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Wie geht es weiter am Checkpoint Charlie? Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung informierte am Samstag über die Pläne.

© Mike Wolff

Wo die Berliner Mauer stand: Das sind die Pläne für den Umbau am Checkpoint Charlie

Viele Wohnungen, ein Museum und ein Stadtplatz: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung legt die Pläne für die Bebauung aus.

Sonnabendmittag, am Checkpoint Charlie das übliche Chaos: Reisebusse stehen reihenweise am Straßenrand, Touristen laufen kreuz und quer über die Kreuzung und fotografieren sich vor dem Kontrollpunkthäuschen, dazwischen Autos. Über die Zimmerstraße strampelt eine Männergruppe auf einem Bierbike.

„Als Berlinerin bin ich zum ersten Mal an einem Samstag hier, und ich bin nur da, weil heute das Beteiligungsverfahren für die Bebauung anläuft“, sagt Friederike Kroschel. Der Checkpoint Charlie sei wichtig für die Stadt, aber so wie er im Moment aussieht kein Ort, an den sie normalerweise gehen würde, sagt die 30-Jährige. „Ich würde mir eine zentrale Informationsstelle über die Geschichte hier wünschen, in mehreren Sprachen.“

Auch der frühere US-Botschafter John Kornblum ist da. Er habe seit fünfzig Jahren eine Verbindung zu dem Ort. Anfang der Siebzigerjahre nahm er an den Verhandlungen zum Viermächteabkommen teil, später sei er der „politische Aufseher für den Checkpoint Charlie“ gewesen. Eine Schande sei es, dass das Gelände noch immer brach liege. Der Ort habe eine Bedeutung für die ganze Welt.

Was auf dem Areal rechts und links der Friedrichstraße geplant ist, erläutern Werner Schlömer und Manfred Kühne von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung den Bürgern. Auf dem Gelände auf der Ostseite der Friedrichstraße, auf dem die „Black Box Kalter Krieg“ ihre Ausstellung zeigt, steht Schlömer vor dem Entwurf des Bebauungsplans.

Bis zu 300 Wohnungen sollen entstehen

Der sieht vor, dass auf eben diesem Arealteil ein „Bildungs- und Erinnerungsort“ entstehen soll. Gedacht ist an ein Museum in der Zuständigkeit der Stiftung Berliner Mauer. Ein Pavillon als Museumseingang, die Ausstellungsfläche dann möglicherweise unterirdisch. Genaueres soll ein Architektur-Wettbewerb ergeben.

Passend zum Ferienbeginn hat am Sonnabend die Bürgerbeteiligung zu den Umgestaltungsplänen am Checkpoint Charlie begonnen.
Passend zum Ferienbeginn hat am Sonnabend die Bürgerbeteiligung zu den Umgestaltungsplänen am Checkpoint Charlie begonnen.

© Mike Wolff

Auf der Straßenseite gegenüber ist ein „Stadtplatz“ vorgesehen, ein Freiraum von rund 1100 Quadratmetern, der ebenfalls in den „Bildungs- und Erinnerungsort“ einbezogen werden soll. Die denkmalgeschützten Brandmauern auf beiden Seiten sollen sichtbar bleiben.

Ansonsten sollen vor allem Wohnungen entstehen, in einem „urbanen Gebiet“, also auch mit Gewerben, aber ohne „großflächige Einzelhandelsbetriebe“, die Gebäude maximal achtgeschossig. Bis zu 300 Wohnungen sollen es werden, der frühere Plan sah nach Angaben der Verwaltung rund 80 Einheiten vor. Gewünscht sei, dass öffentlich zugängliche Flächen auf den Dächern geschaffen werden.

Auch der ehemalige US-Botschafter, John Kornblum, informierte sich.
Auch der ehemalige US-Botschafter, John Kornblum, informierte sich.

© Mike Wolff

Zehn Jahre könnte der Umbau dauern

Vom 1. Juli bis zum 2. August liegt der Bebauungsplanentwurf im Gebäude der Verwaltung für Stadtentwicklung in Wilmersdorf, Württembergische Straße 6, öffentlich aus. Auch im Internet soll er dann zu finden sein. Bürger könnten Vorschläge und Kritik äußern.

Vom 1. Juli bis 2. August liegen die Bebauungspläne für das Gelände aus.
Vom 1. Juli bis 2. August liegen die Bebauungspläne für das Gelände aus.

© Paul Zinken/dpa

Anschließend werde der Plan unter Einbeziehung der Vorschläge überarbeitet, dem Senat zum Beschluss und im Abgeordnetenhaus zur Abstimmung vorgelegt. Spätestens im Februar 2020 soll er festgesetzt sein. Und wann ist alles fertig? Er rechne damit, dass es weniger als zehn Jahre dauere, meint Kühne. Das Museum könnte vielleicht sogar schon in fünf Jahren starten.

„Dieser B-Plan ist eine verpasste Chance für Berlin“

An die Vorgaben aus dem Bebauungsplan müssen sich die künftigen Bauherren halten. Wer das sein wird, ist noch unklar, genauso wie die künftigen Eigentumsverhältnisse. Momentan sind die Grundstücke in der Verwaltung eines Insolvenzverwalters. Die Firma Trockland, die dort seit mehreren Jahren bauen will, trägt die Grundschulden.

Die Trockland-Pläne wurden vor einigen Monaten nach der Entscheidung des Senats für einen neuen Bebauungsplan gestoppt. „Dieser B-Plan ist eine verpasste Chance für Berlin“, teilt Trockland-Geschäftsführer Heskel Nathaniel am Samstag mit. Der Ort mit seiner Geschichte verdiene Fantasie und „eine spektakuläre Architektur“. Der jetzige Entwurf habe keine Visionen für den Ort und opfere ihn „zugunsten eines Mittelmaßes“. Dennoch sei Trockland „weiterhin entschlossen, eine vernünftige und gute Lösung an diesem Standort zu realisieren.“

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