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Kassenschlager: Wenn es nach der SPD geht, wird das Neun-Euro-Ticket in Berlin verlängert.

© dpa/Oliwia Nowakowska

Wo wird es eng, wo fahren zusätzliche Züge?: Was Berliner zum Start des 9-Euro-Tickets wissen müssen

Ab heute gilt das 9-Euro-Ticket. Es dürfte voll werden, vor allem an Wochenenden. Zusätzlich eingesetzt werden im Verkehrsverbund nur wenige Züge.

Es ist ein Test, wie es ihn noch nie gab. Drei Monate lang gilt ab diesem Mittwoch, den 1. Juni, das Neun-Euro-Ticket. Die Bundesregierung subventioniert es, um die gestiegenen Mobilitätskosten auszugleichen. Allein in Berlin und Brandenburg wurde das Ticket bereits über eine halbe Million Mal verkauft. Die Deutsche Bahn verkaufte bis Sonntag bundesweit 2,7 Millionen Tickets. 

Die Tickets kosten für die drei Monate jeweils neun Euro, sie müssen mit einem Namen versehen sein und sind nicht übertragbar. Die Fahrradmitnahme ist nicht inklusive.

Die 870.000 Stammkunden der BVG, also Besitzer von Umwelt- und Schülerkartenabos, Jahreskarten, Semester- und Seniorentickets dürfen ebenfalls bundesweit ohne Mehrkosten fahren. Im einzelnen sind das: 350.000 Schülertickets, 300.000 Umweltkarten, 100.000 Firmentickets, 80.000 Seniorentickets, 30.000 Azubitickets und 10.000 der 10-Uhr-Tickets. Weitere Infos für Abonnenten gibt es zudem auf der Webseite der BVG.

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg geht deshalb von einer "auf manchen Strecken deutlich erhöhten Nutzung des ÖPNV" aus. Der VBB empfiehlt "eine vorausschauende und gute Planung der Reisen". Wie voll es tatsächlich wird, wollen auch Fachleute nicht prognostizieren.

Die Anzahl der zusätzlichen Züge im Regional- und S-Bahn-Verkehr ist gering. Die BVG teilte mit: "Da es in den kommenden Monaten in Bus und Bahn teilweise etwas voller werden könnte, bittet die BVG alle Fahrgäste darum, aufeinander Rücksicht zu nehmen."

Wo wird es besonders voll? Wo fahren zusätzliche Züge? Was ist sonst noch neu? Ein Überblick.

Welche Reiseziele sind besonders nachgefragt?

Im Berufsverkehr sind voraussichtlich die Fahrten betroffen, die heute schon eine hohe Nachfrage aufweisen. Auch könnten die Züge zu "attraktiven Ausflugszielen" laut VBB zu "außergewöhnlich starker Nachfrage besonders an Wochenenden und Feiertagen führen". Das betrifft besonders die von Berlin ausgehenden Strecken an die Ostsee (RE3 und RE5), in den Spreewald (RE2 und RB24) und in den Fläming (RE7).

Die Bahn warnt davor, ein eigenes Fahrrad mitzunehmen. Schon in den vergangenen Sommern hatte es vielfach überfüllte Züge Richtung Ostsee, Cottbus und Dessau gegeben, in denen Radfahrer nicht mehr mitgenommen wurden.

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"Weitere Zusatzzüge – insbesondere für den Ferienzeitraum ab Anfang Juli – sind mit den Verkehrsunternehmen in Prüfung", teilte der VBB mit. Allerdings sind nach Angaben des VBB schon jetzt "so gut wie alle verfügbaren Fahrzeuge und Personalkräfte" im Einsatz. "Die Möglichkeiten zur Erweiterung sind sowohl aufgrund der begrenzten Fahrzeugverfügbarkeit als auch der äußerst ausgelasteten Schieneninfrastruktur begrenzt", heißt es.

Die sonst bei Großveranstaltungen wie Bundesligaspielen oder Kirchentagen übliche Hilfe aus Nachbarregionen ist in den kommenden drei Monaten nicht möglich, da das Neun-Euro-Ticket deutschlandweit gilt und die Fahrzeuge überall benötigt werden.

Dies ist das von den Ländern Berlin und Brandenburg bestellte Zusatzangebot:

Zwischen Berlin und der Ostsee:

  • Verlängerung der schon heute fahrenden Ausflugszüge nach Prenzlau und Neustrelitz an die Ostsee (RE3 und RE5)
  • zusätzlicher Ausflugszug der ODEG am Samstag und Sonntag von Berlin nach Greifswald und Stralsund und zurück ab Mitte Juni
  • zusätzliche Züge an Wochenenden und Feiertagen zwischen Angermünde und Stralsund mit Anschluss aus und zu den RE3-Zügen zwischen Berlin und Schwedt (Oder)
  • zusätzliche Züge an Wochenenden und Feiertagen zwischen Neustrelitz und Rostock mit Anschluss aus und zu den RE5-Zügen zwischen Berlin, Neubrandenburg und Stralsund

Zwischen Berlin, Beelitz Heilstätten und Dessau: Mehr Sitzplätze am Wochenende auf dem RE7 zur Landesgartenschau und nach Dessau

Zwischen Cottbus und Dresden: Mehr Sitzplätze in der Lausitz auf den Linien RE15 und RE18 zwischen Hoyerswerda beziehungsweise Cottbus und Dresden

S-Bahn in Berlin und Umgebung:

  • S1, S3, S5: ab 13. Juni bis zum Beginn der Sommerferien montags bis freitags verlängerte Einsatzzeit der Verstärkerzüge am Abend um etwa eine Stunde (bis ca. 20 Uhr anstelle 19 Uhr); diese Züge verkehren nicht in den Sommerferien
  • S1: ab 20. Juni montags bis samstags im Abschnitt Zehlendorf – Wannsee Verlängerung des 10-Minuten-Takts am Abend bis ca. 22 Uhr (anstelle 21.30 Uhr)
  • S7: ab 20. Juni montags bis samstags im Abschnitt Westkreuz – Potsdam Hauptbahnhof Verlängerung des 10-Minuten-Takts am Abend bis ca. 22 Uhr (anstelle 21.30 Uhr)
  • S26: ab 25. Juni an den Wochenenden Verlängerung über den Endpunkt Potsdamer Platz hinaus nach Gesundbrunnen (verstärktes Fahrtenangebot im Nord-Süd-Tunnel)
  • S2: ab 26. Juni sonntags Verstärkung der von und nach Bernau fahrenden Züge auf doppelte Länge (acht statt vier Wagen)

Baustellen – worauf ist zu achten?

Der Aktionszeitraum des Neun-Euro-Tickets beginnt nicht nur gleich zu Pfingsten, sondern fällt auch in die Sommerferien, teilte der VBB mit. In den Ferien hat die Deutsche Bahn wie üblich langfristig geplante Bauarbeiten auf vielen Strecken angesetzt, die nicht abgesagt werden können.

Nutzer des Neun-Euro-Tickets werden deshalb gebeten, sich im Vorhinein über Reiserouten zu informieren und flexibel zu sein. Eine Übersicht über die geplanten größeren Baumaßnahmen in Berlin und Brandenburg während der Sommermonate gibt es auf der Internetseite des VBB.

Der Aktionszeitraum des Neun-Euro-Tickets wurde von der Bundesregierung auf die Sommermonate Juni bis August festgelegt, somit bietet sich das Ticket besonders in den Sommerferien zur Fahrt mit Bus und Bahn an.

Um Berufspendler:innen zu entlasten, sind die Sommerferien allerdings auch Jahr für Jahr die Zeit, in der größere Baumaßnahmen im Streckennetz durchgeführt werden. Damit die Schienen, Gleise und Bahnhöfe leistungsfähig bleiben, sind diese Baumaßnahmen unausweichlich und von langer Hand in Abstimmung mit vielen Beteiligten geplant – lange bevor das Neun-Euro-Ticket das Licht der Welt erblickte.

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Kurzfristige Anpassungen oder Änderungen sind daher nicht möglich – es wird empfohlen, während der Baumaßnahmen auf alternative Reiserouten und -ziele auszuweichen.

Das macht die BVG während der nächsten drei Monate

Auf den U-Bahnhöfen wird die Personalpräsenz erhöht. Zu den 40 bereits nachts besetzten Bahnhöfen kommen ab Mittwoch weitere 20 hinzu.

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Vorerst bis Ende August wird von Sonntag bis Donnerstag jeweils von 22 bis 6 Uhr auf allen Bahnhöfen der Linie U5 zwischen Frankfurter Allee und Hönow und allen Bahnhöfen der U7 zwischen Neukölln und Rudow durchgängig Personal aus dem Bereich Sicherheit anzutreffen sein, teilte die BVG mit. Eine Ausweitung der nächtlichen Personalbesetzung werde im Anschluss an den Aktionszeitraum geprüft.

"Die BVG wird die kommenden drei Monate dafür nutzen, die Bedürfnisse der neuen Fahrgäste kennenzulernen. Ihre Reisewege sollen zeigen, an welchen Stellen das Angebot ausgebaut werden muss, um sie dauerhaft vom Nahverkehr zu überzeugen", teilte BVG-Vorstand Rolf Erfurt mit.

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