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Im neuen Palais am Festungsgraben wird viel geheiratet. Vor allem ein anschließendes Foto auf dem Balkon (rechts) ist bei Brautpaaren beliebt. Doch das Gebäude ist baufällig.

© imago/Hoch Zwei Stock/Angerer

Weiterer Sanierungsbedarf in Berlin: Das Palais am Festungsgraben ist auch baufällig

Eine weitere Baustelle kommt auf Berlin zu: Das Palais am Festungsgraben muss saniert werden. Das wird teuer. Wie die Arbeiten finanziert werden sollen und wie viele Millionen das verschlingen wird, ist noch nicht klar.

Zusammenzucken dürften die Baumanager der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bei dieser Nachricht: Das Palais am Festungsgraben, einen Steinwurf von der Chaos-Baustelle Staatsoper entfernt, ist baufällig. Fassade, Haustechnik, ja sogar das „Tragwerk“ – also gleichsam die Fundamente des Gebäudes – sind wohl betroffen und bedürfen einer „vertiefenden Untersuchung“. Mit einem „erheblichen Investitionsbedarf“ ist zu rechnen, falls es zu der „umfassenden Sanierung“ des Palais hinter der Neuen Wache kommt. Dies geht aus den Antworten der Senatsverwaltung für Finanzen auf eine Anfrage im Abgeordnetenhaus hervor. Wie viele Millionen das verschlingen wird, ist noch nicht absehbar.

Der Sprecher für Stadtentwicklung der CDU-Fraktion, Stefan Evers, hatte die Verwaltung um Auskunft gebeten. „Überrascht“ sei er über den Umfang des Sanierungsbedarfs und enttäuscht über das Fehlen von Konzepten zur Durchführung und Finanzierung der Arbeiten – „das Palais ist schließlich kein x-beliebiges Gebäude am Stadtrand von Berlin“.

Ein Baudenkmal

Nein, das Palais am Festungsgraben ist ein Baudenkmal. Johann Gottfried Donner hatte das barocke Gebäude zwischen 1751 und 1753 errichten lassen auf einem Grundstück, das König Friedrich II. von Preußen höchstselbst ihm geschenkt hatte: seinem treuen Kammerdiener. Nach Donners Tod erwarb die preußische Finanzverwaltung das Palais, noch in den 1930er Jahren diente es als Sitz des Finanzministeriums. Nach dem Krieg baute die sowjetische Militäradministration das beschädigte Palais wieder auf. Bis 1990 diente es der „Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“.

Nach der Wende übernahm das Land Berlin das Gebäude. Verwaltet wird das Baudenkmal heute von der Berliner Immobilien Management (BIM), die alle Dienstgebäude des Landes vermietet und von diesem Geld in Schuss hält. Bis zum letzten Jahr hatte unter anderem eine Veranstaltungsfirma das Palais am Festungsgraben gepachtet und dort laut Website 2000 Trauungen, Galadiners, Empfänge, Filmproduktionen und Events mit Hollywood-Stars, Bundespräsidenten und „Königlichen Gästen“ durchgeführt.

Zwei Mieter dürfen bleiben

Und nun? Die Antwort der Finanzverwaltung ist vage: Es seien „unterschiedliche Nutzungsvarianten möglich“. Bleiben dürfen zwei Mieter: das „Theater am Palais“ und das Maxim-Gorki-Theater, das hier „Nebenflächen“ nutzt. Ansonsten nennt die Verwaltung Events, Ausstellungen, Büronutzungen, Firmenrepräsentanzen als mögliche Nutzer – jeder, der will und zahlt, heißt das wohl.

„Das ist zu wenig“, findet Evers und fordert, der Senat möge sich „mehr mit dem Konzept für dieses Baudenkmal beschäftigen“. Das Palais liegt gegenüber vom Humboldtforum und nicht weit vom Auswärtigen Amt und könne beispielsweise dem internationalen Austausch und der Zusammenarbeit gewidmet werden.

Evers fordert außerdem: „Vor der schwierigen Frage der Finanzierung darf man sich nicht einfach wegducken“. Dazu schreibt die Finanzverwaltung: „Um eine größere Kostensicherheit zu erhalten, sind vertiefende Untersuchungen“ nötig – „diese laufen zurzeit“. Noch klammert man sich wohl an die Hoffnung, dass die BIM die vielen Millionen selbst aufbringt. Deshalb seien keine Gelder für die Sanierung im Haushalt eingestellt. Die BIM hatte allein schon den „Instandhaltungsrückstau“ auf fast zehn Millionen Euro beziffert – die Sanierung kommt noch mal extra dazu. Ob die BIM tatsächlich aus eigener Kraft die vielen zusätzlichen Millionen aufbringen kann, wollte sie auf Anfrage nicht verraten.

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