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Insgesamt sollen sich bis zu 100 Arbeiter auf der Baustelle in Grünheide mit dem Coronavirus infiziert haben.

© imago images/Christian Thiel

Weitere Fälle auf der Großbaustelle: Ausmaß des Corona-Ausbruchs bei Tesla offenbar größer als bekannt

In Grünheide gibt es weitere Infektionen. Die Lage ist wohl stabil. Doch nicht nur die Gefahr von Corona-Fällen ist in der Pandemie ein Risiko für das Projekt.

Es sind Tage zusätzlicher Hochspannung für das Team „Giga Berlin“, wie Elon Musk die künftige Tesla-Fabrik in Grünheide oft nennt: Doch inzwischen halten informierte Kreise den Corona-Ausbruch auf der Großbaustelle für einigermaßen unter Kontrolle, da die Zahl der infizierten Mitarbeiter nicht weiter deutlich ansteigt.

Allerdings ist das Ausmaß des Corona-Problems offenbar doch größer als bisher bekannt. Mit dem von Tesla schnell auf der Baustelle installierten Testzentrum waren weitere Fälle festgestellt worden. Nach Tagesspiegel-Informationen soll die Zahl der Infizierten auf der Baustelle – auf der ungefähr 1000 Menschen arbeiten – bis Freitag „auf zwischen 80 und 100“ gestiegen sein.

Andere Quellen sprechen, ohne Stichtag, vom „mittleren zweistelligen Bereich“. Anfang der Woche gab es, wie der Tagesspiegel publik machte, 20 Infizierte und 40 Mitarbeiter unter Quarantäne. Eine Bestätigung gibt es nicht.

Die Behörden und Tesla nennen keine Zahlen, was Raum für Spekulationen bietet. Die Infektionslage des Kreises Oder-Spree zeigt bisher keine signifikanten Auffälligkeiten, die es es bei einem Massenausbruch geben würde.

Das Gesundheitsministerium unter Ursula Nonnemacher (Grüne) verweist bisher darauf, dass für „lokale Ausbruchsgeschehen“ der Kreis zuständig sei.

Kreis spricht von „zweistelliger Größenordnung“

Der Kreis Oder-Spree hatte am Donnerstag dem Tagesspiegel erstmals überhaupt das Corona-Problem auf der Tesla-Baustelle bestätigt. Es gehe um „eine zweistellige Größenordnung“ sagte Kreissprecher Mario Behnke am Freitag. „Die Lage ist unverändert.“

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Am Vortag hatte der Kreis erklärt, dass das Gesundheitsamt in einem sehr engen Austausch mit Tesla sei. „Dass eine der größten Baustellen in Deutschland bei einem sich gerade wieder beschleunigenden Pandemiegeschehen nicht außen vor bleibt, war zu erwarten“, hieß es da. „Aus den uns vorliegenden Unterlagen und den intensiven Gesprächen mit dem Unternehmen haben wir den Eindruck gewonnen, dass auf der Baustelle aus eigenem Interesse eine hohe Sensibilität für mögliche Risiken besteht, die sich aus der Corona-Thematik ergeben“, hatte Behnke gesagt. „Die Anordnung zusätzlicher Maßnahmen durch das Gesundheitsamt war daher bislang nicht erforderlich.“ Auffällig ist, wie vorsichtig die Formulierungen sind.

Dass keine weiteren Details genannt werden, obwohl es durch die große Zahl der dort Tätigen automatisch Wechselwirkungen zwischen Baustelle und Bevölkerung gibt, begründete der Landkreis so: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir bei einem privaten Unternehmen nicht auf die Details des Infektionsgeschehens, des Hygienekonzeptes und dessen Umsetzung eingehen können.“

Würde die Grenze nach Polen komplett geschlossen, bekäme Tesla ein großes Problem

Das US-Unternehmen selbst, das nach Außen zum eigenen Nachteil immer noch nicht direkt kommuniziert, nennt keine Zahlen. Ein Tesla nahestehender Brancheninsider hat jedoch Auskünfte zum eingeleiteten Krisenmanagement gegeben, etwa auf das Testzentrum hingewiesen.

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Tesla will in Grünheide ab Juli 2021 die ersten Fahrzeuge vom Band rollen lassen. An diesem Ziel hält das Unternehmen fest, obwohl dieser Zeitplan durch verschiedene Probleme immer mehr in Zweifel gerät, etwa durch die immer noch fehlende Fünf-Kilometer-Abwasserleitung nach Erkner.

Die Pandemie ist nicht nur wegen der Gefahr direkter Corona-Fälle ein Risiko für das Projekt: Auf der Baustelle arbeiten aktuell viele Ingenieure und Monteure einer polnischen Firma, die wichtige Elektroarbeiten in den Hallen ausführt. Würde die Grenze nach Polen komplett geschlossen, bekäme Tesla ein großes Problem. Oder anders gesagt: ein Giga-Problem.

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