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Am Rande der Kapazitäten. Die Amerika-Gedenkbibliothek hat mehr Besucher als Leseplätze.

© Tim Brakemeier/ dpa

Wohin mit der neuen Landesbibliothek?: Auf der Suche nach dem Bücherplatz

Soll die neue Zentral-und Landesbibliothek an den Blücherplatz oder ans Gleisdreieck? Oder doch lieber ins ICC oder in den Ex-Flughafen Tempelhof? Darüber wurde jetzt in der Urania diskutiert.

Wo die neue Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) Berlin entsteht, ist seit dem Volksentscheid gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes im Mai 2014 unklar. Immerhin sehen Senatsplaner aber einige Alternativen: Bis zum Jahresende würden 13 Standorte geprüft, sagte Abteilungsleiterin Birgitt von dem Knesebeck aus der Stadtentwicklungsverwaltung am Montag in der Urania. Zum Diskussionsabend über die ZLB hatten die Architektenkammer Berlin und der Tagesspiegel eingeladen.

Seit dem Sommer haben sich einige Politiker für einen Standort am Kreuzberger Blücherplatz neben der Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) ausgesprochen – darunter der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), Kulturpolitiker der Berliner CDU- und SPD-Fraktionen und die BVV Friedrichshain-Kreuzberg.

Die 1954 eröffnete Amerika-Gedenkbibliothek ist einer der zwei bisherigen ZLB-Standorte, der andere liegt in der Nähe des neuen Stadtschlosses (Humboldt-Forum) in Mitte.

Entschieden sei noch nichts, betonte von dem Knesebeck. Untersucht werde auch die von Bürgern geforderte Ansiedlung am Park am Gleisdreieck in Kreuzberg. Unter den weiteren Kandidaten seien die Altbauten des Ex-Flughafens Tempelhof, das geschlossene Internationale Congress Centrum (ICC) in Charlottenburg, die neue „Europacity“ nahe dem Hauptbahnhof und das Marx-Engels-Forum in Mitte sowie Teile der einstigen Stasi-Zentrale an der Lichtenberger Normannenstraße.

Auf dem Podium (v.l.n.r.): Gerd Nowakowski (Der Tagesspiegel), Matthias Bauer (AG Gleisdreieck) und Birgitt von dem Knesebeck (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung).
Auf dem Podium (v.l.n.r.): Gerd Nowakowski (Der Tagesspiegel), Matthias Bauer (AG Gleisdreieck) und Birgitt von dem Knesebeck (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung).

© Cay Dobberke

Die Bibliothekare bei der Debatte in der Urania: Volker Heller von der ZLB (links) und Boryano Rickum, Leiter der Stadtbibliothek Friedrichshain-Kreuzberg.
Die Bibliothekare bei der Debatte in der Urania: Volker Heller von der ZLB (links) und Boryano Rickum, Leiter der Stadtbibliothek Friedrichshain-Kreuzberg.

© Cay Dobberke

Zum ICC: „Du kannst aus einer Trompete keine Geige machen“

ZLB-Vorstand Volker Heller sah einen Umbau des ICC skeptisch und zitierte einen früheren Cheftechniker des Kongresszentrums: „Du kannst aus einer Trompete keine Geige machen.“ Ähnlich sei es beim denkmalgeschützten Flughafengebäude in Tempelhof. Der Blücherplatz sei durch die AGB bekannt, „die Berliner kennen und lieben diesen Ort“. Auch das Gelände am Gleisdreieck könne zum „tollen Standort“ werden. Der in den Jahren 2011 bis 2014 eröffnete Park habe sich als „unglaubliche Erfolgsgeschichte“ erwiesen.

So sah es auch Matthias Bauer, Sprecher der AG Gleisdreieck: Der Park werde vielseitig genutzt. Die Bürgerinitiative schlage für die ZLB das benachbarte Baufeld „Urbane Mitte“ vor, wo ein Investor bisher vor allem Büros plane. „Wir wünschen uns dort auch etwas Öffentliches.“

Geld für die ZLB bedeutet nicht weniger Geld für die Stadtbibliotheken

Der Neubau in Tempelhof hätte mindestens 350 Millionen Euro gekostet. Inzwischen geht es um eine kleinere Bibliothek, für die der Senat bis 2019 noch 264,5 Millionen Euro eingeplant hat. Gerd Nowakowski, Leitender Redakteur des Tagesspiegels, fragte als Moderator der Diskussion: „Bedeuten mehr Mittel für die ZLB weniger Geld für die Stadtbibliotheken?“

Die Gelder für Landes- und Bezirksbüchereien stammten „aus völlig unterschiedlichen Töpfen“, beruhigte der Leiter der Stadtbibliothek Friedrichshain-Kreuzberg, Boryano Rickum. Siedele sich die ZLB ganz am Blücherplatz an, sei das „gut für den Bezirk“. Dann gäbe es auch die „große Chance“, Standorte der Bezirksbüchereien neu zu verteilen – zugunsten von Friedrichshain, wo es bisher nur eine Bibliothek gebe.

Die vorhandene Fläche reicht nicht mehr

Die neue ZLB sei notwendig, weil die bisherigen 7000 Quadratmeter Publikumsfläche in der AGB längst nicht ausreichten, sagte Volker Heller. „Besucher sitzen auch auf dem Fußboden.“ In der künftigen ZLB seien 23.000 Quadratmeter als Besucherbereich geplant.

Die Stadtentwicklungsverwaltung will auf die Standortprüfung noch eine „Wirtschaftlichkeitsbetrachtung“ folgen lassen, die im Herbst 2016 vorliegen soll. Vor den Abgeordnetenhauswahlen im nächsten September wird also wohl nichts beschlossen.

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