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Am Wochenende wird's kalt in Berlin.

© picture alliance / Soeren Strache

„Wer rausgeht, kann sich wie in der Arktis fühlen“: Berlin erwartet am Wochenende Minusgrade und stürmischen Ostwind

Der Flockenwirbel in Berlin wird nicht so arg wie zunächst erwartet. Dafür setzt sich der strenge Frost länger fort.

Ein außergewöhnlich heftiger Schneesturm an diesem Wochenende war für Berlin und Brandenburg angekündigt, seit Tagen schon. Jetzt, kurz bevor es soweit ist, zeichnet sich ab: Es wird wohl doch nicht so viel Schnee – aber dafür wird Berlin schockgefrostet.

Der Wetterumschwung beginnt an diesem Sonnabend mit zunächst nur leichtem Frost, der sich aber bei allmählich zunehmendem Wind recht ungemütlich anfühlen wird. Doch das ist nichts im Vergleich zum Sonntag: „Wer dann rausgeht, kann sich wie in der Arktis fühlen“, sagt Gregor Neubarth von der auf Winterdienstberatung spezialisierten „Wettermanufaktur“ in Tempelhof. Die Tagestemperatur von etwa minus sieben Grad werde sich bei strammem Ostwind mit stürmischen Böen eher wie minus 15 anfühlen.

In der nächsten Woche soll es dann auch real so eisig werden, wenn es nachts aufklart. Als Trost für die nahtlos aus den Zuhauseferien- in den Homeschooling-Blues wechselnden Kinder stellt der Meteorologe für Sonntag in Berlin immerhin bis zu fünf Zentimeter Schnee in Aussicht und für die Nacht zum Montag noch etwas Nachschub, der auch liegen bleibt.

Und die zunächst versprochenen Schneemassen sind auch nicht einfach weg, sondern sollen weiter westlich fallen, am reichlichsten wohl im Münsterland, wo es deutlich mehr als 20 Zentimeter werden können – und wenige Kilometer weiter südlich Eisregen, der abgesehen von der Glätte auch Bäumen und Stromleitungen gefährlich werden kann. Noch weiter südlich wird es fast frühlingshaft mild.

Nach Westen verrutscht ist das Schneefallgebiet, weil die kalte Luft stärker ist als zunächst berechnet. Womöglich so stark, dass der gesamte Februar tief winterlich mit teils strengem Dauerfrost werden könnte, sagt Neubarth: Frühestens nächstes Wochenende entscheide sich, ob die Kaltluft vielleicht doch wieder etwas nordostwärts zurückweiche.

Die geringere Schneemenge verbessert die Chancen der BSR, die Straßen zum Berufsverkehr freizubekommen. Der von den Streuwagen verteilte Tausalz-Mix wirkt zwar fast bis minus 20 Grad, aber je kälter, desto schlechter. Das hätte für hohe Verwehungen umso mehr gegolten.

Tausalz schadet Pflanzen langfristig

Privatleuten ist der Einsatz von Tausalz in Berlin streng verboten, zumal dessen giftige Wirkung aufs Straßengrün inzwischen gut belegt ist. Das Salz kann sich über Jahre im Boden etwa von Baumscheiben anreichern und in sommerlichen Trockenperioden sogar die lebenswichtige Feuchtigkeit aus Baumwurzeln herausziehen. Erkennbar sind die Salzschäden auch an braunen Blatträndern.

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In Brandenburg riet das Innenministerium den Menschen, am Sonntag und Montag zu Hause zu bleiben – zumal die Pandemie-gebeutelten Kliniken zurzeit nicht gerade auf verletzte Verkehrsteilnehmer warten. Laut dem Landesbetrieb Straßenwesen sind Hunderte Beschäftigte der Straßenmeistereien in Rufbereitschaft. Die meiste Arbeit dürften sie südwestlich von Berlin bekommen, während es Richtung Uckermark trocken bleibt.

Manche Autofahrer werden ohnehin nicht weit kommen: Der ADAC rechnet vor allem für Montagfrüh mit vielen Pannenhilfen. Man mobilisiere alle verfügbaren Kräfte und stocke das Personal um etwa 50 Prozent auf, teilt der Club auf Anfrage mit. „Vor allem in der jetzigen Corona-Zeit, in der insgesamt weniger und eher kürzere Strecken gefahren werden, kann die Batterie schnell schlapp machen“, sagt eine Sprecherin. Wer kann, solle das Auto gleich stehen lassen. Das Batterieproblem könnte diesmal auch deshalb besonders viele treffen, weil es in Berlin und Brandenburg seit mehreren Jahren nicht mehr so kalt war.

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