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Wider Erwartet muss für den diesjährigen Weihnachtsbaum das persönliche Budget nicht erhöht werden.

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Weihnachtsgeschäft: Rekordsommer geht auf Kosten der Weihnachtsbaum-Verkäufer

Die Trockenheit hat den angepflanzten Weihnachtsbäumen in diesem Jahr schwer zugesetzt. Trotzdem wollen die Händler die Preise nicht anheben.

Von Sandra Dassler

Es geht wieder los: Fast drei Monate, nachdem die ersten Lebkuchen die Kunden in den Supermärkten nervten, werden nun auch Weihnachtsbäume in der Hauptstadt verkauft. Wahrscheinlich sogar nicht teurer als in den Vorjahren – entgegen aller Warnungen vor steigenden Preisen. „Wir müssen im Ankauf zwar etwas mehr zahlen“, sagt ein Mitarbeiter von Tannen-Paradies Kreuzberg: „Wir geben das aber nicht an die Kunden weiter. Jedenfalls noch nicht dieses Jahr.“

Auch „Der Tannenmann“ Jan Kossack bietet seine aus Dänemark und Deutschland stammenden Bäume an mehreren Verkaufsstellen in Berlin zum gleichen Preis wie im Vorjahr an – allerdings erst ab dem 24. November.

In Brandenburg wurde indes bereits am Dienstag die Weihnachtsbaumsaison eröffnet. Pünktlich dazu kam der lang erwartete, kostbare Landregen. „Wenn ich einen Wunsch hätte, dann müsste es bis Heiligabend jede Nacht regnen oder schneien“, sagte der Referatsleiter für Wald- und Forstwirtschaft im Potsdamer Landwirtschaftsministerium, Carsten Leßner, beim Weihnachtsbaum-Schlagen im Werderaner Tannenhof. Deren Besitzer Karin und Gerald Lorenz laden zu der schönen Tradition nicht nur Politiker, sondern auch Freunde, Nachbarn und ihre Patenfamilien vom SOS Kinderdorf Brandenburg ein. Für letztere ist auch der erste gefällte Weihnachtsbaum – eine Nordmanntanne.

Tannen haben unter Rekordsommer gelitten

In diesem Jahr sei das etwas Besonderes, sagt Karin Lorenz: „Wenn wir nicht die Bewässerung hätten – darüber will ich lieber nicht nachdenken.“ Auch ihre Gäste wissen, dass Weihnachtsbäume in Brandenburg nach der extremen Trockenheit seit dem Frühjahr keine Selbstverständlichkeit mehr sind.

„Überall, wo keine Bewässerung stattfand, sind die neu angepflanzten Bäume zu nahezu 100 Prozent eingegangen“, sagt Carsten Leßner: „Eine ganze Generation fehlt.“ Bei den zweijährigen Pflanzen traf es „nur“ jede zweite, bei den dreijährigen lagen die Verluste immer noch bei über 10 Prozent – und viele Schäden werden erst nach dem Winter sichtbar. Fünf bis sechs Jahre braucht ein gewöhnlicher Weihnachtsbaum zum Reifen, Preissteigerungen wegen der „verlorenen Generation“ sind also frühestens 2022 zu erwarten.

Anders sieht es mit der Beregnung aus. Dass dies nur auf wenigen Anbauflächen in Brandenburg möglich war, liege zum einen an den mangelnden technischen Möglichkeiten, sagt Carsten Leßner: „Außerdem ist es natürlich auch eine Kostenfrage – vor allem, wenn die Trockenheit so extrem ist wie 2018.“

Hohe Kosten wegen zusätzlicher Bewässerung

Karin Lorenz vom Tannenhof Werder kann das nur unterstreichen. „Wir haben großes Glück, weil es hier ein bereits in den 30er Jahren gebautes Brauchwasserwerk gibt, mit dem Wasser aus dem Glindower See gepumpt wird. Das zu DDR-Zeiten erweiterte Leitungssystem geht bis zu unserem Land, so dass wir wie die Obstbauern hier unsere Pflanzen bewässern konnten. Das hat uns die Existenz gerettet.“

Knapp 400.000 Bäume stehen hier auf den 68 Hektar, sagt Karin Lorenz, in guter klimatischer Lage und auf besseren, weil lehmigeren, Böden als in vielen anderen Regionen der märkischen Streusandbüchse. Trotzdem habe sie die Bewässerung der Weihnachtsbäume in diesem Jahr etwa 50.000 Euro zusätzlich gekostet, sagt die diplomierte Gartenbauingenieurin: „Und das müssen wir natürlich auf die Preise umsetzen.“ Ausmachen werde das pro Baum vielleicht ein, zwei Euro – wenn man ihn, was ab sofort möglich ist, direkt in Werder abholt.

Karin und Gerald Lorenz hoffen, dass die Käufer dennoch genauso zahlreich erscheinen wie in den Jahren zuvor, zumal sie auch nicht nur Nordmann-, sondern unter anderem auch Colorado-Tannen sowie Blau-, Rot- und Serbische-Fichten anbieten. Und der Preis dafür in Werder immer noch niedriger sei als auf den meisten Märkten in Berlin.

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