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Blick in die Zukunft. Ein neues Quartier mit 1500 Wohnungen entsteht auf der Friedenauer Höhe.

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Wohnungsbau in Berlin: Auf der Friedenauer Höhe entstehen 1500 Wohnungen

Es ist eins der größten Wohnungsbauprojekte in der City. Neben Stadtautobahn und S-Bahn-Trasse soll bis 2023 ein neues Quartier entstehen.

Sand, nichts als Sand. Betritt man die Baustelle direkt neben dem S-Bahnhof Innsbrucker Platz, zieht sich die Wüstenei hunderte Meter entlang der S-Bahntrasse und der Stadtautobahn in Richtung Westen zur Handjerystraße hin. Hier auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Wilmersdorf, das trotz des Namens zum Bezirk Tempelhof-Schöneberg gehört, entsteht eins der größten Wohnungsbauprojekte in der City. 1500 Wohnungen sollen hier auf der "Friedenauer Höhe" in den nächsten Jahren entstehen.

Die ersten Baugenehmigungen für das Quartier sind schon erteilt. Die Friedenauer SPD-Abgeordnete und Gesundheitssenatorin Dilek Kolat nennt es ein "Highlight-Projekt", das hier - in dem nach ihren Angaben am "dichtesten besiedelten" Stadtteil Berlins  realisiert wird. Kolat hat zur Baustellenbesichtigung eingeladen. Die 80 Friedenauer, die der Einladung gefolgt sind, sind eher skeptisch - wegen der Größe des Vorhabens, des damit verbundenen zunehmenden Verkehrs, der Infrastruktur. 2023 soll das Quartier fertig sein.

Sand, nichts als Sand. Derzeit wird das Areal für die Bauarbeiten vorbereitet.
Sand, nichts als Sand. Derzeit wird das Areal für die Bauarbeiten vorbereitet.

© Sigrid Kneist

Nach Norden wird ein geschlossener, hunderte Meter langer, sechsstöckiger Gebäuderiegel entstehen; auf den zudem noch eine vier Meter hohe Lärmschutzwand gesetzt wird. Dieser Bau sei vorgeschrieben gewesen, um Lärmschutz für das gesamte Quartier zu bieten, sagt Projektleiter Tobias Enders von der OFB Projektentwicklung, die in einem Joint Venture mit der BÖAG für den Bau der rund 1200 frei finanzierten Wohnungen zuständig ist. Vor allem kleinere Wohnungen sind dort geplant.

Anwohner haben die Planung spöttisch mit Prora verglichen, diesem von den Nazis gebauten, gigantische Betonriegel auf Rügen, der von der staatlich gelenkten Freizeitorganisation "KdF" (Kraft durch Freude) als Ferienanlage konzipiert war. Den Vergleich weist Enders zurück. Die Architektur sei aufgelockert, es gebe Balkone und Terrassen gen Süden, so dass keine monotone Einförmigkeit entstehen werde.  In den quer zum Längsgebäude geplanten Häusern sollen Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen angeboten werden. Zwischen den Gebäuden soll auf einer Fläche von rund 10.000 Quadratmetern viel Grün entstehen mit Ruhegärten und Spielplätzen. Eine Kita mit 85 Plätzen ist geplant.

Im Quartier sind umfangreiche Grünanlagen geplant.
Im Quartier sind umfangreiche Grünanlagen geplant.

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Am westlichen Ende des Areals werden die Gebäude entstehen, die geförderten Wohnraum bieten sollen. 245 Wohnungen sind in der Planung. "Der Quadratmeter wird 6,50 Euro netto-kalt kosten", sagt Jan Siggelkow vom Immobilienunternehmen Ten Brinke. Diese Wohnungen sollen von der landeseigenen Wohnungsgesellschaft Howoge übernommen werden.

In dem Bereich werden auch die Bauarbeiten beginnen. Der Baustellenverkehr wird komplett von der Hauptstraße aus und nicht über die Handjerystraße geführt werden. Das Areal soll weitgehend autofrei gestaltet sein. Der Großteil der insgesamt 450 Stellplätze in den Tiefgaragen wird über die Hauptstraße zu erreichen sein, 75 Stellplätze über die Handjerystraße. Für 2000 Fahrräder soll es in den Garagen Platz geben.

Unmut über die Zahl der Wohnungen

Beim Baustellenrundgang äußern die Besucher ihren Unmut vor allem über die Zahl der entstehenden Wohnungen. Denn während der jahrelangen Bürgerbeteiligung waren wesentlich viel weniger Einheiten im Gespräch. "Bei den letzten vorgestellten Planungen waren wir noch bei 900 Wohnungen", schimpft ein Bürger. "Die Bürgerbeteiligung war eine Farce."

Enders versucht, diese Bedenken zu zerstreuen. Man baue nicht für mehr Menschen, sondern habe den Anteil an kleinen Wohnungen erhöht. "In Berlin sind 80 Prozent der Haushalte Ein- bis Zwei-Personen-Haushalte", sagt Enders. Die Friedenauer sorgen sich zudem, dass die Zahl der Stellplätze bei Weitem nicht ausreicht und die neuen Bewohner dann künftig auch die ohnehin knappen Parkplätze im Viertel mit beanspruchen werden.

Eine Einschränkung für die Anwohner wird es aber bestimmt geben; auf ihren Edeka-Supermarkt an der Handjerystraße müssen sie für einige Zeit verzichten. Er wird abgerissen, soll dann aber später wieder in das Erdgeschoss des dort geplanten sechsgeschossigen Neubaus einziehen.

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