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Kummer mit der Verwandtschaft. Erst anstoßen, dann rummäkeln.

© FOTOLIA

Wenn Verwandte nur rummäkeln: Wie man unberechtigter Kritik begegnet – und sich besser fühlt

Wie geht man damit um, wenn Verwandte einen kränken und kritisieren? Darf man den Kontakt abbrechen? Unsere Kolumnistin weiß Rat.

"Normalerweise feiern wir Weihnachten immer in einem Kreis von etwa 20 Leuten. Diesmal waren wir nur zu sechst. Und es war deprimierend, weil die anderen meinem Mann und mir aus verschiedenen Gründen immer das Gefühl gaben, als Gesellschaft nicht gut genug zu sein, nicht interessant genug, nicht erfolgreich genug. Das hat mich sehr gekränkt. Soll ich den Kontakt einfach abbrechen?" fragt Jennifer

Die Feiertage verlangen eigentlich nach einem friedvollen Miteinander. Besonders dann, wenn wie diesmal, die äußeren Umstände schon deprimierend genug sind. Bei der Wahl der wenigen Kontakte, die erlaubt waren, haben Sie offensichtlich nicht genug Sorgfalt walten lassen. Das macht aber gar nichts, denn Sie können daraus doch auch für künftige Feiertage Lehren ziehen und sich das Leben in Zukunft leichter machen. Zugegeben, freie Zeit verbracht im vertrauten Kreis von Verwandten verlockt leicht dazu, knatschig zu werden, krittelig und möglicherweise auch ein bisschen boshaft.

Normalerweise hilft es kurzfristig, wenn man sich das nicht gefallen lässt und Kontra gibt, kritische Nachfragen stellt. Allerdings begibt man sich dann allzu leicht auf eine Ebene mit den blöden Verwandten. Das möchte man im Grunde auch nicht.

Deshalb sollten Sie zu solchen Treffen nicht gehen, ohne eine Gewissheit im Hinterkopf wach zu halten. Menschen, die, egal wohin sie kommen, beliebt und populär sind, die erfolgreich sind im Leben und jede Krise souverän und zuversichtlich meistern, werden Ihnen niemals solche Gefühle verursachen.

Gesellschaft genießen

Im Gegenteil, solche Menschen geben ihren Gesprächspartnern, seien es nun Verwandte beim Familientreffen, Freunde im Club oder auch Geschäftspartner, in aller Regel das Gefühl, sehr besonders zu sein. Sie werden in aller Regel den Eindruck erwecken, Ihre Gesellschaft besonders zu genießen und einen beträchtlichen Teil zu einer anregenden und angeregten Konversation beitragen. Am Ende gehen alle beschwingt und mit guten Gefühlen auseinander.

[Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de]

Die Mäkler, die an allem herumkritisieren, die viele schlecht finden oder schlecht machen, haben in aller Regel Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl. Sie arbeiten sich an anderen ab, um über die eigenen Unzulänglichkeiten hinweg zu kommen und sich ihnen nicht stellen zu müssen.

Die Gesellschaft solcher Leute ist unerfreulich. Also sollte man darauf verzichten, mindestens an Feiertagen, an denen man es sich gut gehen lassen will. Es gibt keine Verpflichtung zu Familienritualen. Wahlverwandtschaften können viel besser sein. Die Möglichkeit, frei zu entscheiden über die Gesellschaft, in die man sich begibt, ist definitiv ein Privileg, dass man genießen (und ausnutzen) sollte.

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