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Feuerwehrmänner bekämpfen den Waldbrand rund um die Uhr.

© Ralf Hirschberger/dpa

Waldbrände in Brandenburg: Noch immer zieht Rauch über Berlin

Seit Donnerstag brennen Großfeuer südlich der Hauptstadt. Dort sorgen sich viele Menschen um ihre Gesundheit. Auch in Berlin sind die Brände zu bemerken.

Von Sandra Dassler

Die Frau am Telefon ist sehr aufgeregt. „Sie müssen sofort kommen, es riecht hier stark nach Rauch, ich kann kaum noch atmen“, ruft sie. Der Feuerwehrmann versucht sie zu beruhigen: „Das kann auch vom Großfeuer in Brandenburg sein“, sagt er: „Wir hatten heute schon mehrere Anrufe aus Ihrer Gegend. Offenbar ziehen ein paar Rauchwolken über einige Berliner Bezirke.“ Die Frau lässt sich nicht überzeugen. „Nein, nein, das kann nicht sein“, sagt sie: „Hier riecht es nach verkohltem Kunststoff. Sie müssen sofort kommen.“

Das tut die Feuerwehr dann auch. Aber wie vermutet brennt in dem Mehrfamilienhaus in Prenzlauer Berg weder Kunststoff noch irgendetwas anderes. „Wir Menschen haben glücklicherweise evolutionsbedingt ein besonderes Näschen für Rauch“, sagt ein Sprecher der Berliner Feuerwehr: „In diesen Tagen erweist sich das aber manchmal als nervig, nicht nur wegen der sinnlosen Einsätze, auch wegen der vielen Anrufe, die Notrufleitungen blockieren.“

Aber die Feuerwehr hat doch aufgerufen, Fenster und Türen zu schließen? „Stimmt“, sagt der Sprecher: „Aber nur, wenn man sich durch den Brandgeruch belästigt fühlt und nicht, weil es durch ihn in Berlin eine allgemeine Gefährdungslage gibt. Jeder Schischa- oder Zigarettenraucher atmet mehr Schadstoffe ein.“

Falscher Alarm bei vielen Feuerwehr-Notrufen

Anders sieht es natürlich für die Feuerwehrleute am Ort des Geschehens aus. Oder besser gesagt an den Orten. Denn am Sonnabend brannte es bei Treuenbrietzen und Jüterbog weiter, wenn auch die Feuer weitgehend unter Kontrolle waren und die Einwohner der evakuierten Dörfer im Laufe des Tages wieder in ihre Häuser zurückkehren sollten.

Trotzdem habe sich die Situation noch keinesfalls entspannt, sagt Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel. Er ist enttäuscht, dass am Freitag und in der Nacht so wenig Regen gefallen ist. „Viel zu wenig, und wenn, dann blieb es meist lokal beschränkt“, sagt er. „Das war nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf die heißen oder gar bereits brennenden Brandenburger Böden." Dass an diesem Samstagmittag bereits wieder die Sonne vom Himmel strahlt, macht Engel auch nicht glücklicher. Im Gegenteil: „Es kann jederzeit wieder schlimmer werden, denn kleinere Brände brechen derzeit immer mal wieder in allen Landkreisen aus. Wir konzentrieren uns natürlich auf die beiden großen in Treuenbrietzen und Jüterbog. Und hoffen, dass es dabei bleibt.“

Wenig später hat sich die Hoffnung erledigt. Bei Beelitz-Heilstätten war ein neues Feuer ausgebrochen, das am späten Nachmittag gelöscht wurde. „Gar nicht weit von Fichtenwalde, wo es vor vier Wochen schon einen Großbrand gab“, bestätigt Lothar Wiegand, ein Sprecher des Potsdamer Innenministeriums.

Kleinere Feuer flammen immer wieder auf

Vieles hänge jetzt davon ab, ob der Wind – wie gemeldet – wieder stark auffrischt oder nicht, sagt Waldbrandschutzbeauftragter Engel: „Auch was die anderen beiden Brände angeht. In Treuenbrietzen sind noch etwa 400 Hektar betroffen.“ Feuerwehrleute berichten, dass hier und da immer wieder kleinere Feuer aufflammen, vor allem wegen der bei den letzten Kämpfen des letzten großen Krieges liegen gebliebenen Munition. „Vielleicht schaffen es die Feuerwehrleute, am heutigen Sonnabend noch ein paar Schneisen in den Wald zu schlagen, um da besser ranzukommen“, sagt Engel.

Immerhin sei derzeit keine Ortschaft mehr in Gefahr, was auch für den zweiten Großbrand nur wenige Kilometer entfernt am Rande von Jüterbog gilt. Auf einem einstigen Truppenübungsplatz brennen dort etwa 200 Hektar im Forst Keilberg. „Besonders intensiv sind die Flammen im Zielgebiet des ehemaligen Panzerübungsplatzes“, sagt Raimund Engel. „Auch hier kann man erst mal nur von außen sichern, was aber auch wiederum Kräfte bindet, die wir in Treuenbrietzen oder anderswo gut gebrauchen könnten.“

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) machte sich am Sonnabend ein Bild von der Lage und dankte den Feuerwehrleuten für ihren rastlosen Einsatz. Unterstützt werden diese immer noch von der Bundeswehr, von Kollegen aus Sachsen-Anhalt und ab Sonntagfrüh, 5 Uhr, von hundert Berliner Feuerwehrleuten mit etlichen Tanklöschfahrzeugen. Brandenburg hat sie angefordert. Auch so lassen sich vielleicht ein paar sinnlose Rauch-Einsätze in Berlin verhindern.

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