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Attila Hildmann droht Journalisten vor dem Messegelände in Charlottenburg. 

© Twitter/JFDA_eV

„Wir finden eure Namen und dann gucken wir mal weiter“: Attila Hildmann droht Journalisten bei Corona-Demonstration

Bei einer Kundgebung gegen die Pandemie-Beschränkungen kam es am Samstag zu einer Auseinandersetzung mit einem Presseteam. Die Polizei griff nicht gleich ein.

Bei der Demonstration des Vegan-Kochs Attila Hildmann, der mit Verschwörungstheorien auf sich aufmerksam macht, sind Journalisten bedroht worden. Laut Polizei protestierten am Samstag etwa 200 Personen vor dem Messegelände in Berlin gegen die Corona-Regeln. Es kam zu einer verbalen Auseinandersetzung mit einem Presseteam.

„Ihr seid Faschisten und wir werden eure Namen finden und dann gucken wir mal weiter“, drohte Hildmann den Journalisten. Ein Demonstrationsteilnehmer schlug auch gegen die Kamera eines Pressevertreters. Zu sehen war der Vorfall in einem Video des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus auf Twitter.

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Das Jüdische Forum beschrieb die Szene als „Angriff auf die Pressefreiheit“, Anhänger von Attila Hildmann hätten den Angaben zufolge „die am Rande stehenden Personen aggressiv“ angegangen und sie bedroht und eingeschüchtert. 

Der Journalist Tobias Huch hat noch am Samstagabend Strafanzeige gegen den Vegan-Koch gestellt, schrieb dieser auf Twitter.

Kritisiert wurde unter dem Post, dass – aus dem Video ersichtlich – nur zwei Polizeibeamte anwesend waren, die erst mit einem „Ja, ist doch okay“ einschritten, nachdem ein Journalist die Polizisten mehrfach gebeten hatte, mehr Beamte hinzuzuziehen. 

„Und die Polizei steht einfach nur dabei?“

Der Politikwissenschaftler Ismail Küpeli schrieb auf Twitter zu dem Video: „Und die Polizei steht einfach dabei und sorgt nicht für den Schutz der angegriffenen Menschen. Warum eigentlich?“ 

Die Polizei äußerte sich am Sonntagmittag auf Twitter zu dem Vorfall: „Wir haben die Pflicht, Versammlungen ungeachtet ihres Themas und die Pressefreiheit zu schützen“, schrieb sie. „Provokantes oder aggressives Verhalten aus Versammlungen heraus“ werde immer auch strafrechtlich bewertet. Die Polizei würde den Fall „mit in die Vorbereitung künftiger Einsätze einfließen“ lassen.

Auch kamen einige der Demo-Teilnehmenden sowie Attila Hildmann den Journalisten immer näher, so dass sich diese rückwärts bewegten, um den Mindestabstand wiederherzustellen. Mehrmals baten Sie: „Können Sie bitte ein bisschen mehr Abstand halten?“. Die Polizei schritt nicht ein. Die Szenen aus dem Video zeigen, dass weder Presseteam, noch Protestierende oder Polizei einen Mund-Nasen-Schutz trugen. 

Auch AfD-naher Youtuber Stefan Bauer war auf der Demo

Auf der Demonstration war auch der AfD-nahe Youtuber Stefan Bauer, der sich in dem Video in die Auseinandersetzung einschaltet. Auch Bauer hielt den vorgeschriebenen Abstand nicht ein und begründete dies nach der Aufforderung des Pressevertreters, „bitte Abstand zu halten“ damit, dass er ja Journalist sei und keine Abstände einzuhalten brauche. Aus dem Video ist nicht ersichtlich, ob es auch Bauer war, der die Kamera, mit der gefilmt wurde, heruntergeschlagen hat.

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Zuvor fuhr Hildmann nach Angaben der Polizei mit etwa 200 Menschen in 80 Fahrzeugen in einem Autokorso vom Olympischen Platz zur Messe Berlin. Dabei kam der Protestzug auch an der „Black Lives Matter“-Demonstration an der Siegessäule vorbei. Viele Demonstrierende dürften davon jedoch nichts bemerkt haben – der Autokorso fuhr wegen der Absperrungen nur ein Viertel des Kreisverkehrs. Viele Autos waren mit Deutschlandflaggen behängt oder Transparenten, die sich gegen Bill Gates richteten. 

In Brandenburg ermittelt Staatsschutz gegen Hildmann

In den vergangenen Wochen hatte Hildmann mehrfach Demonstrationen und Autokorsos gegen die Corona-Maßnahmen organisiert. Hildmann glaubt, in Kürze werde in Deutschland die Demokratie abgeschafft und von bösen, geheimen Kräften eine „Neue Weltordnung“ installiert. Er bezieht immer wieder Position gegen Bill Gates, dem er vorwirft, von der Corona-Pandemie zu profitieren.

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In Brandenburg ermittelt der Staatsschutz des Landeskriminalamtes gegen Attila Hildmann. Es geht um die öffentliche Androhung von Straftaten sowie mutmaßlich volksverhetzende und antisemitische Äußerungen in seinem Kanal beim Social-Media-Dienst Telegram.

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