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Vegan und Vegetarisch ist im Trend.

© dpa

Was macht die Familie?: Wenn die Kinder plötzlich Vegetarier sein wollen

Josefines Verzicht auf Fleisch: Eigentlich finden die Eltern das gar nicht schlecht. Doch im Familienalltag bringt das einige Umstellungen mit sich. Und Macarons sind auch keine Lösung.

Jan fing damit an, wann und warum weiß er auch nicht mehr genau. Aus heiterem Himmel wollte er kein Fleisch mehr essen, Vegetarier sein.

Wir haben das akzeptiert, ihm trotzdem elterlich erklärt, dass Fleisch, also der Eisengehalt, für sein Wachstum als fast Vierzehnjähriger wichtig ist – auch wenn er gerade mächtig in die Höhe schießt und wir uns darum offensichtlich keine Sorgen machen müssen.

Aber auf Fleischkost zu beharren, das geht angesichts der überwältigenden Erkenntnisse über die Zustände der Tierhaltung nicht. Unser Sohn ein Vegetarier – eigentlich hat uns das gefallen. Aber dann war es ebenso unverhofft damit wieder vorbei. Okay, das war eine Flause, haben wir uns gedacht, wie es sie in diesem Alter so gibt.

Dann begann seine Zwillingsschwester Josefine damit. Die nahm die Sache schon ernster. Schließlich befinden sich ihre Freundinnen auf dem gleichen Trip. Also wurde die Zubereitung des Essens umgestellt, nicht für alle, nur für die junge Dame. Der Vater, Maître für den Mittagstisch der Kinder, kochte fortan getrennt: Mal mit, mal ohne Fleisch, oder die Aufläufe mittendrin säuberlich geteilt.

Eine Form der Selbstbestimmung

Für Josefine stellt das Essen ein Bekenntnis zu gesünderem Leben dar, eine Form der Selbstbestimmung. Und die Sache mit den Tieren, ach ja ... Konsequent war das ohnehin nicht zu Ende gedacht, muss es auch nicht. Ihre wahre Leidenschaft gilt süßen Sachen, diese sogar selbst gemacht. Sie bäckt Kuchen, mischt Smoothies, produziert eigenes Eis.

Zuletzt haben wir Macarons ausprobiert, das ist eine höhere Kunst, vor allem aber eine klebrige Angelegenheit. Nur sind die himmlischen Dinger ernährungstechnisch irrelevant. Als Gegengabe zu solchen Leckereien stehen gesunde Drinks im Kühlschrank bereit – Wasserkaraffen mit Zitrone, Gurkenstückchen und Minzblättern darin.

Josefines Verzicht auf Fleisch hatte vor allem mit den Brocken auf ihrem Teller zu tun, die sie nicht mag. Dafür hätte sie sich von ihrem Bruder befeuern lassen können, denn seine Powerpoint-Präsentation, die alle Schüler in der achten Klasse absolvieren müssen, widmete er erstaunlicherweise diesem Thema. Seinen Vortrag hielt er zuvor daheim und das recht eloquent mit Statistiken, Schaubildern, beeindruckenden Erkenntnissen über die Überlebenschancen von krebskranken Vegetariern, ganz abgesehen von den ethischen Bedenken.

In den Ferien wird pausiert

Allerdings war die Sache für ihn da längst gelaufen. Und auch Josefine ist nun langsam vom Glauben abgefallen, gestrenge Jüngerin war sie nie. Für die Ferien hatte sie angekündigt, als Vegetarierin zu pausieren, sie könnte in Irland ja etwas verpassen. Kurz davor wurde sie bereits schwach, bei Weißwurst und Brezeln nach dem Schwimmen im Schlachtensee.

Was da alles in die Würste reinkommt und wie es den Tieren damit geht, darüber haben wir lieber nicht gesprochen. Geschmeckt hat es trotzdem, trotz Gewissensbissen. Und nun erst in Südirland, nahe Clonakilty, wo Blutwurst eine Spezialität ist: Die liebe Tochter speist Ham & Bacon mit großer Lust.

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