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Hier konnten Sie was erleben: Seit 1985 genossen hier ganze Schulklassen das Meerwasser-Wellenbad oder die abenteuerlichen Rutschen.

© Thomas Loy

Wohnungsbau in Berlin: Das "Blub" in Britz taucht wieder auf

Berlins legendäres Spaßbad ist nur noch eine verkohlte Ruine. Ein Neubauprojekt verzögerte sich. Jetzt der Durchbruch: 450 Wohnungen können entstehen.

Das Spaßbad Blub – das bisher einzige seiner Art in Berlin – verunziert den Neuköllner Ortsteil Britz seit rund zehn Jahren mit seinem ausgebrannten Kuppeldach. Schon vor zwei Jahren hätten die Spaßbad-Ruinen abgerissen werden sollen, um Platz für ein neues Wohngebiet zu machen.

Doch mit dem Antritt von Rot-Rot-Grün im Herbst 2016 kam auch dieses Projekt vorerst zum Erliegen. Der neue grüne Baustadtrat Jochen Biedermann hatte die Verhandlungsführung seines Amtsvorgängers Thomas Blesing (SPD) aus der BVV heraus heftig kritisiert. Nun war er plötzlich selbst verantwortlich und wollte seine Kritik nicht einfach stillschweigend beerdigen.

Die Münchener Höcherl-Group hat das 3,5 Hektar große Gelände 2012 erworben und will dort 450 Wohnungen errichten, dazu soll die gesamte Spaßbad-Anlage, gebaut 1985, abgerissen werden. Da es mehrfach Brände in den Gebäuden gab, zuletzt 2016 einen Großbrand, ist das 2002 geschlossene Bad nur noch ein verkohlter Ruinenhügel.

Bis 2020 sollen rund ein Dutzend vier- bis fünfgeschossige Wohnblöcke entstehen; direkt am Teltowkanal, der nördlich angrenzt, sind Stadtvillen geplant, hinzu kommen eine Kita und Tiefgarage. Investitionsvolumen: 75 Millionen Euro. So zumindest sah die Planung vor rund drei Jahren aus.

Höcherl kam für das Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung zu früh. Die inzwischen geforderte Rate von 30 Prozent Sozialwohnungen musste er nicht liefern – und wollte es auch nicht. Der Bezirk hatte einen städtebaulichen Vertrag zum Bau einer Kita und der Zugangsstraße mit ihm abgeschlossen, ein Bebauungsplan war unterwegs, doch Biedermann versuchte, mit Rückendeckung von SPD, Grünen und Linken in der BVV noch mehr herauszuholen. Nach langen zähen Verhandlungen gebe es jetzt ein gegenseitiges Einvernehmen, sagte Biedermann dem Tagesspiegel.

81 Sozialwohnungen gegen knapp zwei Jahre Bauverzug

Höcherl habe inzwischen schriftlich zugesichert, 18 Prozent Sozialwohnungen zu bauen, das wären 81 geförderte Wohnungen. Im Gegenzug wolle die BVV bis Oktober den B-Plan verabschieden und damit Baurecht schaffen. Im nächsten Jahr könnte dann mit dem Bau begonnen werden.

81 Sozialwohnungen gegen rund zwei Jahre Bauverzug, so würde die Abschlussrechnung für den Bezirk aussehen. Auch bei anderen Bauprojekten wie dem Neubauriegel auf der Fischerinsel in Mitte oder dem Großprojekt Pankower Tor hat der rot-rot-grüne Senat im Schulterschluss mit den Bezirken Nachverhandlungen gestartet, um Anwohnern entgegenzukommen oder dem Investor weitere Zugeständnisse abzuringen.

Dadurch werden Bauprojekte verzögert, dringend benötigter Wohnraum wird später fertig. Die Opposition kritisiert diese Taktik heftig, doch Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) glaubt, dass sich der Zeitaufwand städtebaulich und für die künftigen Bewohner lohnt.

Höcherls Unternehmen wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Das Projekt ist unter dem Namen „Greenpark“ im Internet abrufbar. Die künftigen Käufer oder Mieter, vorwiegend Familien, sollen abseits der lauten Buschkrugallee vom Grünzug am Teltowkanal profitieren, und vom denkmalgeschützten „Teich Britz“, einer ehemaligen Kiesgrube, an deren Ufern slawische Siedlungsspuren gefunden wurden.

An die kurze, aber intensive Blub-Ära des Geländes – jährlich kamen bis zu 600.000 Besucher in das privat betriebene „Berliner Luft- und Badeparadies“ – wird wahrscheinlich kein Gedenkstein erinnern.

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