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Dort wo Bildung und Einkommen gering sind, leiden Senioren häufiger unter chronischen Krankheiten.

© Stephan Scheuer/dpa

Wahl-Serie: Gesundheit: Berlin altert - wie reagiert die Politik?

In der Seniorenpolitik zeigt sich: Die unterschiedlichen Senatsressorts werden künftig mehr gemeinsam arbeiten müssen.

Mit Kliniken und Praxen ist es nicht getan. Künftig werden vor allem die Bedürfnisse von Senioren stärker berücksichtigt werden müssen – denn Berlin wächst nicht nur, seine Bewohner werden im Durchschnitt auch älter.

Von jenen Berlinern, die im Sinne des Wortes die Barrieren im Alltag fürchten, bekommt Senator Mario Czaja (CDU) zunächst verhaltenes Lob: Das Seniorenmitwirkungsgesetz sei geändert worden, die Möglichkeiten zum Engagement im Alter besser, sagt Regina Saeger vom Landesseniorenbeirat. Nun müsse Seniorenpolitik verbindlich als ressortübergreifende Aufgabe umgesetzt werden. Altersarmut, Pflegenotstand, Barrierefreiheit – Probleme, die eine Verwaltung allein nicht lösen wird. Für die Barrierefreiheit etwa ist die Bauverwaltung zuständig. Am letzten Entwurf zur neuen Bauordnung gab es Kritik. Statt die Barrierefreiheit fortzuentwickeln, falle man zurück, klagten Behindertenvertreter. In öffentlichen Gebäuden, so der Vorwurf, sollen wohl nur die Hauptgänge, nicht aber die Büros frei zugänglich sein. Einer Umfrage zufolge belegte Berlin bei der Barrierefreiheit den vierten Platz unter den fünf größten Städten – nach München, Frankfurt am Main, Hamburg, vor Köln.

Senioren geben teilweise 70 Prozent ihrer Rente fürs Wohnen aus

Dass altersgerechtes Leben nicht die Aufgabe eines Ressorts allein sein kann, hat kürzlich auch Sibyll Klotz deutlich gemacht. Die grüne Sozialstadträtin in Tempelhof-Schöneberg sagte, dass es Senioren gebe, die wegen der hohen Mieten bis zu 70 Prozent ihrer Rente fürs Wohnen ausgeben müssten. „Und dann gibt es Alleinstehende, die in 90-Quadratmeter-Wohnungen leben, obwohl die ihnen zu groß sind. Da sie aber einen alten Mietvertrag haben, sind die Kosten niedriger als in einer neuen 40-Quadratmeter-Wohnung.“

Vor allem in den Kiezen mit niedrigem Sozialindex drohen Senioren schwierige Zeiten. Dort, wo Bildung und Einkommen gering sind, leiden die Bewohner auch öfter unter chronischen Krankheiten. Wenn nach der Wahl – was einige prognostizieren – eine rot-rot-grüne Landesregierung regieren sollte, werden sich die Parteien nicht um den Posten des Gesundheitssenators streiten. Spekulationen, wer das Ressort übernimmt, gibt es dennoch. In den Sozialverbänden würden sich einige freuen, wenn Klotz den Posten bekäme. Dass sich Czaja und Klotz gut verstehen, könnte bei der Übergabe helfen.

Dieser Text ist Teil unserer Serie zur Berlin-Wahl 2016. In der zweiten Folge diskutierten wir Wahlfragen rund um das Thema Kinder, den Text können Sie hier nachlesen. Welche Maßnahmen der rot-schwarze Senat in der ablaufenden Legislaturperiode für bessere Kinderbetreuung und Schulen getroffen hat, ist hier aufgeschrieben. Was Bildungs-Experten empfehlen, lesen Sie hier.

Die nächsten Folgen: Klima, 7.8., Verkehr, 9.8., Sicherheit, 11.8., Integration, 13.8., Wirtschaft, 15.8., Ämter, 17.8., Demokratie, 19.8.

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