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Mitbewerber. Olaf Scholz und Michael Müller beim Stadtforum am Dienstagabend.

©  Thilo Rückeis

Wettkampf um Olympische Spiele: Berlin und Hamburg wollten Olympia gemeinsam ausrichten

Michael Müller und Olaf Scholz sprachen bei einem Treffen in Berlin über wachsende Städte. Olympia spielt zwar nur eine Nebenrolle – trotzdem erfuhr man Erhellendes und Überraschendes über die Strategien der beiden Bewerber.

Olaf Scholz lächelt fein. Es signalisiert Selbstbewusstsein und dass er sich sicher fühlt, dass der Sozialdemokrat alles im Griff hat hier und heute, auch die Pointen seiner Rede. Eine davon wird lauten: „Wir haben ja keinen olympischen Wettbewerb. Nicht bei dem Thema jedenfalls.“ Gelächter. Der Erste Bürgermeister Hamburgs steht im Umschaltwerk Alexanderplatz, vor ihm sitzen rund 450 Gäste, die zum 5. Stadtforum Berlin 2030 erschienen sind. Scholz’ Thema ist die wachsende Stadt und die Metropolenregion. Er ist hier auf Einladung von Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD), dessen Verwaltung die Berliner Zukunftsstrategien voranbringen soll.

Natürlich ist die Einladung aufgrund des Zeitpunktes pikant: Gerade eben haben beide Städte ihre nationalen Bewerbungen abgegeben, gerade hat Müller erklärt, auch Regierender Bürgermeister werden zu wollen. Eigentlich ein perfekter Tag für einen Wer-ist-besser-Battle. Aber den gibt es nicht, Scholz hat das bereits am Montag in Hamburg erledigt, als er den schönen Satz formulierte: „Es ist nicht mit unserer hanseatischen Tradition vereinbar, dass wir über unsere geliebte Stadt Berlin Schlechtes sagen.“

Vielleicht muss man aber eine kurze Anekdote erzählen, die keine kleine Münze ist, um zu verstehen, dass die angeblich so große Konkurrenz zwischen Hamburg und Berlin womöglich viel kleiner ist. Scholz verriet sie gestern dem Tagesspiegel: „Wir haben den Gedanken, Olympische Spiele in beiden Städten auszutragen, gemeinsam geprüft. Aber die Richtlinien des IOC sprechen dagegen.“

Spannender war zu beobachten, wie sich Müller als Mann mit Ambitionen verkaufte. Mit viel Gestik, im Gegensatz zu Scholz mit offenem Hemdkragen und einer indirekten Wir-müssen-endlich-was-tun-Aufforderung: „2030 ist bald.“ Deshalb, sagte er, es klang wie eine Regierungserklärung, müssten jetzt „Politik, Gesellschaft und eine aktive Verwaltung“ sich daran machen, die Strukturen zu schaffen. Müllers komplexes Themenfeld, nämlich die Frage, wie Berlin 2030 aussehen sollte, streift naturgemäß alle wichtigen Politikfelder: Mobilität, Soziales, Finanzen, Verwaltung, gesellschaftliche Solidarität. Müller weiß das, deshalb betonte er alle diese Themen, wenn auch recht amtsdeutsch. Die Botschaft lautete: Hier spricht einer von allem, weil er sich als Regierender alles zutrauen muss.

Neue Wohnungen, bezahlbar, sozial durchmischt – das sind Ziele, die nicht nur Berlin und Hamburg verfolgen. Allerdings findet Scholz, dass „wir als Erster losgelegt haben“. Müller, fast hanseatisch, sagt: „Wir haben uns manches von Hamburg abgeguckt, da fällt uns kein Zacken aus der Krone.“ Aber eine weitere Botschaft an die Berliner hat er noch, eine kleine Frontalkritik, diplomatisch versteckt. Er sagt, er habe Verständnis dafür, dass die Menschen „in dieser einmaligen Stadt das einmalige Tempelhofer Feld“ so belassen wollten. Aber immer könnten sich die Menschen nicht allem verschließen. Berlin brauche andere Mentalitäten. Scholz sagt es direkter: „Manche Gegner von neuen Wohnungen müssen aufpassen, dass sie es nicht bereuen, wenn erstmal ihre Mieten steigen.“

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