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Zahl der Stiftungen steigt weiter, aber die Politik ist gefordert: Gutes kann so einfach sein

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen fordert von der neuen Bundesregierung weniger Bürokratie und mehr Flexibilität. Denn so könne man die nächste Generation dafür gewinnen, sich mit eigenem Vermögen für die Gesellschaft zu engagieren.

Wer stiftet, bleibt der Gesellschaft erhalten. Immer mehr Menschen in Deutschland nehmen sich das zu Herzen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Stiftungen noch einmal um 549 auf 22 274 gestiegen. Das ergab die Bilanz, die der Bundesverband Deutscher Stiftungen jetzt vorlegte. Dieser wendet sich zugleich mit Wünschen an die Bundesregierung, damit nachhaltiges Wirken von jungen, vermögenden Leuten, zum Beispiel Start-up-Unternehmern, besser möglich wird.

Für den Vorstandsvorsitzenden des Stifter-Bundesverbandes, Michael Göring, ist Stiften „eines der erfolgreichsten Modelle, sich nachhaltig für die Gesellschaft zu engagieren“. Spuren deutscher Stiftungen sind überall sichtbar, auch wenn sie nicht von allen sofort erkannt werden. Stiftungen kümmern sich in Deutschland um 154 000 Hektar Naturschutzfläche, tragen rund 150 Krankenhäuser, 100 Wohnstifte, 318 Professuren und 270 Museen. Mit der IOTA Foundation kommt eine der interessantesten neuen Stiftungen aus Berlin. IOTA ist ein dezentral organisiertes, digitales Bezahlsystem für eine sichere Kommunikation und Zahlung zwischen zwei Maschinen. Das Gründungskapital der ersten Stiftung, die auf einer Kryptowährung beruht, entspricht einem fünfstelligen Dollarbetrag. Ziel der Stiftung ist die stetige Weiterentwicklung dieser Technologie. Die Stiftenden haben die vergleichsweise seltene Form der Hybridstiftung gewählt, damit ein Teil des Vermögens für den Zweck verbraucht werden kann.

930 Stiftungen in Berlin

Bis 1895 reichen dagegen die Wurzeln der aus Berlin stammenden „Stiftung Seemannshilfe - Deutsche Evangelische Seemannsmission“ zurück. Unter anderen gehörte Pastor Martin Niemöller zu ihren Förderern. Seit der Wiedervereinigung leistet die Stiftung, seit 2017 als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts, unter anderem Aufbauarbeit für estnische Seemannsmissionen.

Der Förderung des demokratischen Staatswesens durch Arbeit gegen Rassismus und Extremismus widmet sich die Stiftung „Between Bridges“, die von dem in Berlin und London lebenden Künstler Wolfgang Tillmanns ins Leben gerufen wurde. Es geht ihr auch um Frieden und Völkerverständigung sowie die Sicherung der Rechte von Homosexuellen. In Brandenburg hat die in Frankfurt (Oder) gegründete Bernhard Waldinger Stiftung des Familienunternehmens „Sano Moderne Tierernährung“ sich der weltweiten Unterstützung hilfsbedürftiger Personen, insbesondere ehemaliger SOS-Kinderdorf-Kinder und in Not geratener Jugendlicher verschrieben. Was die Gründungen betrifft, gibt es dem Verband zufolge ein deutliches West-Ost-Gefälle. In Brandenburg ist die Stiftungsdichte, also die Anzahl der Stiftungen pro 100 000 Einwohner, mit 9 im Vergleich zu Bayern (31) oder Hamburg (78) vergleichsweise gering. Das gilt auch für Berlin (26), insgesamt sind es hier rund 930 Stiftungen.

Erwünschte Korrekturen

Bislang markiert das Jahr 2007 einen Höhepunkt bei den Stiftungsneugründungen, weil sich da die finanziellen und steuerlichen Rahmenbedingungen entscheidend verbessert haben. Einen ähnlichen Schub erhofft sich der Verband von der neuen Bundesregierung. Stifter sollen sich künftig mehr um Inhalte als um Bürokratie und Formulare kümmern können, wünscht sich der Generalsekretär des Verbandes, Felix Oldenburg. Die Stiftungsrechtsreform sei längst überfällig. Schließlich gelte es, mit modernen und flexiblen Modellen auch die nächste Generation zu gewinnen. Dass das bislang geltende Stiftungsrecht Satzungsänderungen verhindere, blockiert aus seiner Sicht erwünschte Korrekturen aufgrund von Lerneffekten durch Erfahrungen aller Art. Gerade in einem schwierigen Kapitalmarktumfeld, das die Sicherheit der alten Welt fester Zinsen nicht gewährleisten kann, sollte von der Haftung ausgeschlossen sein, wer Stiftungsvermögen ordentlich und gewissenhaft verwaltet.

Mehr Mut und Know-how bei der Vermögensanlage seien dringend erforderlich, damit Stiftungen auch tatsächlich arbeiten und etwas bewirken könnten für die Gesellschaft. Zur Anpassung an die Niedrigzins-Welt gehört auch eine Erleichterung der Zusammenlegung von Stiftungen. Auch für ein bundeseinheitliches Stiftungregister will man sich einsetzen, um mehr Transparenz zu schaffen.

Kultur in den Regionen

Mit einem Stiftungskapital von 2,6 Milliarden Euro sind die Stiftungen der Sparkassen-Finanzgruppe die aktivste Unternehmensgruppe im Bund. Doch auch sie können nichts gegen niedrige Zinsen tun. Daher sei die strategische Optimierung der Vermögensanlagen das wichtigste Gebot, sagte die Leiterin Gesellschaftliches Engagement und Veranstaltungsmanagement, Heike Kramer. Die Sparkassen sind besonders in der Förderung von Kultur in den Regionen und auf dem Land aktiv.

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