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Unser Leser erhält häufig peinliche Videos und Schneeball-Emails von seinen Bekannten. Wie soll er damit umgehen?

© Andrea Warnecke/dpa-tmn

Wenn Freunde unangenehme Videos und E-Mails schicken: Soll ich meinen Bekannten sagen, dass ihre Nachrichten peinlich sind?

Einmal in der Woche fragen Sie unsere Autorin, wie man mit komplizierten Situationen umgeht, Diesmal: Was tun, wenn Freunde peinliche Nachrichten schicken.

Einige alte Bekannte schicken immer peinliche Videos und Schneeballmails mit schrägen Inhalten. Das stört mich total, ich finde es zum Fremdschämen. Aber was kann ich dagegen tun? Man will ja auch niemanden kränken.

Julian, bombardiert

Ein altes Sprichwort sagt, dass sich über Geschmack nicht streiten lässt. Selbst unter engen Freunden gibt es manchmal Differenzen. Ein Video, das der eine lustig oder gar erbaulich findet, wird der andere vielleicht gerade noch erträglich oder sogar nur peinlich finden.

Den Geschmack von Freunden und sogar auch den von entfernten Bekannten sollte man achten, solange es nicht um inakzeptable Inhalte geht, die beispielsweise Gewalt verherrlichen, demokratiefeindlich oder sexistisch sind. Sind die Inhalte nur peinlich oder schräg, ist es okay, sie einfach zu löschen. Würden Sie darauf reagieren, dann könnte das von Ihren Bekannten als Aufforderung missverstanden werden, noch mehr Videos zu schicken.

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Oder sie hoffen, dass Sie die albernen Schneeballmails tatsächlich weiterleiten. Manche verlangen perfiderweise ja danach, auch an den Absender zurückgeschickt zu werden, wohl, damit der eine Kontrolle darüber hat, wer seinem Wunsch entspricht und wer nicht. Ergibt sich irgendwann die Gelegenheit zu einem altmodisch analogen Gespräch, dann sollten Sie begründen, warum Sie von solchen Mails gar nichts halten.

Es ist nichts Kränkendes daran, einem Bekannten zu sagen, warum ein Video peinlich ist. Schließlich kommt es auf die Form an, in der man das tut. Vor Freunden sich lustig zu machen über den Geschmack des anderen, geht nicht. Das würde ein schlechtes Licht auf Sie selbst werfen.

Wenn man in einer ruhigen Minute unter vier Augen gesteht, dass es einem peinlich war, ein bestimmtes Video im Eingang zu entdecken, könnte das vor Wiederholungstaten schützen sein. Man kann ja davon ausgehen, dass einen ein Absender nicht ärgern, sondern erfreuen will.

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