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Der Prozess wird im Amtsgericht Tiergarten verhandelt.

© Taylan Gökalp/dpa

„Wild abgeladene Kartons“: 30-Jähriger Paketzusteller soll 264 Sendungen im Wald entsorgt haben

Dem Angeklagten Kai M- wird unter anderem Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses vorgeworfen. Vor Gericht schweigt er.

Ein Jäger wunderte sich. Es war kein Wild, das ihm vors Fernglas kam: „Ich saß dort und sah etwas Scharfkantiges“, schilderte der Mann am Freitag vor dem Amtsgericht Tiergarten. Später sah er sich die Sache genauer an. „Wild abgeladene Kartons“, so der Zeuge.

Verantwortlich für diese und eine weitere illegale Deponie an einem entlegenen Weg soll Kai M. sein. Als Zusteller von Paketen soll der 30-Jährige insgesamt 264 Sendungen nicht ausgeliefert haben. Die Anklage lautet etwa auf Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses. Außerdem soll M. damals ohne Führerschein gefahren sein. Zu den Vorwürfen schwieg er. Es war kurz vor Weihnachten 2020. M. sei für ein Subunternehmen tätig gewesen, sagte ein weiterer Zeuge, der auch dort arbeitete. „Als die Pakete im Wald gefunden wurden, holte ich bei ihm die Schlüssel ab.“

Einige Sendungen seien auch noch im Lieferfahrzeug gewesen. Die auf einem Waldstück in Pankow entdeckten 148 Pakete seien von der Polizei übergeben worden und zurück ins Depot gegangen. Über den Scanner, den jeder Fahrer hat, seien Nachforschungen angelaufen. „Die 148 Pakete wurden alle im Wald zugestellt, eine Waldlieferung.“

Wie konnte es passieren, dass M. ohne Fahrerlaubnis als Auslieferer hinter dem Steuer saß? So kurz vor Weihnachten habe das Subunternehmen „akuten Bedarf“ gehabt, sagte der Zeuge. M. habe sich auf eine Anzeige gemeldet.

„Von der Polizei haben wir erfahren, dass es vorher auch anderen Firmen passiert ist.“

Er soll „etwas gezeigt“ haben, um den Besitz einer Fahrerlaubnis vorzugaukeln. „Montag fing er an, am nächsten Tag lagen Pakete im Wald.“ Damals habe M. erklärt, er hafte für den Schaden. „Von der Polizei haben wir erfahren, dass es vorher auch anderen Firmen passiert ist.“

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Auch in Gatow wurden damals Pakete in die Landschaft geworfen. Ein Radfahrer sah einen Mann, der Kartons aus einem Lieferwagen warf. Beschreiben konnte er ihn nicht – „ich hatte mich nur kurz umgedreht“. Ein anderer Zeuge entdeckte kurz darauf einen beachtlichen Haufen – „original verpackte Pakete, ich rief die Polizei“, sagte der 47-Jähriger.

War Kai M. faul und „entsorgte“ die Sendungen? Mit dem Gesetz sei er schon mehrfach in Konflikt geraten, hieß es am Rande der Verhandlung. Der Prozess geht am 11. März weiter.

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