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Wenige Minuten mit dem Schiff, und man ist in den Schären und die Großstadt vergessen.

© Fatina Keilani

Was macht die FAMILIE?: Seltene Tiere sehen und schwedische Gelassenheit erleben

Fatina Keilani macht mal wieder einen Ausflug mit nur einem Kind - an einen Ort, der fast nicht dunkel wird

Von Fatina Keilani

Hier irgendwo versteckt er sich, der Luchs. Leider zu gut. Er ist nirgends zu sehen. Dabei hatte das Schild bei der Elfjährigen Begeisterung ausgelöst. „Hier steht Lynx, Mama! So ein Tier gibt es in echt? So heißt ein Skin bei Fortnite.“ Die Welt des Computerspiels ist hier ganz weit weg. Wir befinden uns ganz klassisch in einem Freilichtmuseum, und zwar im ersten seiner Art: Skansen in Stockholm. Der schwedische Philologe Artur Hazelius gründete es im 19. Jahrhundert, er ließ aus allen Landesteilen, Epochen und sozialen Zusammenhängen Häuser abbauen und auf der Halbinsel Djurgarden wieder errichten. Insgesamt 150 Gebäude finden sich auf dem riesigen Gelände, dazu gepflegte Gärten mit der typischen Flora aus der Herkunftsgegend des jeweiligen Hauses sowie Gehege mit den Tieren Skandinaviens. Nach und nach entstand ein Tierpark, der heute rund 300 Tiere vorwiegend aus der nordischen Fauna umfasst. Da, ein Elch! Echt jetzt.

In Skansen verbrachten wir fast den ganzen Tag, so viel gibt es zu sehen. Wir kauften in einer historischen Backstube köstliche Zimtschnecken, ließen uns von jungen Menschen in alter Tracht erklären, warum der Wäschetrog neben den Backofen gemauert wurde (die Wärme gleich für das Waschwasser nutzen), besuchten Gewächshäuser und Werkstätten wie Glasbläserei, Töpferei, Schreinerei, Metallwerkstatt. Schweden ist sehr geschichts- und traditionsbewusst, und ob das Volksverständnis fast schon völkisch ist, könnte man zumindest diskutieren. Zugleich ist es sehr modern. Bargeld ist praktisch abgeschafft, auch in der historischen Backstube kann nur mit Karte gezahlt werden, sogar auf dem Flohmarkt zahlt man bargeldlos. Die Tochter beobachtet alles, sagt wenig. Was sie denkt, bleibt meist ihr Geheimnis.

Wir als Berliner empfanden Schweden als Musterland und Stockholm als Musterstadt. Es ist sauber, die Menschen nehmen Rücksicht, mehr noch, es scheint ihnen ein Anliegen zu sein, einander weiterzuhelfen und sich gegenseitig das Leben zu erleichtern. Sehr angenehm. Es war Ende Juni und wurde praktisch nicht dunkel. Gegen 17 Uhr gingen wir an Bord eines Schiffes, das uns fünf Stunden lang durch die Schären fuhr, inklusive Abendessen („Dinner Cruise“) und Sonnenuntergang.

Wer lieber zu Hause bleibt, muss trotzdem nicht verzichten, denn auch in Berlin gibt es fast alles: Mit Domäne Dahlem und Museumsdorf Düppel zwei Freilichtmuseen, Brandenburg hat gleich ein ganzes Dutzend anzubieten. Schiff fahren kann man mit der BVG. Und Tiere haben wir in zwei Zoos, von denen einer - der Tierpark - ebenfalls riesig ist. Nur die freundliche Einstellung der Menschen haben wir leider hier nicht.

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