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Rares Nass. Nur wenige Trinkbrunnen stehen in der Stadt.

© Doris Spiekermann-Klaas

Gesundheit in der Hauptstadt: Berlin soll mehr Wasserspender bekommen

Wassertrinken ist gesund. Trotzdem gibt es in Berlin nur wenige öffentliche Wasserspender, selbst an Schulen sind sie rar. 100 neue Brunnen sind jetzt geplant.

In den Schulranzen von Berliner Schülern findet sich meist eine Trinkflasche. Diese ist zu oft mit einem zuckerhaltigen Softdrink gefüllt. Gesund ist das nicht; seit Jahren häufen sich die Klagen darüber, dass Kinder vermehrt übergewichtig sind. Aber in der Schule wird nicht einmal Wasser zu trinken angeboten.

Wasserspender gibt’s nämlich nur in rund 100 der knapp 1300 allgemeinbildenden und beruflichen Schulen Berlins. Dabei findet sich auf der Internetseite der Wasserbetriebe durchaus der Hinweis auf eine Studie, wonach Kinder seltener übergewichtig werden, wenn in der Schule ein Wasserspender steht und Lehrer sie zum Wassertrinken ermutigen.

Der CDU-Abgeordnete und frühere Gesundheitssenator, Mario Czaja, wollte sich über eine schriftliche Anfrage einen Überblick verschaffen, in wie vielen Schulen ein Wasserspender steht. Zahlenangaben gab es nur aus sechs Bezirken. Allein 24 Wasserspender stehen in Reinickendorfs Schulen, die übrigen 16 verteilen sich auf Friedrichshain-Kreuzberg, Spandau, Steglitz-Zehlendorf, Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und auf vier Schulen in zentraler Trägerschaft.

In zwei Bezirken hat keine Schule einen Wasserspender

Zwei Bezirke – Treptow-Köpenick und Pankow – meldeten, dass es keine Wasserspender gebe. Die vier übrigen Bezirke – Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf, Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf – machten gar keine Angaben. Auf die Frage, welche Überlegungen es gebe, Schulen mit kostenlosen Wasserspendern auszustatten, antwortet Schulstaatssekretär Mark Rackles (SPD) mit einem schlichten „Keine“. Die gleiche Antwort gab es auch auf die Frage nach Erfahrungen aus anderen Bundesländern wie Hamburg mit einer flächendeckenden Ausstattung. Fragesteller Czaja hält die Antworten für problematisch und verwunderlich; denn auf Länderministerkonferenzen sei dies durchaus schon Thema gewesen.

Kosten von fünf Euro pro Kind und Jahr

Nach Angaben von Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, können Schulen Wasserspender kaufen, mieten oder leasen. Bezogen auf die Zahl der Schüler entstehen Kosten von etwa fünf Euro pro Kopf und Jahr. Diese würden oft über Eltern- oder Fördervereine aufgebracht. In Hamburg wurde vor einigen Jahren in Zusammenarbeit von Schulbehörden und „Hamburg Wasser“ die Aktion „TrinkWasser macht Schule“ ins Leben gerufen. Unentgeltlich ist die Versorgung nicht. In der Hansestadt wird bei einer Schule mit rund 600 Schülern mit Kosten von rund drei Euro pro Kopf kalkuliert. Rund 250 der 600 Hamburger Schulen sind inzwischen mit einem Wasserspender ausgestattet.

Beantworten Sie die Fragen und machen Sie mit bei der Aktion "Deutschland spricht":

Nicht nur in den Schulen, auch in anderen öffentlichen Anlagen und Gebäuden sind Versorgungsstellen zum Trinken, Wasserbrunnen und -spender, nur spärlich gesät. Das soll sich ein wenig ändern. Mit dem Doppelhaushalt für 2018/19 hat das Abgeordnetenhaus den Weg frei gemacht, 100 neue Trinkwasserbrunnen aufzustellen. Erst vor Kurzem wurden die ersten beiden fertig: Einer steht am Checkpoint Charlie, ein weiterer am Leipziger Platz.

Laut Wasserbetriebe-Sprecher Natz sind inzwischen für 30 weitere Standorte Anträge auf Nutzung des öffentlichen Straßenlandes gestellt worden. Besonders weit sei man mit den Planungen in Steglitz-Zehlendorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln. Laut Natz kostet der Brunnen alleine rund 5000 Euro, mindestens die gleiche Summe oder mehr müsse man für Bauarbeiten und Anschlüsse berechnen. Die Brunnen werden in der Frostperiode abgeschaltet. Das hat allerdings zu Folge, dass sie in der Zeit oft verdreckt werden.

Ein Genehmigungsverfahren in Pankow dauerte zwei Jahre

In manchen Fällen ziehen sich auch Genehmigungsverfahren lange hin. So war es beispielsweise am U- und S-Bahnhof Pankow. Als die Planung für einen Trinkbrunnen anstand, meldeten unter anderem die BVG, die Bahn und der Betreiber des Marktes ihr Mitspracherecht an, sodass erst nach zwei Jahren das Wasser fließen konnte.

Immer wieder werden auch von Kiezinitiativen und Anwohnern in den Bezirken Wünsche nach Trinkbrunnen laut. Beispielsweise ist seit geraumer Zeit in der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg ein Thema, den Breslauer Platz in Friedenau umzugestalten und dort einen Trinkbrunnen zu installieren. Die SPD beklagt die Blockade durch die anderen Parteien und den Stillstand der Planungen.

In den vergangenen Jahren gab es die Aktion „Brunnen Run“, mit denen Teilnehmer von Laufveranstaltungen Brunnen in der Stadt sponsern konnten, indem sie ihre gelaufenen Kilometer online eingaben. Für 50 000 Kilometer wurden so vier Brunnenstandorte ausgewählt sowie ein Projekt in einem Land mit problematischer Wasserversorgung unterstützt.

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