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Lehrerin in einer Grundschule (Symbolbild)

© Patrick Pleul/dpa

Wegen der Rückkehr zur Verbeamtung: Berliner Koalition streitet um Ausgleich für angestellte Lehrer

Nach 20 Jahren Pause könnten im Sommer erste Referendare in ihre Beamtenlaufbahn starten, mit allen Vorteilen. Die Linke fordert einen Ausgleich für Angestellte.

Die Wiedereinführung der Lehrer-Verbeamtung ist beschlossene Sache, doch zentrale Details des im Koalitionsvertrag vereinbarten Prozesses bleiben weiter offen. Ein wichtiger Punkt: Wie lassen sich Ungerechtigkeiten für Lehrkräfte vermeiden, die zukünftig nicht vom Beamtenstatus profitieren können, aber die gleiche Arbeit leisten?

„Verbeamtung ohne Kompensation wird es mit uns nicht geben“, schreibt Franziska Brychcy, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, mit Blick auf einen aktuellen Brief von Astrid-Sabine Busse (SPD) an Schulleitungen.

Darin dankt die Schulsenatorin der angestellten Lehrerschaft zwar für ihre Treue, bittet aber weiter um Geduld. Möglichkeiten für einen Nachteilsausgleich bei Nicht-Verbeamtung würden geprüft.

Ein angemessener Ausgleich sei für die Linksfraktion weiterhin Bedingung für die Zustimmung bei der Wiedereinführung der Verbeamtung, schreibt Franziska Brychcy weiter. Seit dem Koalitionsvertrag sei in Sachen Kompensation nichts Neues bekannt geworden, bestätigt auch Tom Erdmann, Vorsitzender der Berliner Lehrer-Gewerkschaft GEW.

Dabei habe ihm Franziska Giffey (SPD) als Regierende Bürgermeisterin persönlich versichert, in Detailfragen auf die Gewerkschaft zuzukommen. Das Ausbleiben konkreter Beschlüsse verunsichere nun Kolleg:innen weiter und stoße diejenigen vor den Kopf, „die jahrelang unsere Schule getragen haben“. Knapp 20 Jahre lang wurde in Berlin nicht mehr verbeamtet.

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Unter den Benachteiligten seien Lehrkräfte, die zu alt seien für die Verbeamtung – oder andere laufbahnrechtliche Voraussetzungen nicht erfüllten, sagte Erdmann. Diese angestellten Lehrkräfte müssten nun möglicherweise mit ansehen, wie von ihnen ausgebildete Referendare bereits ab diesem Sommer in eine Beamtenstellung auf Widerruf starten, mit allen darin enthaltenen Vorteilen.

[Lesen Sie die ausführliche Analyse bei Tagesspiegel Plus: Tausende sind zu alt: Eine Verbeamtung von Lehrern in Berlin wird teuer]

Wie der Zeitplan mit der Verbeamtung von Bestandslehrkräften aussieht, sei ebenfalls unklar. Busse wirbt in ihrem Schreiben um Verständnis, dass „nicht alle Verbeamtungen auf einen Schlag erfolgen können, sondern schrittweise“.

Vorteile der Verbeamtung: Pension, Zuschläge, Entgeltfortzahlung

Zu den großen Vorteilen einer Verbeamtung zählt die Pension, die deutlich über einer gesetzlichen Rente liegt. Familienzuschläge, die mit der Anzahl der Kinder steigen. Bessere Konditionen bei Krediten und Versicherungen. Für besonders bedeutsam hält Erdmann die unbefristete Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall – eine wichtige Absicherung, gerade bei den unter Lehrkräften verbreiteten Burnout-Problemen.

Bis zu 9000 von derzeit rund 30.000 Lehrkräften würden die Voraussetzungen für die Verbeamtung aktuell fehlen, rechnet Tom Erdmann vor. Bei einer Erhöhung des Eintrittsalters auf 52 Jahre, über die noch diskutiert wird, blieben noch etwa 5000 übrig.

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