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Berlin: Wenn der "Penner mit Tüte" plötzlich nach den Fahrkarten fragt

Mit getarnten Kontrolleuren macht die S-Bahn mobil gegen Schwarzfahrer - auch auf AußenstreckenJörn Hasselmann Die S-Bahn macht mobil gegen Schwarzfahrer. Anders als die BVG setzt sie jetzt auf zivile, durch "unauffällige" Kleidung getarnte Kontrolleure.

Mit getarnten Kontrolleuren macht die S-Bahn mobil gegen Schwarzfahrer - auch auf AußenstreckenJörn Hasselmann

Die S-Bahn macht mobil gegen Schwarzfahrer. Anders als die BVG setzt sie jetzt auf zivile, durch "unauffällige" Kleidung getarnte Kontrolleure. "Wir lassen uns ungewöhnliche Methoden einfallen", sagt ein Sprecher. Als unschlagbar gelte das Duo "Penner mit Tüte, Herr mit Hut". Die Kontrolleure seien "hoch motiviert". Denn sie bekommen Prämien für Ertappte. Die Kontrollen wurden intensiviert und zwar "zu jeder Zeit auf jeder Strecke". Vorbei die Zeiten, als Schwarzfahrer abends oder auf Außenstrecken unbehelligt blieben. Vorbild ist Hamburg: Dort gilt der harte Kurs als erfolgreich. Am 8. Mai beginnt in Berlin eine Aktionswoche unter dem Motto: Schwarzfahren ist unfair. Möglichst bald soll bundesweit die Strafe für Schwarzfahren auf 100 statt 60 Mark erhöht werden.

Auch die BVG setzte zwischenzeitlich zivile Kontrolleure ein. Sie fielen aber meist genau so auf wie uniformierte: Meist drei Männer um die 50, alle mit Handtäschchen. Die S-Bahn will es besser machen. Oft sitzen die Kontrolleure lange untätig im Wagen. Darauf achtet dann kein einsteigender Schwarzfahrer. Neu ist die "stationäre Zugkontrolle": Auf Bahnhöfen, wo der Zug planmäßig einige Minuten hält, klappern die Kontrolleure alle Waggons ab.

Besonders Studenten der Freien Universität müssen zum Semesterbeginn mit scharfen Kontrollen auf der Linie 1 rechnen. "Wer dreimal hintereinander 60 Mark zahlen muss, der ist kuriert", heißt es bei der S-Bahn. Viele kaufen sich dann eine Jahreskarte. Die Rechnung, die renitente Schwarzfahrer noch Mitte der 90er Jahre anstellen konnten, gilt nicht mehr. Denn alle halbe Jahre oder noch seltener die 60 Mark "erhöhtes Beförderungsentgelt" zu zahlen, war günstiger als ein Abo. Heute werden Vielfahrer manchmal täglich kontrolliert. Und zwar immer und überall: "Auch um Mitternacht zwischen Birkenwerder und Oranienburg", sagt S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz. Früher stand die Arbeitszeitregelung der Schaffner dem nächtlichen Einsatz entgegen - und das wussten die Anhänger des Nulltarifs: Sie saßen bequem ab 22.30 Uhr ohne Karte in der Bahn.

Seit der Privatisierung sind die 250 Kontrolleure rund um die Uhr unterwegs. In Zivil. "Wenn Uniformierte einsteigen, steigt der Schwarzfahrer aus", sagt Priegnitz lapidar. Die BVG dagegen hat sämtlichen zivilen Kontrolleuren zu Jahresbeginn die blaue Uniform wieder angezogen. "Für uns ist wichtiger, dass unser Personal zu erkennen ist", sagt BVG-Sprecher Wazlak. Offiziell werden als Schwarzfahrerquote drei bis sieben Prozent genannt - das hatte ein Kontrolleur gegenüber dem Tagesspiegel einmal als "Schwachsinn" bezeichnet. Auf vielen Linien läge die Quote im zweistelligen Bereich - auf der U 5, rund um den Zoo und in Kreuzberg/Neukölln zum Beispiel. Auch die offizielle Darstellung, dass die Zahl der Ertappten durch Kontrollen in Uniform nicht gesunken sei, wird von Kontrolleuren und dem Personalrat der BVG bezweifelt. Zu zivilen Kontrollen hatte sich die BVG übrigens erst im September 1995 durchgerungen - und sie dann als erfolgreich gelobt.

Nun hat das Unternehmen den Kurs gewechselt: Mit massiven Schwerpunktkontrollen in Uniform sollen Nichtzahler erwischt werden. Dabei werden Fahrgäste auch beim Verlassen des Bahnhofes oder des Zuges kontrolliert - das soll den uralten Trick - Kontrolleur steigt ein, der Schwarzfahrer aus - zunichte machen. Die Zahl dieser Aktionen wurde stark erhöht.

Quoten mag auch die S-Bahn nicht nennen. "Die Kontrolleure tragen sich finanziell von alleine", sagt Priegnitz immerhin. Gnadenlos würden die Züge dabei nicht durchkämmt. Wenn Touristen aus dem Ausland einmal eine verkehrte Karte dabei haben, wird schon mal ein Auge zugedrückt. Ziel der Kampagne ab 8. Mai sind ohnehin die renitenten Verweigerer. "Die müssen lernen, dass sie zahlen müssen", betont Priegnitz. Schwarzfahren sei nicht "cool", sondern eine Straftat.Informationen im Internet"

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