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Helmut Jahns Skizze fürs Europa-Center. Der Blick vom Ku'damm täuscht: Angedachter Standort ist die Nürnberger Straße.

© Modellbild: Jahn Architekten

Wolkenkratzer in Berlin-Charlottenburg: Europa-Center soll bis zu 240 Meter hohen Turm bekommen

Der Westen will hoch hinaus: Stararchitekt Helmut Jahn stellt Pläne für einen Wolkenkratzer vor. Auch für den Ernst-Reuter-Platz gibt es neue Ideen.

Am Charlottenburger Europa-Center soll ein Wolkenkratzer entstehen, der mindestens doppelt so hoch würde wie das existierende Bürohochhaus aus dem Jahr 1965, das 80 Meter misst (mit dem Mercedes-Stern auf dem Dach sind es 100 Meter). Diese Idee stellten der Stararchitekt Helmut Jahn und Centermanager Uwe Timm am Dienstag beim Workshop „Wachsende Stadt City West“ der Arbeitsgemeinschaft City vor. Der Turm soll das Parkhaus und die „Thermen am Europa-Center“ neben der Nürnberger Straße ersetzen.

„Es geht um ein Signal“, sagte Timm. Damit meine er nicht nur die städtebauliche Bedeutung, sondern auch die wirtschaftliche: „Im Moment ist der Markt ganz gut.“ Die westliche Innenstadt boome, also solle „man segeln, solange der Wind weht“. Timm verwaltet den Gebäudekomplex mit Berlins ältestem Einkaufszentrum für den Eigentümer Christian Pepper. Dessen Vater Karl-Heinz war vor 52 Jahren der Bauherr.

Was für eine Megalomanie. Was man am Alex mit dem Fernsehturm und der Marienkirche einst im Sozialismus städtebaulich vermurkst hat, will man nun am Europa-Center und der Gedächtniskirche mit einem riesigen Phallussymbol zu Ehren des Götzen Mammon im Kapitalismus wiederholen.

schreibt NutzerIn froggy08

Architekt Jahn hat mehrere Hochhausvarianten erarbeitet. In einer reicht der Turm bis zu einer 240 Meter hohen Spitze, unter der ein 200 Meter hoch gelegenes Café außergewöhnliche Aussichten bieten würde. Ein anderes Modell zeigt ein 160 bis 180 Meter großes Gebäude. Auf eine bestimmte Nutzung legen sich die Planer noch nicht fest. Wegen der großen Nachfrage nach Büroräumen in der Berliner Innenstadt würden Büros sicherlich dazu gehören.

Helmut Jahn (links) und Centermanager Uwe Timm bei der Präsentation.
Helmut Jahn (links) und Centermanager Uwe Timm bei der Präsentation.

© Cay Dobberke

Bisher ist es kein konkretes Projekt

Bei den Ämtern wurde noch nichts beantragt. „Es ist ein Vision“, betonte Timm im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Der Mietvertrag mit der Bade- und Saunalandschaft laufe bald aus. Man wolle ihn einmal noch verlängern, „aber nicht mehr für volle zehn Jahre“. Einige Autostellplätze könnten auch nach dem Parkhausabriss erhalten werden.

AG-City-Vorstandsmitglied Gottfried Kupsch lobte die Überlegungen als „ganz wesentliche Verbesserung“ für die Gegend – und ärgerte sich darüber, dass kein Vertreter der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung der Einladung zum Workshop gefolgt war.

Die Thermen auf dem Parkhausdach waren einst nur entstanden, weil die Feuerwehr für das Europa-Center einen großen Löschteich verlangte. Karl-Heinz Pepper kam damals auf die clevere Idee, daraus eine gewinnbringende Attraktion zu machen. Heutzutage ist laut Centermanager Timm kein Feuerwehrlöschteich mehr vorgeschrieben.

Ähnliche Pläne gab es früher schon

Was kaum jemand weiß: Bereits in den 1970er Jahren gab es Modelle für ein zweites und größeres Hochhaus im Europa-Center. Sie stammten unter anderem von den berühmten Designern Luigi Colani und Raymond Loewy. Der Turm wäre an der Stelle der damaligen Eislaufbahn entstanden. Diese Pläne wurden nicht publik gemacht und erst 2015 in einem Buch zum 50. Center-Jubiläum erwähnt.

In dem vor zehn Jahren eröffneten Vorbau des Centers an der Tauentzienstraße wird der Saturn-Elektronikmarkt übrigens Teile seiner 13 000 Quadratmeter großen Flächen abgeben. Auf 1500 Quadratmetern ist ein „Flagshipstore“ für eine ungenannte Modemarke geplant. Der Umbau soll 2018 beginnen.

Schaut auf diesen Platz. So sieht die Vision des Architekten Helmut Jahn für den Ernst-Reuter-Platz aus.
Schaut auf diesen Platz. So sieht die Vision des Architekten Helmut Jahn für den Ernst-Reuter-Platz aus.

© Visualisierung: Jahn Architekten

Am Ernst-Reuter-Platz plante Jahn höher als erlaubt

Helmut Jahn hat in Berlin unter anderem das 60 Meter hohe Neue Kranzler-Eck am Ku’damm sowie das Sony-Center und den Bahn-Tower am Potsdamer Platz gestaltet. Er sprach jetzt auch über internationale Hochhausarchitektur und den Ernst-Reuter-Platz. „Türme zeigen Mut“, findet Jahn, sie „verdichten und vergrößern den öffentlichen Raum“ und „bereichern die Stadtsilhouette“.

Das seit Jahren leer stehende Ex-Postgebäude am Ernst-Reuter-Platz 6 gehört dem Europa-Center-Eigentümer Christian Pepper. Er wollte den maroden Altbau für einen größeren Neubau abreißen. Berlins Stadtentwicklungsverwaltung und das Bezirksamt waren einverstanden, sofern die Höhe des benachbarten alten Telefunken-Hochhauses (80 Meter) nicht überschritten werde.

Denkmalschutz erschwert Neubauten

Dagegen sehen Jahns Skizzen für den Ernst-Reuter-Platz eine Bauhöhe von 160 bis 180 Metern vor – und auch weitere neue Türme dort, die allerdings reine Gedankenspiele sind. Die Tatsache, dass der ganze Platz unter Denkmalschutz steht, hat schon einige visionäre Vorschläge ausgebremst.

Uwe Timm, der Pepper auch am Ernst-Reuter-Platz berät, bedauerte die fruchtlosen Gespräche mit Ämtern über eine größere Bauhöhe. Vielleicht könne man „in zehn oder 20 Jahren einen neuen Anlauf“ für die Immobilie mit der Hausnummer 6 nehmen. Bis dahin werde erst einmal nur das Bestandsgebäude saniert.

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