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Der Strauß am "Strauss Haus" in der Strausberger Straße steht Kopf. 

© Robert Klages

Wo sich Mitte und Kreuzberg treffen: Ein Rundgang um den Strausberger Platz in Berlin

Die anstehende 15-Kilometer-Regel würde Ausflüge ins brandenburgische Strausberg verbieten. Wie wäre es stattdessen mit dem Strausberger Platz in Friedrichshain? 

Berlinerinnen und Berliner dürfen wohl bald nicht mehr nach Strausberg im Landkreis Märkisch-Oderland fahren. Denn mit der anstehenden 15-Kilometer-Entfernungsregel und einem anstehenden härteren Lockdown wird der Radius für alle noch einmal kleiner. 

Wie wäre es stattdessen mit einem Ausflug mit Abstand zum Strausberger Platz in Friedrichshain? Hier wurde 1540 Hans Kohlhase (der mit den Pferden) gerädert – es war der Richtplatz von Berlin, mit Guillotine und Galgen – auch „Rabenstein“ genannt.

Heute erinnert eine Infotafel daran, in der Mitte das Platzes steht ein riesiger Brunnen, der im Winter ausgeschaltet ist. Drumherum brummen Autos auf vier Fahrbahnen. Die vier Kreuzungen des Platzes lassen sich optisch fast nicht unterscheiden, auch Anwohnende des "Strausis", wie ihn manche liebevoll nennen, verlaufen sich hier. 

An zwei Ecken sind italienische Restaurants. Als diese noch geöffnet hatten, kam es immer wieder vor, dass Gäste mit Reservierungen im falschen Lokal auf ihren Tisch bestanden.

Mit Blick auf den Alex: Der Strausberger Platz in Berlin-Friedrichshain bei Nacht. 
Mit Blick auf den Alex: Der Strausberger Platz in Berlin-Friedrichshain bei Nacht. 

© Robert Klages

Am Strausi küssen sich auch die Bezirksgrenzen Mitte und Kreuzberg-Friedrichshain. An der Einmündung zur Karl-Marx-Allee, früher nach Stalin benannt, steht, versteckt in einem Gebüsch und voll mit Taubenschiss auf der Glatze: Der Autor des Kapitals himself (als Büste).

Dahinter ein chinesisches Restaurant, noch klassisch mit Aquarium und Glutamat – hier sollen einst berühmte Kommunistenführer gespeist haben. Derzeit natürlich ebenfalls geschlossen.

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Schon länger zu ist das "Haus Berlin" mit Sky-Bar in der 13. Etage, die wohl bankrott ist und nur noch nachts bunt leuchtet. Das Gebäude wird saniert. 2018 wurde in die Bank im Erdgeschoss eingebrochen und Geldautomaten gesprengt. 

Die an den Platz anschließende Allee bis zum Alexanderplatz wird in den nächsten Jahren neu strukturiert – und könnte zum Unesco-Weltkulturerbe werden. Der Senat will es erneut versuchen, nachdem eine Nominierung 2013 gescheitert war. Die Straße hat bereits neue, breite Radwege bekommen. Das Umfeld der früheren Stalinallee gilt als Paradebeispiel für monumentale sozialistische Architektur der Nachkriegsjahre.

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An die Stadt Strausberg erinnert am Strausberger Platz nichts. Dafür muss man etwas weiter laufen, die Lichtenberger Straße entlang, rechts in die Palisadenstraße und vorbei an einem riesigen schwarzen Gebäudeklotz – dieser war bis 2019 noch gelb und einst die Post der DDR, nun arbeitet hier eine Kreditagentur. 

Das "Strauss Haus" der WBM in der Stausberger Straße. 
Das "Strauss Haus" der WBM in der Stausberger Straße. 

© Robert Klages

Dahinter, in der Strausberger Straße, hat 2018 die Wohnungsbaugesellschaft WBM das "Strauss Haus" errichtet, ein Mietshaus mit 50 Wohnungen. An der Fassade glotzt ein auf den Kopf gestellter Afrikanischer Strauß herab. Und wer nun denkt, die WBM habe da Murks gemacht, denn Strausberg wird ja mit nur einem s geschrieben, also nicht wie der größte lebende Vogel der Erde, der irrt. 

Denn das Wappen der Stadt ziert ein "straußenähnlicher Vogel". Dieser wurde im 13. Jahrhundert draufgesetzt, um den Lautbestand des Stadtnamens wiederzugeben. Reine Lautsprache also auch bei der WBM im 21. Jahrhundert. Warum aber ss und nicht ß? Vermutlich, weil die Straße früher ebenfalls mit ss geschrieben wurde. Namensgebend für die Stadt Strausberg war übrigens wohl ein See. Einen solchen sucht man rund um den Strausberger Platz aber vergebens.

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