu rechnen sei. Senatorin Kalayci ließ mitteilen, ihr lägen auch „keine weiteren Informationen vor“, wann die vom Bund zentral bestellten Lieferungen ankämen: „Genaue Gründe“ für Verzögerungen seien nicht bekannt.

So sieht es in den Lagern der Kassenärztlichen Vereinigung derzeit aus.
So sieht es in den Lagern der Kassenärztlichen Vereinigung derzeit aus.

© Kassenärztliche Vereinigung

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„Vielleicht haben wir es noch nicht deutlich genug gesagt“, schreibt die KV. „Auf Grund der fehlenden Schutzausrüstung müssen die Praxen ihren Betrieb einstellen.“ Es werde, so der Vorwurf, zu oft nur über die Kliniken gesprochen, dabei müsse klar sein, dass die medizinische Versorgung in einer solchen Krise „nur in ihrer Gesamtheit“ betrachtet werden könne – leider stünden die Praxen allein da.

Es fehlt auch an Personal

Nicht nur die KV, die in den letzten Jahren immer wieder mit den Senatskoalitionen in Streit geraten war, auch Klinikleiter beschweren sich: Es fehle nach wie vor nicht nur Material, sondern auch Personal. Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigte Hilfe reiche nicht – auch weil die Krankenhäuser schon vor der Coronakrise massiven Investitionsbedarf gehabt hätten. In der Politik wird das nicht bestritten.

Berlins Krankenhäuser hatten einen eigenen Notruf an die Politik gesendet. Die von der Bundesregierung zugesagten finanziellen Hilfen seien viel zu niedrig, auch weil alle planbaren Operationen verschoben werden sollten, womit die einkalkulierten, nötigen Einnahmen weggebrochen seien. „Unbürokratische Hilfe“ hatte die Berliner Krankenhausgesellschaft gefordert.

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Der Chef des Gesundheitsausschusses im Abgeordnetenhaus, der frühere Vivantes-Arzt Wolfgang Albers (Linke), sprach von gestiegenen Preisen für Schutzutensilien. So wird im Gesundheitswesen berichtet, dass handelsübliche Profi-Atemmasken vor der Coronapandemie 70 Cent pro Stück gekostet hätten, inzwischen verlangten Händler mehr als sieben Euro.

Ein Intensivbett kostet 90.000 Euro

Steigende Kosten, fehlendes Personal und planbare, von den Krankenkassen auskömmlich vergütete Behandlungen werden verschoben – die Kliniken stehen unter enormen Druck. Die Bundesregierung hatte für jedes leer gezogene Krankenhausbett 560 Euro pro Tag zugesagt, damit Covid-19-Patienten behandelt werden können.

Gefragt werden auf dem Höhepunkt der Krise vor allem Intensivbetten mit Beatmungstechnik. Linken-Politiker Albers sagte, ein Intensivbett einzurichten, koste zuweilen mehr als 90.000 Euro; Gesundheitsminister Spahn habe dafür 50.000 Euro vorgesehen. Wiederholt stellte Senatorin Kalayci im Notfall eigene Hilfen des Landes für die Klinik in Aussicht.

Hätten Kliniken und Praxen selbst vorsorgen müssen?

Umstritten ist die Frage, inwiefern Kliniken und Praxen sich selbst hätten vorbereiten müssen. Wieso sind nach den „Warnschüssen“ Sars-1, Mers, Vogel- und Schweinegrippe in den Kliniken nicht ausreichend Vorräte für eine Pandemie angelegt worden – und hängt dies womöglich mit dem politisch gewollten Spardruck zusammen?

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Laut Gesetz ist die KV für die ambulante Versorgung eigenständig zuständig, auch für das Beschaffen von Material und Medikamenten – oder ist der Senat in einer solchen Krise dazu verpflichtet, auch die selbstständigen Praxisärzte zu versorgen?

Das Coronavirus kann zum Lungenleiden Covid-19 führen. Die schwersten Fälle sollen in der Universitätsklinik Charité behandelt werden, die teilte mit: „Die Charité verfügt derzeit über ausreichend Sterilgut, aber die Situation ist durchaus angespannt. Wir appellieren daher dringend an einen achtsamen Umgang mit Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln.“

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