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Das Panda-Paar Bao Bao und Tjen Tjen nach ihrer Ankunft 1980 im Zoologischen Garten.

© picture alliance / Giehr/dpa

„Welcome to Berlin, Panda-Bears“: Vor 40 Jahren unterlag Ronald Reagan – und Berlin bekam seine ersten Pandas

Auch am 4. November 1980 wurde in den USA gewählt. Was für die Berliner aber viel wichtiger war: Die Pandas Bao Bao und Tjen Tjen. Eine Glosse.

Auch am 4. November 1980 war jenseits des Atlantiks Wahltag. Jimmy Carter unterlag Ronald Reagan, eine politische Zeitenwende, die in West-Berlin nur auf gedämpftes Interesse stieß, so sah es jedenfalls Tagesspiegel-Lokalchef Günter Matthes in seiner täglichen Glosse „Am Rande bemerkt“: „Zugegeben, auch der Ausgang der amerikanischen Präsidentenwahlen ist für diese Stadt interessant.

Doch steht der Termin nun einmal im Schatten der südchinesischen Bambuswälder, aus denen zwei possierliche Exemplare einer seltenen Tierart geholt wurden, die natürlich viel lieber dort geblieben wären.“ Ihre Namen: Bao Bao, männlich, und Tjen Tjen, weiblich. Zwei Große Pandas, in freier Wildbahn und erst recht in den Zoos der Welt absolute Raritäten, die durch günstige politische Entwicklungen heute vor 40 Jahren zu West-Berlinern wurden.

Chinas Staats- und Parteichef Hua Guofeng hatte 1979 die Bundesrepublik besucht und Kanzler Helmut Schmidt als Gastgeschenk zwei Pandas versprochen. Mehrere Zoos hatten darauf gehofft, sie in ihre Arche Noah aufnehmen zu dürfen, doch Schmidt erteilte der Stadt mit dem Bärenwappen den Zuschlag.

Was transporttechnisch einige Probleme machte, doch wurden die dank alliierter Solidarität bewältigt: Den Flug von Peking nach Frankfurt absolvierte das schwarz-weiße Pärchen in einer Lufthansa-Maschine, den Katzensprung nach Tempelhof jedoch in einer Hercules der U.S. Air Force.

„Welcome to Berlin, Panda-Bears“, stand groß am Empfangsgebäude, sogar der US-Stadtkommandant war gekommen. Im Zoo warteten schon einige Hundert Menschen, die aber nicht viel zu sehen bekamen: Die Pandas verschwanden erst mal in ihrem verhüllten Gehege. Erst einige Tage später wurden sie präsentiert, auch Bundeskanzler Schmidt nahm sie dabei in Augenschein.

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Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, jedenfalls soweit es die West-Berliner und ihre Gäste betrifft. Leider erfüllten sich nicht die damit verknüpften Hoffnungen: Nachwuchs wollte sich partout nicht einstellen. Knapp vier Jahre später erlag Tjen Tjen einer Magen-Darm-Infektion, während Bao Bao bis 2012 durchhielt. Er blieb kinderlos, zeigte an den ihm zugeführten Panda-Damen kaum Interesse, zerstörte so jede Hoffnung auf die Berliner Panda-Zucht.

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Die hat sich erst dank Meng Meng und Jiao Qing erfüllt, die freilich nur ausgeliehen sind. Seit dem 31. August 2019 gibt es daher sogar vier Große Pandas im Zoo.

Wer sich über das Wohlbefinden der beiden Panda-Knaben informieren will, muss nicht mal hin. Der neueste Film in Panda-Blog des Zoos stammt vom 31. Oktober, Halloween also. Und da sage noch einer, kleine Pandas wüssten mit Kürbissen nichts anzufangen.

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