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Was macht die Familie?: Gitarre mit den Rolling Stones spielen

Unsere Redakteurin Tanja Buntrock versucht ihre Tochter für Mick Jagger zu begeistern - das Kind nimmt nämlich Gitarrenunterricht.

Neulich habe ich meine Tochter mit den Rolling Stones bekannt gemacht. Seit einigen Wochen nimmt meine Neunjährige Gitarrenunterricht. Nun musste dringend etwas passieren, dachte ich. Ein musikalisches Erweckungserlebnis. Eine Explosion! Mitzubekommen, wie sie die ersten Kinderlieder probt, schön und gut, aber wer will bitte den ganzen Tag „Bruder Jakob“ hören?

Also spielte ich meinem Kind „Gimme Shelter“ über die Lautsprecher meiner Stereoanlage vor. Der Song aus dem Album „Let it bleed“ (1969) ist wohl eines der besten Lieder aller Zeiten. Für mich auf jeden Fall. Dieses unwiderstehliche, unvergleichliche Gitarren-Intro, der aufheulende Backgroundchor und Merry Clayton, die unfassbare zweite Stimme neben Mick Jagger – ein Meisterwerk der Musikgeschichte.

Meine Tochter fand den Song „ganz okay“, wollte aber vor allem sehen, wer diese Leute sind, die das von mir umschwärmte Lied spielen. Kein Problem. Auf Youtube verloren wir uns in etlichen Live-Versionen, Gänsehaut. Bei mir. Meine Kleine war eher von einem Mick-Jagger-Video angetan, in dem er Tanz-Moves in einem Ballettstudio probte. „Siehste, wer Gitarre spielen kann oder in einer Band ist, ist einfach cool“, sagte ich und versuchte die Musikinstrumentenauswahl nachträglich zu betonen.

Denn lange Zeit wollte sie partout gar kein Instrument lernen. Und das, obwohl mich immer wieder Erzieher und Lehrer angesprochen hatten: „Ihre Tochter ist so musikalisch, ein Bühnenkind. Vielleicht sollte sie ein Begleitinstrument lernen?“ Einige Mädchen aus ihrer Klasse nahmen schon seit Beginn der Schule Klavierunterricht, manche geben bereits Konzerte.

Ich ließ das damals erst mal laufen. Was sollte ich auch machen, wenn sie nicht will? Andererseits fielen mir die klugen Ratgeber-Sätze ein: je früher, desto besser. Beim Instrument verhält es sich wie mit dem Erlernen einer Sprache. Das Zusammenwirken beider Gehirnhälften wird durch das Musizieren positiv beeinflusst; Koordination und Konzentrationsfähigkeit werden verbessert.

"Am Lagerfeuer bist Du dann die Coole"

Bei einem dieser Tage der offenen Tür der Berliner Philharmoniker hatte meine Tochter verschiedene Instrumente durchprobiert. Ich dachte nur: Klavier wird ein Platzproblem, Schlagzeug ein Lautstärke-Thema und Cello wahrscheinlich nur nervig. Also nannte ich ihr die vermeintlichen Vorzüge der Gitarre: ist relativ leicht zu lernen und später am Lagerfeuer bist du dann die Coole.

Irgendwie hat es funktioniert. Wir fanden einen Lehrer in der Nähe, zahlen jetzt aus dem Musikaliengeschäft eine Leihgitarre für Kinder ab, und mir kam eine Idee: Ich, die kein Instrument spielt, lasse mir das Gitarrespielen einfach von meiner Tochter zeigen. Ging natürlich schon zu Beginn schief: „Mama, du bist viel zu ungeduldig“, schulmeisterte sie mich. Das kann noch was werden – let it bleed!

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