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Die S-Bahn auf dem Weg nach Berlin-Blankenburg. Nicht immer kommt sie dort auch an.

© obs/Deutsche Bahn AG/Volker Emersleben

Update

Wenn die Bahntechnik streikt...: Fahrgäste müssen Lokführer in den Zug helfen

"Plötzlich klopfte es an der Tür" - zwei Frauen erlebten in der S-Bahn eine absurde Szene. Eine Glosse.

Der für die Sommerferien angekündigte Lokführerstreik ist ja zum Glück verschoben worden. Solche Ereignisse hinterlassen bei überzeugten Bahnfahrern das bittere Gefühl enttäuschter Liebe. Aber manchmal streikt bei der Bahn auch die Technik, und dann befindet sich so ein ein Lokführer auch schnell in der unangenehmen Rolle des Streikopfers.

Die Fahrgäste könnten jetzt ein maliziöses Lächeln aufsetzen: Da sehnse mal, wie das ist ..., aber Bahnfahrer sind ja sehr friedliebend und selten nachtragend, wie die Geschichte unserer Leserin Silke G. beweist.

Die wollte mit einer Freundin per S-Bahn – gehört ja auch zur Bahn – von Mühlenbeck-Mönchmühle zum Potsdamer Platz fahren, um im Gropiusbau in die schöne Ausstellung über die japanische Künstlerin Yayoi Kusama (läuft nur noch bis 15. August) zu gehen.

Die S-Bahn fuhr auch pünktlich los, kam aber nicht weit. „Mitten auf dem Feld blieb die Bahn stehen“, schreibt Silke G. „Durchsage: Keine Einfahrt in Blankenburg möglich: Weichenstörung.“ Dann passierte erst mal nichts mehr, bis es hieß: „Das wird heute nichts mehr, wir fahren wieder zurück.“

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Das ist bei einer S-Bahn auf freier Strecke aber nicht so einfach. Silke G. saß mit ihrer Freundin im letzten Wagen und erlebte einen Moment von seltener Komik. „Plötzlich klopfte es von draußen an der Tür. Der Fahrzeugführer bat uns, ihn hineinzulassen. Wir sollten die Tür aufschieben.“ Silke G. dachte an Versteckte Kamera, vielleicht ist sie da in einen Filmset geraten oder eine Live-Performance.

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„Nein, es war Realität. Das muss man sich mal vorstellen, wir schieben die Tür von innen auf. Und dann kam der Mann noch nicht mal die Treppe hoch. Wir mussten ihn hoch- und in den Wagen ziehen.“ Wie schön, dass die Bahn so viel Vertrauen in ihre Fahrgäste setzt. Ist ja nicht selbstverständlich, dass zwei Damen so beherzt zupacken, um den Fahrbetrieb sicherzustellen. „Wer hätte dem S-Bahn-Fahrer geholfen, wenn wir nicht in dem letzten Wagen gesessen hätten?“, fragt sie sich jetzt noch. Tja, wer?

Ein S-Bahnsprecher bestätigt den Vorgang, Dass der Lokführer aussteigen und am Zug entlang laufen müsse um zurückzufahren, sei ein normaler Vorgang bei dieser Baureihe. "Aufgrund der geographischen Lage vor Ort – hohes, steiles Schottergleisbett – gelang es dem Lokführer dann schlicht nicht, von außen den Türöffner zu bedienen, er kam nicht dran – und bat die Fahrgäste um Hilfe." Der Sprecher widerspricht aber der Darstellung der Frauen, sie hätten den Lokführer in den Wagen ziehen müssen. Er sei "selbstständig" ins Fahrzeug eingestiegen.

Mit anderthalb Stunden Verspätung erreichten die Freundinnen schließlich doch noch den Gropiusbau. „Wir nahmen dann doch das Auto.“ Allerdings mussten sie sich neue Tickets für die Ausstellung kaufen, die alten waren abgelaufen.

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