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Der frühere Güterbahnhof Wilmersdorf nahe Innsbrucker Platz, zählt zu den größten Entwicklungsgebieten Berlins. Hier entstehen 940 Wohnungen, davon 235 gefördert. Das reicht anscheinend nicht.

© Dirk Laubner

Wem gehört Berlin?: „Es gibt kein Naturgesetz, für immer in meiner vertrauten Umgebung zu bleiben“

Der Verband Haus & Grund kritisiert "Wem gehört Berlin?", in Wilmersdorf soll ein Milieuschutzgebiet entstehen und in Neukölln sucht eine Kneipe ihren Besitzer.

Von
  • Hendrik Lehmann
  • Laura Hofmann

Der Verband Haus und Grund kritisiert die Recherche „Wem gehört Berlin?“ heftig, die der Tagesspiegel mit dem Recherchezentrum Correctiv unternimmt. Es käme Journalisten nicht zu, zugunsten der Mieter für mehr Transparenz zu sorgen, sagt Carsten Brückner, Berliner Vorsitzender des Immobilieneigentümerbundes, im Interview mit dem Tagesspiegel. Man müsse sich davon verabschieden, dass Berlin für alle bezahlbar bleibe: „Es gibt kein Naturgesetz, das mir das Recht gibt, für immer in meiner vertrauten Umgebung zu bleiben.“

„Sie werfen doch einem Hersteller eines Produkts auch nicht vor, dass er es meistbietend verkauft“, sagte Brückner bei einer vom Tagesspiegel organisierten Diskussion im Charlottenburger Rathaus. Er reagierte damit auf die Kritik von Mietervereinigungen und einigen der 140 Gäste. „Grund und Boden sind aber kein Produkt“, entgegnete ihm ein älterer Herr.

Eine Stiftung für fairere Preise

Die Frage „Wem gehört Charlottenburg-Wilmersdorf?“ bewegt – dem Interesse an der gleichnamigen Podiumsdiskussion zufolge – viele Berliner. Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) verteidigte in der Debatte, warum der Bezirk erst viel später als andere Bezirke Milieuschutzgebiete einrichtet. In Wilmersdorf, wo es bisher gar keine sozialen Erhaltungsgebiete gibt, wie sie offiziell heißen, soll das erste Milieuschutzgebiet rund um die Schaperstraße, den Ludwigkirchplatz, den Nikolsburger Platz und den Prager Platz entstehen.

Um effektiv gegen Verdrängung vorzugehen und in großem Stil Vorkauf durch den Staat zu forcieren, fehle im Bezirksamt das Personal, sagte Schruoffeneger. Im Frühjahr will der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf eine Stiftung gründen, um denjenigen Eigentümern eine Anlaufstelle zu bieten, die „zu normalen Preisen verkaufen möchten“.

Eine Kneipe sucht ihren Besitzer

Mit einem ominösen Eigentümer hat es derweil die Neuköllner Kiezkneipe „Syndikat“ zu tun: Ihr war im Sommer der Gewerbemietvertrag gekündigt worden. Dagegen mobilisierte das Kollektiv und machte sich selbst auf die Suche nach dem Eigentümer der Immobilie. In Luxemburg recherchierten sie nach der Briefkastenfirma, die in ihrem Mietvertrag stand – und stießen auf 75 weitere Firmen mit Briefkästen an der gleichen Adresse.

Hinter all jenen Unternehmen steckt, so die Vermutung des „Syndikat“, die Pears Global Real Estate, ein britischer Immobilienriese in der Hand der Familie Pears. Allein in Berlin sollen der Firma nach eigenen Angaben bis zu 6000 Häuser gehören – darunter auch ein Blumenladen in Friedrichshain und ein Heimwerkergeschäft in Moabit, denen der Vertrag erst gekündigt und nach Berichterstattung im Tagesspiegel neue Mietverträge angeboten wurden – mit für die Mieter schlechteren Konditionen.

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