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Hier spiegelte sich der Berliner Fernsehturm in einer Pfütze. 2017 sollen 100 Liter Niederschlag fehlen.

© Sophia Kembowski/dpa

Wetter in Berlin: Vorwärts Richtung Trockenheit

Auffällige Niederschläge und mehr Sonne als üblich: Ein Meteorologe analysiert das Jahr 2016 und zeigt, was 2017 kommt.

Für eine Bananenrepublik ist es zu trocken und für afrikanische Verhältnisse noch nicht heiß genug. Aber das Wetter in Berlin entwickelt sich zunehmend in Richtung Trockenheit und Sonne. Womöglich etabliert sich ein Klimawandel, wie ihn Wissenschaftler seit Jahren auch für unsere Region prophezeien. Das ergeben die Wetterdaten des zu Ende gehenden Jahres, die Jörg Riemann vom Wetterdienst Meteogroup für den Tagesspiegel ausgewertet hat.

Es fehlten rund 100 Liter Niederschlag

Besonders auffällig ist die Niederschlagsbilanz: Auf einen schon nicht allzu feuchten Winter folgten ein viel zu trockenes Frühjahr, ein ausgeglichener Sommer und ein wiederum zu trockener Herbst. Das konnten die meteorologischen Wintermonate Januar, Februar und Dezember nicht ausgleichen, sodass das Jahr mit einer Niederschlagssumme von 504 Liter in die Statistik eingehen wird. Damit kam zwar etwas mehr vom Himmel als 2015 und 2014, "aber es fehlen wieder rund 100 Liter", sagt Riemann. Denn im langjährigen Mittel – basierend auf den Daten der Messstation Dahlem und den Jahren 1961 bis 1990 – prasseln jährlich 596 Liter auf jeden Quadratmeter Berlin. "Und die Niederschläge im Sommer kamen vor allem als Schauer und Gewitter, die oft gar nicht in den Boden eindringen", sagt der Meteorologe. "Fürs Grundwasser wäre aber Landregen nötig."

Der nasseste Monat war der Juli, in dem unter anderem der Gleimtunnel absoff. Wobei die absolute Regenmenge an jenem 27. Juli mit etwa 30 Litern – lokal sehr unterschiedlich verteilt – gar nicht so gewaltig war, aber das meiste fiel binnen einer Stunde.

Zehn von zwölf Monaten waren zu mild

Zur Trockenheit auf lange Sicht kommt die Wärme: Zehn von zwölf Monaten des Jahres waren oder sind zu mild; die Ausnahmen waren Oktober und November. Anhand der bisherigen Daten schätzt Riemann, dass 2016 in Berlin um 1,6 Grad zu warm ausfallen wird. Damit könnte es das drittwärmste Jahr seit Beginn der Dahlemer Messreihe 1908 werden. Den Rekord hält 2014 mit 2,2 Grad überm Soll, gefolgt von 2007 mit 1,8 Grad. Diese Entwicklung ist auch deshalb heikel, weil in wärmerer Luft noch mehr vom ohnehin knappen Regen verdunstet.

Hinzu kommt ein deutlich übererfülltes Sonnenscheinsoll, vor allem im Sommer – den wegen der regelmäßigen Gewitter viele als durchwachsen empfanden. Und selbst der Herbst war trotz des ungewöhnlich trüben Oktobers viel sonniger als im langjährigen Mittel.

Die große Hitze kam vor allem am Anfang des Sommers: Die 34,6 Grad vom 24. Juni wurden im Juli und August nicht mehr erreicht, und auch die Hitzewelle im September reichte nur noch für maximal 31,6 Grad. So unspektakulär wie der vergangene Winter war der Kälterekord: minus 11,5 Grad Anfang Januar.

Die stärkste Windböe des Jahres kam wiederum mit einem Gewitter – Stärke zehn, also "schwerer Sturm", gemessen am 23. Mai. Stärke neun ("Sturm") wurde dreimal erreicht, zuletzt vor drei Tagen. "Der Unterschied zwischen Stärke neun und zehn ist deutlich", sagt Riemann. "Die Schäden wachsen dann exponentiell."

Nach einem freundlichen Finale 2016 verspricht der Januar 2017 interessant zu werden: Über dem Atlantik etabliere sich ein Hoch, dass den Westwind bremst, prophezeit Riemann. "Das milde Wetter endet in absehbarer Zeit." Über Sibirien liege seit Wochen extrem kalte Luft, deren Ausläufer wohl spätestens in der zweiten Januarwoche auch uns erreichen dürften – mit allmählich Richtung Dauerfrost sinkenden Temperaturen und vermutlich auch mit Schnee.

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