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Reinhard Mey 2007 bei einem Auftritt in Köln.

© dpa

Willkommene Ablenkung: Erinnerungen beim Frühjahrsputz

Im Frühling mistet man gerne aus. Unser Autor Andreas Conrad stößt dabei im Bücherregal unverhofft auf Reinhard Mey. Eine Glosse.

Der Frühling ist da, Zeit, aufzuräumen. Das bedeutet auch: auszuräumen. Den Kleiderschrank von ungeliebten, kaum getragenen Klamotten, das Bücherregal von verstaubten, nie gelesenen Werken. Etwa „Toi, toi, toi! Pannen und Katastrophen in der Musik“ von Daniel Hope – keine Ahnung, wo das herkam.

Freilich darf man nicht zu lesen beginnen. Obwohl, die Geschichten sind kurz, ideal für den kleinen Lesehunger. Auch die über den Berliner Reinhard Mey und seinen denkwürdigen Auftritt im fernen Brest, irgendwann in den Siebzigern. Da war er auch schon in Frankreich erfolgreich, die Halle schien nicht zu groß, war sie aber: 3500 Plätze, 39 verkaufte Tickets. Und da abends ein Sturm losbrach, kam auch kein weiterer Musikfreund.

Mey legte dennoch richtig los, mit dem französischen Programmteil. Die Reaktion: verhalten. Er bebte schon dem deutschen Teil entgegen, erwartete ein Desaster, doch plötzlich „Szenenapplaus nach jeder Strophe, vielstimmiges tiefes, kräftiges Gelächter“ – Jubel über alle Maßen. Nach dem Konzert suchten die begeisterten Konzertbesucher Mey sogar in der Garderobe auf: „Neununddreißig vierschrötige bärtige Männer. Eine komplette deutsche U-Boot-Besatzung, auf Werkstattfahrt von Eckernförde nach Brest.“

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